Die Lage der Balinger U23 (rechts Marius Oberle) in der Landesliga ist prekär. Foto: Kara

Landesliga: Ständige Personalprobleme. Als Tabellenelfter in die Winterpause.

Nur vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz in der Fußball-Landesliga, ständige Personalprobleme – die U23 der TSG Balingen geht als Tabellenelfter in die Winterpause. Das Team, das in der vergangenen Saison noch in der Verbandsliga kickte, droht weiter abzurutschen.

"Die enge Verzahnung mit der Oberliga-Mannschaft sowie der U19 und U17, die beide in der Oberliga spielen, war uns elementar wichtig", nannte Ralph Conzelmann, stellvertretender Fußball-Abteilungsleiter der TSG Balingen, Ende Juni die Gründe dafür, weshalb sich der Klub für Darko Toth als Trainer für die U23 entschieden hatte. Nun soll der Kroate angeboten haben, sein Amt wieder abzugeben

Toth trat damals die Nachfolge von Danijel Baric an. Der hatte das Perspektivteam erst im Januar übernommen, sollte die Mannschaft in der Verbandsliga halten. Das ging schief – auch weil in der entscheidenden Phase die personelle Unterstützung von oben ausblieb. Baric trat einen lange geplanten Urlaub in der Schlussphase der Saison an und musste daraufhin seinen Hut nehmen. Doch nicht nur Baric verließ den Verein, auch zahlreiche Kicker suchten nach dem Verbandsliga-Abstieg das Weite, kehrten entweder zurück zu ihren Heimatklubs oder schlossen sich Mannschaften in tiefere Ligen an. Das Sprungbrett ins Oberliga-Team wurde wieder eine Nummer tiefer, auf Landesliga-Niveau gelegt.

Ralf Volkwein, inzwischen Trainer der Oberliga-Elf, hatte die U23 vor der Saison 2013/14 mit Co-Trainer Lothar Engelhardt übernommen. Im Team standen damals zahlreiche Talente, die sich in der Runde zuvor für die A-Junioren-Bundesliga qualifiziert hatten. Die TSG verzichtete auf den Aufstieg, und so gingen die Youngster in der Landesliga auf Torejagd. Mit Volkwein feierten sie 2014/15 die Meisterschaft und den Aufstieg in die Verbandsliga. 2015/16 übernahmen Volkwein und Engelhardt die erste Mannschaft, nachdem Coach Matthias Zahn und Sportvorstand Karsten Maier Ende Oktober zurückgetreten waren – zu einer Zeit, in der es schien, als könne sich die U23 im hinteren Mittelfeld der Verbandsliga festbeißen. Bis zur Verpflichtung von Danijel Baric betreuten Volkwein und Engelhardt das Nachwuchsteam parallel. Am Ende der Saison stand Tabellenplatz 16 und die Rückkehr in die Landesliga.

Vor dieser Saison sollten Volkwein und Toth das Thema "enge Verzahnung" angehen. Tatsächlich war die Verzahnung zwischen Oberliga- und U23-Team derart eng verzahnt, dass die sportliche Leitung der TSG gar nicht mehr richtig zwischen erster und zweiter Mannschaft differenzieren wollte. Das fing bei den stets gemeinsamen Übungseinheiten an, ging über das gemeinsame Trainingslager weiter und endete mit Testspielen, in denen ständig rotiert wurde.

Erst kurz vor dem Oberliga-Startschuss wurden die Spieler dem Oberliga- oder dem Landesliga-Team zugeteilt. "Das wurde klar kommuniziert", sagt Conzelmann. Das Problem: Manch einer fühlte sich plötzlich degradiert, weil er der Elf von Darko Toth zugeteilt wurde. Andere, wie Dennis Blaser oder Patrick Möhrle – sie waren gerade erst vom SC Pfullendorf und dem Kehler FV zur TSG gewechselt –, suchten noch vor Ende der Transferperiode das Weite. Im Laufe der Vorrunde meldete sich auch Sascha Wissenbach ab.

Inzwischen muss Conzelmann eingestehen: Das Konzept der engen Verzahnung ist gescheitert. "Es war ein Versuch. Der Hintergedanke war, dass Spieler, die neu hinzukommen, egal ob Externe oder aus der eigenen U19, eine Chance sehen, ins Oberliga-Team zu kommen. Aufgrund des gemeinsamen Trainings sind bei manchen zu große Ansprüche entstanden." 42 Spieler zählte der Gesamtkader, aus dem die TSG ihre beiden Aktiventeams bestücken wollte. "Stand 30. Juni umfasste der Kader der U23 acht Spieler. Das ist natürlich viel zu wenig. Aber es haben immer Leute aus dem Oberliga-Team ausgeholfen", sagt Conzelmann.

Zum Training aber begrüßte Toth bisweilen gerade einmal eine Handvoll Feldspieler, weil manche bei den Einheiten der "Ersten" dabei waren, andere aus beruflichen Gründen oder auch studienbedingt nicht immer präsent sein können. Zuletzt hatte Toth Schwierigkeiten, überhaupt elf Spieler für ein Landesliga-Spiel zusammenzubekommen. Am vergangenen Wochenende saß er bei der 2:4-Niederlage gegen den FV Ravensburg II sogar alleine auf der Bank – Kräfte zum Auswechseln? Fehlanzeige. Es mussten sogar zwei angeschlagene Spieler ran, die eigentlich eine Pause gebraucht hätten. "So etwas werde ich nicht mehr verantworten", sagte Toth nach der Partie. Offenbar wollte er auch sein Amt zur Verfügung stellen, eben weil er Woche für Woche keine Planungssicherheit hat. Stand gestern: Der Kroate leitet das Training der zweiten Mannschaft noch immer. Denn zur Rückrunde soll der Kader deutlich aufgestockt werden.

"Jetzt haben wir die Chance, alles zu analysieren. Grundsätzlich finde ich es immer besser, in Zeiten des Erfolgs zu handeln. Klar ist aber, dass die Personaldecke zu dünn ist. Wir müssen zunächst abwarten, wer den Verein in der Winterpause verlässt. Wir werden den Kader der zweiten Mannschaft jedenfalls extrem stärken", sagt Conzelmann. Denn die U23 des Oberligisten sei für viele Spieler attraktiv. "Es gibt einige, die Interesse haben, zu uns zu wechseln um hier in der Landesliga zu spielen. Bis Weihnachten wird weiter trainiert, in dieser Zeit kommen auch ständig Testspieler. Wir sind guter Dinge, dass wir personell aufstocken und die Qualität erhöhen können", so der stellvertretende Fußball-Abteilungsleiter der TSG weiter.

Natürlich wäre die Landesliga-Mannschaft auch bestens geeignet, Spieler der aktuellen U19 an den Aktiven-Fußball heranzuführen. Doch deren Trainer Wolfgang Schneck hat derzeit andere Sorgen. Die vergangene Oberliga-Spielzeit schlossen die TSG-Youngster auf dem vierten Tabellenplatz der Oberliga ab und gewannen völlig überraschend den WFV-Pokal. Nun überwintert die U19 mit sieben Punkten auf dem zwölften und damit letzten Platz des Tableaus.