Manuel Vogt übernahm den VfL Stammheim im Sommer 2017. Foto: Kraushaar

Fußball: Trainer kündigt seinen Abschied vom VfL an - und hofft auf gutes Wetter für die Vorbereitung­.

Im Sommer 2017 trat Manuel Vogt das Erbe von Armin Redzepagic an und wurde Trainer beim VfL Stammheim. Den konnte er zwar in der Bezirksliga Böblingen/Calw halten, hat aber aus seiner Sicht perspektivisch zu wenige Möglichkeiten in dem Calwer Stadtteil. Daher ist für den 30-Jährigen, der auch seit neun Jahren für den WFV mit dem DFB-Mobil durch Württemberg tourt, demnächst Schluss.

Herr Vogt, wenn jetzt gerade so aus dem Fenster schaut, dann sieht man: Leise rieselt der Schnee. Wie sehr beeinträchtigt das schlechte Wetter die Vorbereitung?

Total. In der Anfangsphase der Vorbereitung kann man das zwar noch kompensieren, weil da das Ausdauertraining im Vordergrund steht. Erst im Laufe der Zeit kommt das Individual- und Gruppentaktische – und das wird echt heftig bei dem Wetter. Ich frage mich, wie man in den kommenden Wochen das Training gestalten kann, wenn das Wetter so bleibt.

Was haben Sie sich inhaltlich für die Vorbereitung vorgenommen?

Wir wollen uns vor allem im taktischen Bereich verbessern. Gerade im Spiel mit Ball haben wir noch unsere Probleme. Wir wollen gegen die Mannschaften, die weiter hinten in der Tabelle stehen, auch mal selber das Spiel machen, schneller zugreifen und Tore machen. Das war immer unser Problem, denn gegen die vorderen Mannschaften haben wir ganz gut gestanden und hatten ein gutes Umschaltspiel.

Der VfL Stammheim hat zuletzt zweimal in Folge die Saison auf Platz 12 beendet. Aktuell stehen Sie auf Platz 9 und haben schon jetzt zwei Drittel der Punkte der Vorsaison eingefahren. Alles im Soll, oder?

Das würde ich unterschreiben, wenn wir nicht die Tabellensituation hätten, die gerade da ist. Die Punktausbeute ist in Ordnung, aber das Problem ist, dass es in dieser Saison so eng zugeht. Ehningen sparziert zwar vorne voraus, dahinter folgen noch ein paar Mannschaften, aber dann geht alles schon in Richtung Abstieg. Wenn wir nach hinten schauen, sind es nur vier Punkte. Das ist alles sehr, sehr knapp. Ich bin zufrieden mit der Mannschaftsleistung. Wir haben Punkte geholt, die ich nicht erwartet hätte. Trotzdem müssen wir schauen, da hinten rauszukommen. Der Platz 9 klingt besser, als er ist.

Fünf Siege, fünf Unentschieden, sechs Niederlagen – das ist die ausgeglichenste Bilanz der Bezirksliga. Ist der VfL Stammheim nicht typisches Mittelmaß?

Ich möchte mich da eigentlich nicht einordnen. Ich habe gesagt, dass ich mit der Mannschaft angreifen will. Wir haben auch genügend Potenzial. Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass wir da stehen, wo wir stehen, aber es ist nicht mein Anspruch, mich damit zufrieden zu geben. Dann wenn man sieht, wo wir Punkte liegen gelassen haben, ärgert mich das.

Was ist denn Ihr Anspruch?

Das sage ich auch meinen Spielern immer wieder: jedes Spiel gewinnen. Das ist natürlich unrealistisch, aber ich möchte, dass jeder mit der Einstellung reingeht.

Mit Jonathan Tommasi haben Sie einen Spieler in den Top 20 der Torschützenliste der Bezirksliga. Er hat 25 Prozent aller Stammheimer Treffer erzielt. Welche Rolle spielt er für die Mannschaft?

