Für dieses Einsteigen gegen Leon Oeschger sah Wittendorfs Robert Ruoff die rote Karte. Damit wird der Kapitän seiner Mannschaft wohl länger gesperrt fehlen. Foto: Kunze

Landesliga: Mannschaft gegen Rottenburg in Unterzahl. Rückstand fast noch in Sieg gedreht.

Im Fußball liegen Leid und Freude nah beieinander. Das könnte man getrost als Phrasendrescherei abtun, das Spiel gestern in Rottenburg brachte das aber genau auf den Punkt – mit einem ärgerlichen Ergebnis für beide Mannschaften.

FC Rottenburg – SV Wittendorf 2:2 (2:0). Durch das 2:2 treten nämlich beide Aufsteiger weiter auf der Stelle. Rottenburgs Trainer Frank Eberle hatte es ja vor dem Spiel auch gesagt, "ein Unentschieden bringt keiner Mannschaft etwas". Das schien er seiner Elf im Vorfeld eingeimpft zu haben, oder besser zwei Mannschaften, gleich zehn Spieler nahmen auf seiner Ersatzbank Platz während auf Seiten der Gäste nur auffiel, dass Tim Jung erstmals nicht in der Startelf stand.

Kaum war das Spiel angepfiffen, durfte auf Gastgeberseite bereits nach 18 Sekunden gejubelt werden, aus dem Nichts brachte Lukas Behr die Domstädter in Führung. Über die linke Seite kommend zog er Richtung Tor und durch einen platzierten Schuss ins lange rechte Eck reibte man sich auf Gästeseite verwundert die Augen. Das taten auch die Zuschauer, die mit ansehen mussten, dass die Spieler beider Teams so ihre liebe Not mit dem Geläuf hatten, der seifige Platz machte den Akteuren zunehmend zu schaffen, besonders Wittendorfs Innenverteidiger Daniel Kipp haderte ein ums andere Mal.

Die Gastgeber blieben am Drücker und Wittendorf durfte sich beim sehr gut aufgelegten Torhüter Lucas Finkbeiner bedanken, dass er mit einem super Reflex der Gewinner im eins gegen eins gegen Michael Merk blieb und dessen Schuss zur Ecke lenkte (11.). Fünf Minuten später hatte dann A-Jugendspieler Ioannis Potsou den Abwehrriegel geknackt, bei seinem Treffer stand er aber im Abseits (16.). Rottenburg hielt aber das Tempo hoch und in der 18. Minute waren sie über die rechte Seite entwischt, der mitgelaufene Daniel Wiedmaier positionierte sich mustergültig in Wittendorfs Box, wartete auf den Pass in die Gasse und traf zum 2:0.

Wittendorf war dann von der Rolle, das zeigte sich nach etwa 22 Minuten: Zunächst holte Rottenburgs Leon Oeschger Robert Ruoff von den Beinen und sah dafür die gelbe Karte. Drei Minuten später rächte sich Ruoff, indem er umgekehrt völlig unnötig auf Höhe der Mittellinie Oeschger weggrätschte und glatt Rot sah. Dezimiert hatten die Wittendorfer nun 65 Minuten zu überstehen. Vor der Pause fast das 3:0 als Finkbeiner einen Ball nur halbherzig klärte, der Ball zu Mathias Hägele kam und der einfach mal aus 30 Metern aufs Tor hielt. Finkbeiner rutschte beim Klärungsversuch aus und konnte den Ball gerade noch an den Pfosten lenken (38.).

Nach Wiederanpfiff dauerte es bis zur 55. Minute, als die Wittendorfer endlich zu ihrer ersten Torchance kamen, doch Henry Seeger zog aus 18 Metern knapp daneben. Es folgten bange Minuten für die Gäste, die einen Sturmlauf der Rottenburger zu überstehen hatten, gleich dreimal behielt vor allem Dominik Müller die Übersicht und opferte sich beim Klären mit auf. Langsam schien Wittendorf wach und wehrte sich. Vor allem ein zweifelhaftes Einsteigen durch FCR-Torwart Pascal Baumgärtner gegen Dominik Müller im Sechzehner, aber ein Pfiff auf Elfmeter, der ausblieb, schien die Gäste angestachelt zu haben.

Wittendorf schmiss nun alles nach vorne, stelle den Gegner früh zu und rückte mit Tempo nach, wohlwissend, dass hinten nun alles offen war. Aber die Elf aus dem Schwarzwald belohnte sich: Erst war es Henry Seeger, der einen Pfostenabpraller durch Patrick Möhrles Schuss zum Anschlusstreffer nutzte. Und nur vier Minuten später machte Baumgärtner erst einen Schuss von Seeger aus kurzer Distanz mit einer Glanzparade zunichte, doch der eingewechselte Sandro Bossert brauchte nur noch einzuköpfen.

Plötzlich schien sich die Partie zu drehen, Wittendorf war näher an einem 3:2 als Rottenburg. So ärgerte man sich zwar aus Gästesicht, dass es doch nur bei einem Punkt blieb, war aber auch froh, nicht verloren zu haben. In Rottenburg ärgerte man sich über den verschenkten Sieg und war am Ende aber seinerseits froh, nicht doch noch verloren zu haben – Leid und Freude nah beieinander eben.