Nach zehn Spielzeiten in der Landes- und Verbandsliga will Christian Braun künftig etwas kürzertreten. (Archiv) Foto: Peiker

Landesliga: Nach zehn Jahren Landes- und Verbandsliga ist schluss. Familienleben hat Priorität.

Seit zehn Spielzeiten schnürt Christian Braun seine Kickstiefel in der Landes- und Verbandsliga. Aktuell noch für den SV Zimmern. Doch nach dieser Saison ist Schluss. Der demnächst 31-Jährige möchte nach einem Jahrzehnt am Leistungslimit künftig kürzer treten.

Gründe gibt es genug. "Man wird ja nicht jünger, kommt eben langsam in die Jahre", nimmt es Christian Braun mit Humor. Zudem häuften sich Zwangspausen durch Verletzungen. "Es waren zum Glück nur kleine Verletzungen, wie Zerrungen oder Muskelverhärtungen. Damit muss man als Fußballer leben, braucht es einfach Zeit, sie auszukurieren." Das triftigste Argument für die Entscheidung liegt jedoch im privaten Bereich, nachdem der Torjäger seit knapp einem Jahr Vater ist und das Familienleben zunehmend an Priorität gewinnt.

Somit steht fest: "Ja, ich werde mich aus Zimmern dieses Jahr verabschieden", sagt Christian Braun. Damit will er jedoch keineswegs seine Fußballerkarriere beenden, lediglich den zeitlichen Aufwand für diesen Sport etwas reduzieren. "Mir schwebt vor, dass ich mich als Spielertrainer oder Co-Trainer bei einem Verein engagiere", möchte er seine Erfahrung weitergeben. Auch habe es schon Gespräche mit ambitionierten Vereinen in der Bezirksliga und Kreisliga A gegeben, entschieden sei jedoch noch nichts. "Natürlich hat sich mein Privatleben verändert, grad durch meinen Sohnemann. Dennoch, wer mich kennt weiß, dass ich immer noch ehrgeizig genug bin. Ich möchte die Mannschaft, in der ich in der nächsten Saison spielen werde, nach vorn bringen und alles geben, auch wenn das nicht einfach ist, dies alles unter einen Hut zu bekommen. Dennoch bin ich überzeugt, dass ich es schaffen werde", gibt sich Braun zuversichtlich.

Rückblickend nahm die Karriere des Torjägers für einen Freizeitfußballer geradezu einen kometenhaften Verlauf. Beim damaligen C- und B-Kreisligisten SV Lauffen war er in den Jahren 2007 bis 2010 der Garant für den Erfolg, sorgte sein "Killerinstinkt" dafür, dass es auf dem "Lerchenbühl" immer was zu feiern gab. Dabei wurde Christian Braun, der bis zu den B-Junioren als Torwart spielte, mit dem Wechsel in die A-Junioren ins kalte Wasser geworfen.

Von der Nummer 1 wechselte er an vorderste Front, musste als Stürmer auflaufen, um die gegnerischen Abwehrreihen aufzumischen. Das gelang in beeindruckender Manier. Daher überraschte es nicht, dass in der Saison 2009/2010 der Torjäger in den Fokus anderer Vereine und Trainer geriet. So von Onur Hepkeskin, damals Coach der SpVgg 08 Schramberg. In dessen Konzept passte Christian Braun perfekt, um den Traditionsverein aus der Talstadt wieder in höhere Gefilde zu führen. Hepkeskin wurde mit seiner damaligen "Supertruppe" 2009/2010 Meister der Bezirksliga, mit einem Punkt Vorsprung vor dem SC 04 Tuttlingen.