Er ist für uns immens wichtig. Er ist noch einer der jüngeren Spieler, der zwar seine Qualität hat, aber er ist noch lange nicht am Ende. Aber er funktioniert halt auch nur in der Mannschaft. Er ist kein Spieler, der sich durch zehn Gegner durchdribbelt, obwohl er das theoretisch könnte, sondern ein Teil des Mannschaftsgefüges. Die Jungs wissen natürlich, was sie an ihm haben, aber es ist auch nicht so, dass bei uns gar nichts mehr gehen würde, wenn er ausfällt. Wir haben eher einen ausgelichenen Kader und leben vom Mannschaftsgefüge.

Ist das die Stärke des VfL Stammheim?

Ja, definitiv. Wir haben nicht diese klassischen Einzelspieler wie zum Beispiel Althengstett, Maichingen und Ehningen. Ich habe als Trainer die Qual der Wahl – wenn alle im Training sind.

Der 1.  FC Altburg ist in der Tabelle nur vier Punkte entfernt. Damit ist der VfL Stammheim dicht dran, die neue Nummer 1 der Stadt Calw zu werden. Ist das perspektivisch von Vorteil – gerade auch für die Jugendarbeit? Sie sind ja schließlich auch mit dem DFB-Mobil unterwegs und kennen sich in dem Bereich gut aus.

Genau, ich bin ja auch im Instruktoren-Lehrstab und jetzt komplett beim WFV angestellt. Daher beobachte ich das auch immer sehr. Wir haben halt in Stammheim ein Problem, und das ist die Spielgemeinschaft. Da fehlt einfach ein bisschen der Überblick. Klar, mit der Schule und der ganzen Infrastruktur – jetzt kommt ein Kunstrasen – müsste eigentlich ein Ruck durch den Verein gehen. Aber dann müssen auch Jugendspieler nachkommen. Nächstes Jahr kommt nicht so viel nach, wie man das gerne hätte. Aber der VfL Stammheim lebt eigentlich von den eigenen Spielern. Er ist ein Verein, bei dem nicht mit finanziellen Mitteln geworben wird. Darum muss viel nachkommen, um langfristig oben mithalten zu können. Mit Altburg mitzuhalten wird meiner Meinung nach schwierig.

Hat sich in der Nachwuchsarbeit des VfL Stammheim etwas verändert, seitdem Sie Trainer sind?

Leider nicht. Ich möchte nicht, dass das böse rüberkommt, aber ich habe mehrmals angeboten, in der Jugendkoordiation ein bisschen was zu machen, weil ich ja auch die Mittel habe. Aber da kam leider zu wenig. Positiv ist jedoch, dass wir die eigenen Jungs hochziehen konnten: Jonathan Tommasi, Oliver Wengschick, Sven Sensenbrenner. Es wurde den eigenen Jungs eine Chane gegeben und sie haben sich etabliert.

Wo wird der VfL Stammheim in fünf Jahren stehen?

Ich glaube, dass der Verein es aufgrund der finanziellen Mittel schwer haben wird. Das ist noch einer der wenigen Vereinen, bei dem die Spieler kein Geld kriegen. Die spielen für einen Nuller und leben den Verein. Leider ist es heutzutage so, dass es solche Vereine schwer haben. Man muss mehr auf die Jugend bauen.

Da wären Sie ja eigentlich der richtige Mann. Werden Sie langfristig in Stammheim bleiben?

Ich hätte das gerne gemacht, aber für mich im Dezember den Entschluss gefasst, dieses Jahr aufzuhören. Das heißt, es sind meine letzten Tage hier in Stammheim. Ich habe hier perspektivisch nicht die Möglichkeiten, die ich gerne hätte. Mal schauen, was kommt. Angebote gibt’s, aber ich habe jetzt in dem Sinne keinen neuen Verein. Schauen wir mal, wohin es mich zieht.

Der WFV wäre ja auch eine Option. Oder bevorzugen Sie eine Vereinsmannschaft?

Schon eher einen Verein. Ich bin aber nicht auf eine aktive Mannschaft festgefahren. Es kann auch eine U19 sein.