Jago Maric möchte noch vier Monate lang "Vollgas" für den FC 08 geben. Wie es danach für den Villinger weitergeht, ist noch offen. Foto: Marc Eich

Oberliga: Was Jago Maric in seinen letzten vier Monaten als Nullachter vor hat. Größte Baustelle ist Abschlussverhalten.

Jago Maric bestellt sich einen Kamillentee. Kein Wunder, am Dienstagabend regnet und windet es in Villingen. Doch in einem italienischen Restaurant im Friedengrund herrscht eine gemütliche Atmosphäre. Diese wird der 40-Jährige auch noch genießen, wenn für ihn im Sommer beim FC 08 nach 17 Jahren als Spieler und Trainer Schluss sein wird. "Mein Lebensmittelpunkt wird Villingen bleiben. Wie es in Sachen Trainer für mich dann weitergeht, dies ist offen", betont Maric. Der Nullachter macht einen entspannten Eindruck. "Für mich zählt erst einmal nur die Restsaison. In dieser haben wir noch viel vor."

Herr Maric, das Heimspiel am Samstag gegen Reutlingen kann aufgrund des Schnees nicht stattfinden.

Das ist natürlich sehr schade. Ich hätte sehr gerne gespielt.

Auch wegen der guten Vorbereitung?

Ja. Ich hätte nicht gedacht, dass wir so gut durchkommen. Vier von sechs Wochen haben hier sehr echt gute Bedingungen geherrscht. Das war außergewöhnlich. In dieser Woche war dann alles auf das Reutlingen-Spiel ausgerichtet. Da ging es im Training vor allem um die Frische und die Schnelligkeit – und dies in Verbindung mit Torabschlüssen.

Apropos Chancenverwertung. 25 Tore aus 19 Spielen zeigen, dass diese eine Schwachstelle ist.

Wir brauchen einfach noch mehr Präsenz in der Box vor dem gegnerischen Tor – und mehr Abschlüsse und Tore. Das hat uns in der Vorrunde gefehlt. Wir müssen zu viel für Treffer investieren. Ich hoffe nun auf noch mehr Durchschlagskraft in der Offensive.

Das Ziel des FC 08 ist eine "gute Rückrunde". Wie aber definieren Sie diese?

Es kommt darauf an, dass wir wieder guten Fußball spielen. Ich hoffe, dass die Mannschaft einen weiteren Schritt nach vorne gemacht hat.

Und was ist bei derzeit fünf Punkten Rückstand auf den Aufstiegsrelegationsplatz noch möglich?

Es ist noch vieles machbar. Natürlich wird es schwer, noch nach ganz vorne zu kommen. Aber wir haben nur einen Punkt Rückstand auf Platz vier. Diesen Rang wollen wir erreichen. Klare Favoriten auf den Titel sind aber der VfB Stuttgart II und die Stuttgarter Kickers. Beide Teams haben sich noch einmal in der Winterpause enorm verstärkt. Ich sehe leichte Vorteile für die Kickers, weil ich sie in Sachen Robustheit etwas stärker einschätze.

Was stimmt Sie zuversichtlich?

Mit Stjepan Geng kommt ein Spieler zurück, der uns helfen wird. Nico Tadic braucht noch etwas, ist aber auch wieder dabei. Nico ist dann eine gute Alternative. Auch Benedikt Haibt müsste irgendwann wieder spielen können. Bei ihm sieht es derzeit wieder etwas besser aus. Wann er aber mit seinen Ischiasproblemen wieder eine echte Option wird, muss man abwarten. Bene fehlt uns mit seiner Erfahrung, seiner Torgefährlichkeit und seiner Schnelligkeit doch sehr.

Somit steht Ihnen also weiter kein echter Stoßstürmer zu Verfügung. Gab es in der Winterpause keine Möglichkeiten?

Es waren zwei robuste Probespieler da. Schließlich ist aber die Entscheidung gefallen, dass wir keinen Neuen holen. Natürlich fehlt uns ganz vorne ein "Bulle". Letztendlich geht es nun darum, dass sich unsere jungen Spieler weiterentwickeln – vor allem in Sachen Torgefährlichkeit. Daran arbeiten wir.

Auch an den Abschlüssen aus der "zweiten Reihe"?

Natürlich. Das war sogar ein Schwerpunkt in der Vorbereitung. Wir haben oft in der Hinrunde nicht die richtigen Entscheidungen getroffen, einfach zu kompliziert gespielt. Es fehlen uns einfach auch die Tore aus dem Nichts, die "dreckigen Tore". Dies ist aber auch eine Sache der Erfahrung. Und Volkan Bak, Flamur Berisha oder Kamran Yahyaijan sind ja noch jung. Sie haben alle eine gute Entwicklung gemacht, müssen aber in Sachen Torabschluss noch reifer und gefährlicher werden.

Sollte dies der Fall sein und der FC 08 vielleicht doch noch den Regionalliga-Aufstieg schaffen, dann hätte der Verein ein Problem. Immerhin wäre dann der Aufstiegstrainer im Sommer nicht mehr an Bord.

(lacht). Darüber denke ich bestimmt nicht nach. Ich will über dieses Thema (Villingen hatte vor rund zwei Wochen mitgeteilt, dass der Verein die Zusammenarbeit mit Jago Maric nicht über die Saison 2019/20 hinaus fortsetzen wird, Anm. d. Red.) auch nicht mehr reden. Der FC 08 Villingen hat seine Gründe, hat diese Entscheidung getroffen. Das gehört zum Fußball einfach dazu. Ich schaue nur nach vorne, nicht zurück. Für mich geht es nun nur darum, eine gute Rückrunde zu spielen. Ich bin davon überzeugt, dass alle Spieler dies versuchen. Auch sie wollen Erfolg haben.

Und was folgt im Sommer?

Das sehe ich sehr entspannt. Ich denke, ich könnte dann ohne Probleme weiter als Trainer arbeiten. Ich muss aber von einer neuen Aufgabe voll überzeugt sein, muss etwas bewegen können. Ich könnte mir aber auch eine kleine Pause vorstellen. Mein Leben ist absolut in Ordnung. Und es gibt Wichtigeres als Fußball. Jetzt will ich aber erst einmal noch vier Monate lang für den FC 08 Vollgas geben.