Wäre am liebsten im Erdboden versunken: Stjepan Geng. Foto: Marc Eich

Oberliga: Nullachter nach bitterer Niederlage bereit für kurze Sommerpause. "Doch wir stehen wieder auf."

Die Zuversicht war groß, die Enttäuschung umso größer! Schnell in den Mannschaftsbus und los in Richtung Villingen. Dies war das Motto der sichtlich angeknockten Nullachter nach dem verpassten Aufstieg in die Regionalliga Südwest.

Mittwochabend, 20.57 Uhr, Pirmasenser Sportpark Husterhöhe: FK-Goalie Daniel Kläs und seine Teamkollegen stürmen den schmucken VIP-Raum der Pfälzer. Sonnenbebrillt bekommt Aufstiegscoach Peter Tretter die obligatorische Bierdusche. "Es gibt nur einen Peter Tretter", grölen Spieler und Fans. "Feierbiest" Kläs versucht sich – natürlich mit einem Bier in der Hand – in einer Analyse des Spiels. "Villingen war technisch stark. Na und! Wir haben in der zweiten Hälfte unsere Stärken durchgebracht", lachte der Pirmasenser Keeper, der in der ersten Hälfe seine Mannschaft mit einigen Paraden vor dem Rückstand bewahrt hatte.

Der FK-Torwart lag in seiner bierseeligen Bewertung des dritten und entscheidenden Aufstiegsspiels zur Regionalliga richtig. Villingen fand nach einer überzeugenden ersten Halbzeit in den zweiten 45 Minuten nicht mehr ins Spiel zurück. "Das war einfach schlecht", konnte nicht nur Mittelfeldabräumer Daniel Wehrle den Leistungsabfall der Nullachter in Hälfte zwei nicht erklären.

"Wir wussten, dass Pirmasens nach dem 0:0 zur Pause mehr machen muss. Ich habe meiner Mannschaft gesagt, dass wir wie in der ersten Halbzeit weiterspielen sollen", hatte 08-Trainer Jago Maric seine Schützlinge auf offensivere Pfälzer eingestellt. Doch die Villinger bekamen einfach keinen Zugriff mehr. In Sachen Dynamik, Laufbereitschaft, Zweikampfstärke, Körpersprache und Effizienz beim Torabschluss waren die Pirmasenser in den zweiten 45 Minuten besser, verdienten sich somit auch den Aufstieg in die Regionalliga Südwest. "Das war das zweite Spiel innerhalb von 72 Stunden. Irgendwie sind uns in der zweiten Halbzeit die Kräfte ausgegangen", nannte Mittelfeldspieler Tobias Weißhaar einen möglichen Grund für den Einbruch.

Zudem nahmen die Pirmasenser "zwei Geschenke von uns", so Jago Maric, dankbar an. Christian Grimm (63.) und Dennis Krob (75.) nutzten Fehler der Villinger eiskalt für die entscheidenden Treffer aus. "Die beiden Gegentore waren natürlich vermeidbar", betonte der scheidende Torjäger Nedzad Plavci. Doch letztendlich hatte der nach Rielasingen wechselnde Stürmer noch einen gewichtigeren Grund für die Niederlage ausgemacht. "Wir haben nach dem 0:1-Rückstand nicht mehr auf unsere Spielweise, sondern auf viele lange Bälle gesetzt. Dabei hatten wir noch genügend Zeit, den Ausgleich zu erzielen", bemängelte Plavci. Der Top-Stürmer ärgerte sich also, dass der 0:2-Rückstand aus einem Konter heraus resultierte.

Dabei hatten die Nullachter in der ersten Halbzeit die Partie bestimmt. Die Villinger ließen Ball und Gegner laufen, dominierten das Geschehen und spielten sich einige gute Chancen heraus. "Eine davon müssen wir nutzen. Dann wird es für uns leichter", trauerte Jago Maric den verpassten Gelegenheiten nach. Doch trotz aller optischer Vorteile kam auch in den ersten 45 Minuten der finale Pass zu selten an. Über das gesamte Spiel gesehen fehlte die Durchschlagskraft in der Offensive. Da war vom so starken Zug zum Tor aus dem 8:1-Heimsieg gegen den FC Bayern Alzenau nicht mehr viel zu sehen. Es fehlte einfach der Dampf.

