Simon Brandstetter – hier im Duell mit TSG-Kapitän Matthias Schmitz – drehte mit zwei Toren das Spiel gegen die TSG Balingen für den FSV Mainz II. Foto: Eibner

Regionalliga: Team von Martin Braun verliert trotz Führung und Überzahl am Ende bei U23 des FSV Mainz mit 1:2. 

FSV Mainz II – TSG Balingen 2:1 (0:1). Nichts war’s mit einem Auswärtserfolg für die Regionalliga-Fußballer der TSG Balingen: Trotz einer 1:0-Führung standen die Eyachstädter am Ende mit leeren Händen da.

Eine knappe Stunde war gespielt im Mainzer Bruchwegstadion. Und Balingen schien bereits auf der Siegerstraße zu sein und damit die drei Punkte vom ersten Spieltag gegen den VfR Aalen (4:1) vergolden zu können.

Das Braun-Team führte mit 1:0 und hatte zudem noch den Vorteil, dass sich die Mainzer mit einer Ampelkarte selbst dezimierten. Was sollte also gegen zehn Mann noch schief gehen?

Mehr als eine halbe Stunde später hatte die TSG das Spiel jedoch mit 1:2 verloren und muss sich eine überflüssige Niederlage ankreiden lassen.

"Komischerweise war genau diese Gelb-Rote Karte der Knackpunkt", sagte TSG-Torwart Julian Hauser nach der Partie. "Da haben wir kurzzeitig aufgehört, Fußball zu spielen. Dabei waren wir gut im Spiel."

Doch der Reihe nach: Der Nachmittag hatte schon schlecht angefangen für die Eyachstädter: Wegen eines Autounfalls stand der Mannschaftsbus anderthalb Stunden lang im Stau. Das Spiel konnte so erst mit einer Stunde Verspätung angepfiffen werden.

Mit ihrer Fünferabwehrkette bereiteten die Balinger ihrem Gegner in der ersten Halbzeit große Probleme. Umgekehrt entstand auf der Gegenseite mit der ersten nennenswerten Aktion der Partie auch gleich die 1:0-Führung für die TSG – durch einen von Kaan Akkaya ins linke Eck verwandelten Elfmeter, den Nils Gans an Marc Pettenkofer verursachte (24.).

"Ich lege den Ball vorbei, er will mich abgrätschen, trifft mich aber am Fuß – insofern ein klarer Elfmeter", sah Pettenkofer selbst die Aktion.

Die Eyachstädter ließen in der ganzen Halbzeit nur eine Chance vom Gegner zu: einen harmlosen Kopfball von Simon Brandstetter. Mehr war nicht.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit sollte es zu mehr Gefahr vor dem Balinger Tor kommen – auch weil sie es in dieser Phase nicht so gut schafften, die Bälle bereits im Mittelfeld festzumachen wie noch vor der Pause. Die Nullfünfer kamen so einige Male in Schussposition, auch wenn es gelang, sie nicht direkt vor das Tor kommen zu lassen.

Nach einer knappen Stunde wurde es dann auch hektisch. Pettenkofer lief alleine auf das Tor zu, wurde aber in letzter Sekunde noch gestoppt. Regelwidrig oder nicht – das war die Frage. Der Schiedsrichter ließ weiterspielen. "Man kann die Situation in beide Richtungen geben, aber in dem Moment regt man sich natürlich sehr auf", so die Einschätzung von Pettenkofer.

Dann kam es zum Platzverweis: Erst leistete sich der Mainzer Verteidiger Ahmet Gürleyen im Mittelfeld ein überflüssiges Foul an Leander Vochatzer, dann schlug er aus Frust auch noch den Ball weg (56.). Berechtigt hielt er dafür von Schiedsrichter Joshua Herbert die Ampelkarte.

Doch die Aktion nützte paradoxerweise dem Gastgeber mehr als den Gästen: Nach einer Flanke von Oliver Wähling kam TSG-Torwart Hauser einen Tick zu unentschlossen aus dem Tor. Dort stand Brandstetter und köpfte gegen die Laufrichtung des Keepers zum 1:1 ein (61.).

"Ich dachte erst, dass ich hinkomme, dann merke ich, die Flanke wird zu lange, das reicht nicht", schildert Hauser die entscheidenden Sekunden. Zwölf Minuten später wurde ein Schuss von Wähling aus 20 Metern unglücklich von Matthias Schmitz mit dem Kopf Richtung Tormitte abgefälscht. Hauser, der schon in eine Ecke unterwegs war, konnte den Ball mit der Hand nur noch so abwehren, dass Brandstetter keine Mühe hatte, den Ball zum 2:1 über die Linie zu bringen (73.).

Die Mainzer waren nun nur noch darauf aus, das Ergebnis über die Zeit zu retten. Die Balinger rannten an. Trotz Möglichkeiten, die sich noch boten, wollte der Treffer aber nicht mehr fallen.

Die TSG steht nun auf Platz neun. Schon am Mittwoch geht es um 19 Uhr für die Eyachstädter weiter mit einem Heimspiel gegen den Namensvetter Bahlinger SC.

Stimmen zum Spiel

Zufrieden war der Mainzer Trainer Bartosch Gaul mit dem zweiten Saisonsieg seiner Mannschaft. »Gegen den Gegner mit seiner 5-3-2-Ausrichtung war es in der ersten Halbzeit nicht so einfach. Wir haben nicht immer gute Entscheidungen getroffen und hatten viele einfache Ballverluste. Die Gelb-Rote Karte ist berechtigt, da muss sich Gürleyen cleverer verhalten. Da werden wir auch noch mal darüber sprechen. Man hat dann gemerkt, welcher Charakter in dieser Mannschaft steckt. Sie haben ihre Basistugenden abgerufen. Am Ende haben sie sich den Sieg erkämpft. Unterm Strich war der Sieg verdient. Das war ein klassischer Charaktersieg. Wir hatten unterm Strich Ballbesitz ohne Ende, haben aber definitiv zu wenig draus gemacht. Der Elfmeter ist keine klassische Torchance. In der zweiten Halbzeit war es ein offeneres Spiel.«

Balingens Martin Braun zollte dem Gegner Respekt: »Die Mainzer haben das Spiel mit der Qualität von Simon Brandstetter gedreht. Der hat die Fähigkeiten, aus zwei kleinen Fehlern, die wir machen, Tore zu erzielen. Beim 1:1 haben wir die Flanke nicht verhindert, in der Mitte fehlt die hundertprozentige Zuordnung. Julian Hauser war sich nicht sicher, ob er an den Ball kommt oder nicht. Das war aber auch schwierig, da hinzukommen. Da waren aber auch zwei Spieler in der Mitte, die in der Situation nicht energisch an Brandstetter dran waren. Das 2:1 ist ein Glückstor. Der Ball wäre weit ins Aus gegangen, trifft unseren Spieler aber am Kopf. Das waren zwei Knackpunkte, wo wir nicht viel falsch gemacht haben, der Gegner aber es genutzt hat. Nach dem 2:1 hatten wir sicher noch zwei, drei gute Torchancen. Wir haben aber noch nicht die Ruhe, um sie zu Ende zu spielen.