Tobias Doering (FC Brigachtal, links), Top-Schiedsrichter aus dem Schwarzwald, soll im nächsten Jahr neuer Bezirks-Obmann der Unparteiischen werden. Nach seinem "Abschiedsjahr" in der Oberliga wird er wohl in der kommenden Runde noch Verbandsliga-Spiele leiten. Foto: Eibner

Fußball: 52-Jähriger über Planungen, Aufstiege und seine Nachfolge. Schiri Doering soll in seine Fußstapfen treten.

Mit positiven Gedanken blickt Bezirksschiedsrichter-Obmann Guido Seelig (52, Bonndorf) nach dem außerordentlichen Verbandstag nach vorne. Der erfahrene Funktionär ist überzeugt davon, "dass uns diese Krise auch im Sport noch enger zusammenrücken lässt". Nach zwölfjähriger Amtszeit hat er seinen Abschied bereits vor Augen. Im nächsten Jahr soll Top-Schiri Tobias Doering in seine Fußstapfen treten. Guido Seelig. zieht eine Saisonbilanz, die natürlich etwas anders als gewöhnlich ausfällt.

Herr Seelig, haben Sie das Miteinander beim virtuellen Verbandstag – trotz all der Probleme – auch als so angenehm empfunden?

Ja, absolut. Der Verbandstag war sehr geprägt von Harmonie. Diese Krise lässt uns alle auch im Sport noch enger zusammenrücken. Es war klar, dass man es bei den Konzepten nicht allen Vereinen recht machen konnte. Aber es herrschte ein sehr großes gegenseitiges Verständnis.

Hat Sie irgendetwas beim Verbandstag, bei dem Sie ja auch Delegierter des Bezirks Schwarzwald waren, überrascht?

Nun, ich hatte zwar mit den Abstimmungsergebnissen so gerechnet, aber nicht in dieser Klarheit. Zum Beispiel hatte ich gedacht, dass der Antrag der 28 Vereine, auch den relegationsberechtigten Mannschaften eine Aufstiegschance zu gewähren, knapper ausfällt und noch mehr Diskussionen aufwirft.

Zurück zur Corona-Pause. Was haben denn die Schiedsrichter in den vergangenen Monaten alles gemacht?

Auch wenn wir viel lieber natürlich in diesem Frühjahr auf dem Platz gestanden wären, haben wir die Zeit gut genutzt. Wir haben viele organisatorische Dinge in einigen Video-Konferenzen abgearbeitet, haben uns individuell auch fortgebildet. Dazu haben wir bereits begonnen, meinen Nachfolger für 2021 kontinuierlich schon langsam einzuarbeiten.

Jetzt machen Sie uns aber neugierig. Wer soll denn Ihre Nachfolge antreten?

Wenn Tobias Doering bei unserem Bezirkstag 2021 gewählt wird, wovon wir ausgehen, dann wird er der neue Schiedsrichter-Obmann sein.

Warum wollen Sie denn aufhören?

(lacht). Ich denke, es ist an der Zeit, mich auch nach so vielen, sehr arbeitsintensiven Jahren verstärkt wieder um mein Privatleben zu kümmern.

Zurück zum aktuellen Geschehen. Einen Bezirkstag der Schiedsrichter wird es in diesen Wochen nicht geben.

Das stimmt. Es hätte in diesem Jahr turnusgemäß auch gar keinen gegeben, weil dieser zukünftig nur noch bei Neuwahlen alle zwei Jahre stattfinden soll. Unsere Ehrungen für dieses Jahr werden wir an einem außerordentlichen Ehrungstag unseres Fußball-Bezirks im Herbst vornehmen.

Die einzelnen Ligen wurden nun mit einer Punkte-Quotienten-Regelung endgültig berechnet. Die Schiedsrichter haben im Juni gewöhnlich ihre Jahresbeurteilung. Wie gehen Sie nun mit dieser Ausnahme-Saison um.

Wir stützen uns auf die Bewertungen der Vorrunde, in der unsere Schiedsrichter ausreichend beobachtet wurden und auch ein Leistungstrend für diese Saison schon erkennbar war. Nun sind wir gerade dabei, die endgültigen Bewertungen vorzunehmen. Hier sind die Entscheidungen auf Verbands- und Bezirks Ebene auch schon gefallen.

Können Sie uns schon etwas verraten?

Ja, gerne. Jürgen Schätzle vom FC Schönwald wird wohl in der Oberliga auf einem guten Mittelfeldplatz abschließen. Hier gibt es aber noch keine abschließenden Ergebnisse. Jedediah Bartler vom FC Brigachtal steigt von der Landes- in die Verbandsliga auf. Ebenso schafft Enis Morat vom FC Bad Dürrheim den Sprung von der Bezirks- in die Landesliga. Absteiger gibt es auch bei den Schiedsrichtern in diesem Jahr generell nicht.

Tobias Doering musste nach der vergangenen Saison von der Regionalliga zurück in die Oberliga. Wie ist es ihm ergangen?

Für Tobias war diese Saison in der Oberliga ein Abschiedsjahr. Er wurde deshalb nicht bewertet. Die Planungen sehen vor, dass er in der neuen Saison in der Verbandsliga Spiele leitet.

Wie sieht der aktuelle Mitgliederstand bei den Schiedsrichtern im Schwarzwald aus?

Erfreulich. Wir konnten für uns in der Winterpause im Bezirk 14 neue Schiedsrichter gewinnen. In der Corona-Pause gab es auf Verbandsebene einen Online-Schiedsrichter-Neulings-Lehrgang. Mit einer für uns erfreulichen Anzahl haben wir dadurch 14 weitere Unparteiische gewinnen können. Dies ergibt eine Gesamtzahl von 27 neuen Schiedsrichtern. Das ist für uns eine sehr gute Zahl an Schiedsrichter-Neulingen, die aber leider durch die Zwangspause bisher noch nicht so viel Spielpraxis sammeln konnten. Dem gegenüber stehen rund zehn Abgänge.

Aufgrund einer nur "halben" Saison wird es sicherlich von Verbandsseite auch eine kulante Bewertung bei den Schiedsrichter-Sollzahlen für die Vereine geben.

Davon gehe ich schon aus. Die abgelaufene Saison 2019/20 war auch in diesem Punkt einfach zu problematisch und eben alles andere als normal.

Was steht für die Schiedsrichter in den kommenden Wochen an?

Wir wollen uns im Juli wieder zu einem Lehrabend treffen. Im August möchten wir an einem Tag unsere komplette Leistungsprüfung absolvieren. Und dann hoffen wir natürlich sehr auf eine normale Vorbereitungszeit der Mannschaften und auf den geplanten Saisonbeginn am 1. September.

Sind Sie persönlich da auch zuversichtlich?

Im Grunde genommen schon. Sehr wichtig ist nun aber auch, dass die drei Fußball-Landesverbände in Baden-Württemberg mit der Landesregierung über die nächsten Schritte in unserem Spielbetrieb sprechen. Ich denke, dass wir im Juli mehr Klarheit darüber haben, wie und ob wir im September wieder loslegen können. Ich hoffe es jedenfalls sehr.