Klar, dass die Stimmung bei der Rückfahrt gedrückt war. "Doch wir stehen wieder auf. Wir müssen aus diesen bitteren Niederlagen, dazu gehört auch das verlorene Pokal-Finale, unsere Lehren ziehen. Doch nun wird es echt Zeit für die Pause", stellte Daniel Wehrle klar, bevor er zu seinen enttäuschten Kollegen in den Mannschaftsbus stieg.

Weitere Informationen:

Der Kader des FC 08 wird nach dreieinhalbwöchiger Pause am Montag, 30. Juni, in die Vorbereitung starten.

Seite 2: FC 08-Geflüster

Größe

Während Nedzad Plavci, Daniel Niedermann oder Cristian Gilés nach dem Abpfiff noch traurig aus der Ferne zuschauten, wie die Pirmasener den Aufstieg feierten, waren Kapitän Benedikt Haibt und Co. auf dem Weg in Richtung Villinger Fankurve. Trotz der bitteren Niederlage bewiesen sie die Größe, sich für die Unterstützung der mitgereisten Anhänger zu bedanken.

Abschiedstränen?

Einige Villinger konnten ihre Tränen nicht verstecken. So musste sich auch Außenverteidiger Pablo Gil lange von Mario Ketterer, dem Sportlichen Leiter des FC 08, trösten lassen. Nach einigen Minuten der emotionalen Leere umarmte der Spanier dann zahlreiche Mitspieler. Zum Abschied? Gut möglich. "Der Verein hat mir ein Angebot für die nächste Saison vorgelegt, das für mich nicht optimal ist. Ich werde mir meine Zukunft nun im Urlaub in Spanien durch den Kopf gehen lassen", diktierte Gil in unser Mikrofon.

Schmuckkästchen

Ganz klar – der Sportpark Husterhöhe ist tauglich für die Regionalliga. Das Pirmasenser Stadion ist ein echtes Schmuckkästchen. Foyer, VIP-Räume, Verpflegung oder sanitäre Anlagen – da war auch 08-Präsident Leo Grimm beeindruckt.

Champions League

Die Pirmasenser hatten für einen würdigen Rahmen des entscheidenden Relegationsspiels gesorgt. Mit "Hells Bells" der australischen Hard-Rock-Band AC/DC wurde der Countdown für das "Spiel der Spiele" eingeleitet. Danach standen zahlreiche Kinder und Jugendliche Spalier beim Einmarsch der Mannschaften. Zudem erinnerte ein großes Sponsorenemblem im Mittelkreis ein wenig an die Champions League.

Oberliga 2018/19

Während sich die Pirmasener Kicker also in der Regionalliga Südwest bald auf Gegner wie Waldhof Mannheim oder Kickers Offenbach freuen dürfen, geht es für die Nullachter in der Oberliga-Saison 2018/19 gegen folgende Teams weiter: Stuttgarter Kickers (Regionalliga-Absteiger), SGV Freiberg, FSV 08 Bissingen, FC Nöttingen, FV Ravensburg, SSV Reutlingen, SV Göppingen, Bahlinger SC, Neckarsulmer SU, SV Oberachern, SG Backnang, 1. CfR Pforzheim, SV Spielberg, FC Germania Friedrichstal (Meister Verbandsliga Baden), SV Linx (Meister Verbandsliga Südbaden), Meister Verbandsliga Württemberg (Normannia Gmünd oder TSV Ilshofen) und der Gewinner der Aufstiegsspiele der Vizemeister der Verbandsligen Baden, Südbaden und Württemberg.

08-Fans zu spät dran

Rechtzeitig waren 40 Villinger Fans am Mittwoch per Bus in Richtung Pirmasens aufgebrochen. Aufgrund eines großen Staus bei Bühl hatte der Bus-Chauffeur die Idee, weiter über Frankreich zu fahren. Doch nach wenigen Kilometern der Richtungsänderung fiel ihm ein, dass er die für Frankreich notwendigen Transport-Formulare nicht mit an Bord hatte. Also ging es zurück in Richtung Autobahn A 5, um dort dann doch im Stau zu stehen. Das Ende vom Lied: Die 08-Fans trafen erst mit 20-minütiger Verspätung im Stadion ein, machten sich dann aber gleich lautstark bemerkbar.

Ein Trio für die U23

Der FC 08 Villingen II hat für die kommende Runde Alieu Sarr (Abwehr), Lavdrim Amiti (Torwart, beide bisher DJK Villingen) und Sebastian Rief (Mittelfeld, TSV Ilshofen) verpflichtet. "Damit suchen wir nicht mehr aktiv nach weiteren Verstärkungen", gibt U23-Coach Marcel Yahyaijan preis.