Bekamen es am Sonntag öfter miteinander zu tun: Bösingens Michael Bantle (links) gegen Henry Seeger (Mitte), der mit den Wittendorfern am Ende jubeln durfte. Foto: Burkhardt

Landesliga: Gastgeber schnappen sich mit 2:0-Heimsieg gegen VfB Bösingen drei wichtige Punkte. 

SV Wittendorf – VfB Bösingen 2:0 (1:0). Mit einer Willensleistung hat sich der SV Wittendorf am Sonntagnachmittag auf heimischem Rasen mit 2:0 gegen den VfB Bösingen durchgesetzt.

"Ich hatte mir schon gedacht, dass es heute ganz schön auf die Knochen gehen würde", sagte Peter Leopold, Coach des VfB Bösingen, nach der 0:2-Niederlage seines Teams beim SV Wittendorf. Tatsächlich sollte die Partie körperbetont werden, das zeigten nicht nur die insgesamt acht gelben Karten, sechs davon auf Seiten der Gäste. Doch die Wittendorfer, die im Laufe ihrer Niederlagen-Serie der vergangenen Wochen teilweise etwas zu ängstlich gewirkt hatten, brachten den Bösingern an diesem Sonntagnachmittag alles entgegen, was sie entgegenzubringen hatten: Leidenschaft, Zweikampfbereitschaft und absoluten Willen.

Es mag nicht das schönste Spiel ihrer bisherigen Saison gewesen sein, das sagte auch SV-Coach Stefan Jäkle, der das Team gemeinsam mit Hans Romann trainiert, nach Abpfiff. Wohl aber hatte ihr Team endlich wieder gezeigt, was in ihm steckt und ließ sich von den Bösingern zu keinem Zeitpunkt einschüchtern.

Hinzu kam ein weiterer Faktor: Die Wittendorfer gingen endlich wieder einmal in Führung, und das sogar in Windeseile: Gleich in der zweiten Minute pfefferte Patrick Möhrle einen Freistoß aus gut 30 Metern – beinahe von der rechten Seitenaus-Linie – zum 1:0 erst an die Innenkante der Latte und damit auch ins Netz. Unhaltbar, das kommentierten auch die Trainer, war der Schuss nicht, allerdings spielte Bösingens Keeper Sascha Vögele gegen die Sonne, sah den Ball daher erst spät. Zu spät.

Nur wenige Minuten später legte Henry Seeger, der an diesem Nachmittag vom Gegner einiges einstecken musste, kurz vor der Strafraumgrenze quer, allerdings fehlten Robin Huß wenige Zentimeter, um den Ball verarbeiten zu können. Taktisch ließen es die Wittendorfer etwas anders angehen – und Romann und Jäkle sollten mit ihrer Idee goldrichtig liegen: Sie schafften Überzahl-Situationen im Mittelfeld, die Bösinger strahlten dadurch im letzten Drittel, wenn sie es überhaupt erreichten, kaum Gefahr aus. Stattdessen kamen die Gastgeber häufig bereits an der Mittellinie zu Ballgewinnen.

In der 35. Minute kamen die Bösinger zu ihrer bis dahin besten Möglichkeit, doch der gut getroffene Freistoß stellte für Lucas Finkbeiner im Tor der Wittendorfer keine große Prüfung dar. Er sollte erst nach dem Seitenwechsel öfter gefordert werden, denn fortan agierten die Bösinger deutlich zielstrebiger und konsequenter, versuchten das Spiel über die Außen schnell zu machen und am Ende über die Mitte, besonders durch Marius Beiter und Marius Müller, zum Erfolg zu kommen. Zweimal musste Lucas Finkbeiner ernsthaft zupacken, einmal bewahrten ihn seine Beine, die dem Ball das Tempo nahmen, vor einem Gegentor (76.).

Einen offenen Schlagabtausch bekamen die 250 Zuschauer nach der Pause zu sehen – doch auch wenn die Wittendorfer dadurch häufiger in die Defensive gedrängt wurden: Sie lösten die Situationen, standen stabil und schoben gut nach. Wenn der Ball bei ihnen war, rollte der Zug direkt los – die besseren Chancen blieben dadurch auf Seiten der Gastgeber. Sowohl in der 66. als auch in der 70. Spielminute landete der Ball im Bösinger Gehäuse, jedoch wurde zuerst bei Robin Huß Abseits gepfiffen, im Anschluss ein Foul am Torhüter, der Schuss landete erst nach dem Pfiff in den Maschen.

Wittendorf hielt trotz aller Gegenwehr der Gäste durch und belohnte sich nach zwei weiteren Großchancen des eingewechselten Tobias Armbruster. Den Abpraller der zweiten Möglichkeit sicherte sich Henry Seeger und baute den Vorsprung mit einem platzierten Schuss ins linke untere Eck auf 2:0 (77.). Dabei sollte es – trotz zweier "Gewaltschüsse" von Thomas Eger – auch bleiben, zur Freude der Wittendorfer, die damit fürs Erste nicht nur einen Punkt hinter die Negativserie gesetzt haben, sondern gleichzeitig auch ohne Gegentor geblieben sind. Selbstbewusstsein für die kommenden Wochen bis zur Winterpause dürfte ihnen dieser Erfolg jedenfalls geben.

SV Wittendorf: Lucas Finkbeiner; Robin Schillinger (79. Tim Jung), Florian Lehrer (61. Daniel Kipp), Simon Spissinger, Radion Eckert, Robin Huß, Henry Seeger, Dominik Müller, Kai Totzl (70. Tobias Armbruster), Jakob Schmid, Patrick Möhrle (85. Sandro Bossert).

VfB Bösingen: Sascha Vögele; Christoph Halder (78. Benedikt Bantle), Marcel Sieber (81. Fabian Schmid), David Kopf, Michael Bantle, Philipp Haaga, Marius Beiter, Jannik Botzenhart, Simon Jauch (62. Thomas Eger), Razvan-Adrian Dobricean, Marius Müller.

Tore: 1:0 Patrick Möhrle (2.), 2:0 Henry Seeger (77.).

Schiedsrichter: Bahri Kurz.

Zuschauer: 250.

Trainerstimmen

Hans Romann und Stefan Jäkle (SV Wittendorf):

"Heute haben wir mal das Glück auf unserer Seite gehabt, das war wichtig. Es war vielleicht kein schönes Spiel, aber wir haben uns gewehrt und nicht so viel Angst gehabt. Die Systemumstellung ist uns entgegen gekommen. Wir wollten auf dem kleinen Platz vorne mehr Überzahl schaffen, das hat gut funktioniert. So muss es weitergehen."

Peter Leopold (VfB Bösingen):

"Wir wussten, dass es super schwer werden würde und ich hatte gesagt, dass Wittendorf eigentlich schon um den ›letzten Strohhalm‹ kämpft. Aber dann bekommen wir da so ein Ding zum 0:1, das spielt dem Gegner in die Karten. In der zweiten Halbzeit haben wir unsere Chancen gehabt, da kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Aber das war Wittendorfs Tag heute, darauf haben sie hingearbeitet."