Allerdings bedurfte es vieler Überzeugungsarbeit, bis der damals 20-Jährige bereit war, den Sprung zu wagen. "Ja, ich habe lange überlegt, da der Schritt im Winter war und ich wollte meine damalige Mannschaft, den SV Lauffen, nicht einfach hängen lassen. Nach vielen Gesprächen kam ich zu dem Entschluss, dass der Zeitpunkt gekommen ist, den nächsten Schritt zu wagen. Die SpVgg Schramberg war zu diesem Zeitpunkt eine wirkliche gute Mannschaft", blickt Braun zurück. 2009 noch Kreisliga C, eineinhalb Jahre später in der Landesliga. In der Rückrunde der Aufstiegssaison der SpVgg erzielte Braun acht Treffer. Und auch wenn die Nullachter aus der Talstadt direkt zurück in die Bezirksliga mussten, kam die SpVgg Schramberg noch beeindruckender zurück.

Entscheidenden Anteil hatte dabei Christian Braun. 70 Tore steuerte er zur erneuten Bezirksliga-Meisterschaft bei. Ein Rekord für die Ewigkeit. "Auf diesen Deutschlandrekord bin ich immer noch stolz, auch zehn Jahre danach. Und ich verfolge das natürlich – bisher hat keiner mehr geschafft, diese Anzahl an Treffern in der Bezirksliga zu erzielen", so der Torjäger.

Eine Selbstverständlichkeit war dies allerdings nicht. Christian Braun schuftete dafür hart, legte zum "normalen" Trainingsprogramm jede Woche Sonderschichten an Übungseinheiten ein, verbesserte sich technisch und legte vor allem in der Athletik deutlich zu. Neben dem enormen Ehrgeiz, sich in der Mannschaft von Hepkeskin zu behaupten, gab ihm die Unterstützung seines damaligen Trainers die nötige Motivation. Braun: "Das hat mir gutgetan, hab ich bei Onur Hepkeskin dadurch vieles dazugelernt."

Und plötzlich stand Christian Braun auf den Notizblöcken der Bundesligascouts, wurde er im Frühsommer 2012 zu einem mehrtägigen Probetraining beim FC Köln eingeladen. "Von so was träumt jeder Fußballer, für einen großen Club wie dem 1. FC Köln trainieren zu dürfen und auch noch zwei Spiele zu absolvieren. Auch wenn es nicht in die U21 des damaligen Bundesligisten gereicht hat, kann ich stolz sein, was ich in den Vereinen erreicht habe, in denen ich gespielt habe", so der noch Torjäger des SV Zimmern.

Dazu zählt auch der FC Bad Dürrheim. Im Sommer 2013 wechselte Christian Braun von der SpVgg 08 Schramberg für vier Spielzeiten zum südbadischen Verbandsligisten, der damals von Reiner Scheu trainiert wurde. So reizvoll es für Braun war, "in einem anderen Fußballverband Erfahrungen zu sammeln, es war sehr spannend. Mit Reiner Scheu hatte ich einen super Trainer, der mich noch etwas weiter nach vorn gebracht hat." Zwar dauerte es einige Zeit, bis sich Christian Braun im damaligen Starensemble des FC Bad Dürrheim durchbeißen konnte. Doch als man dessen Qualitäten erkannte, die Instinkte des Torjägers zu nutzen verstand und Braun entsprechend einsetzte, wurde er auch beim Club der Kurstadt zum Erfolgsgaranten.

Im Sommer 2017 heuerte Christian Braun beim SV Zimmern an, der nach seinem einjährigen Intermezzo in der Verbandsliga Württemberg in die Landesliga 3 zurückkehrte. Mit 41 Toren hatte Braun entscheidenden Anteil, steuerte die Hälfte der Treffer bei, damit der SV Zimmern unter seinem damaligen Trainer Patrick Fossé erneut am Tor zur Verbandsliga pochte. Der Vize-Meister 2017/18 scheiterte jedoch in der Relegation. In der Landesligasaison 2018/19 wurde der SV Zimmern Vierter. Von den 59 Toren erzielte Christian Braun 25, landete in der Torjägerliste auf Rang drei. In der aktuellen Spielzeit der Landesliga 3 ist Braun mit 15 Treffern wieder auf Platz drei und der SV Zimmern wieder Tabellenvierter. Doch wie diese Saison ausgehen wird, steht derzeit aufgrund der Corona-Pandemie in den Sternen.