Aus und vorbei: Das Kapitel Ingo Wellenreuther ist beim Karlsruher SC Geschichte. Foto: Kienzle

Zweite Bundesliga: Eichners Team "voll fokussiert". Machtkampf hinter den Kulissen eskaliert. 

Störgeräusche vor dem Neustart: Während sich KSC-Trainer Christian Eichner auf die Partie gegen Darmstadt 98 konzentrieren will, ist der Machtkampf hinter den Kulissen mit dem Rücktritt von Präsident Ingo Wellenreuther eskaliert.

Hintergrund ist die Auseinandersetzung mit einer Investorengruppe, die im Gegenzug zu einer millionenschweren Geldspritze für den hoch verschuldeten Verein den Abgang von Wellenreuther gefordert hatte – und zwar vor der Mitgliederversammlung am Freitagabend (ab 18 Uhr), bei der auch die Abstimmung über eine Planinsolvenz auf dem Programm steht.

Von den Vorkommnissen im Hintergrund will sich Eichner mit seinem Team nicht ablenken lassen. "Die Mannschaft ist extrem fokussiert auf den Samstag", sagt der 37-Jährige, "die Nachrichten nehmen wir wohl auf, aber wir tun gut daran, die Dinge zu trennen und uns auf den Sport zu konzentrieren."

Dazu hat sein KSC auch allen Grund, liegt das Team doch auf Platz 17 – einem Rang, auf dem man geradezu in den dunklen Schlund der Dritten Liga schauen kann. Und den man schnellstmöglich verlassen möchte. Die Vorzeichen sieht Eichner als gut an. "Wir hatten eine sehr, sehr gute Trainingswoche", berichtet er aus der "Mannschafts-Quarantäne" in der Sportschule Schöneck, "wir hatten Top-Bedingungen, und es wird Zeit, dass es Samstag, 13 Uhr wird."

Um die Fitness seiner Spieler macht sich Eichner keine Sorgen. "Wir haben Pi mal Daumen dreimal elf gegen elf gespielt, hatten zwei längere Blöcke", meint er. Und zieht sogar Positives aus den ungewöhnlichen Umständen: "Als Trainer konnte man sich kreativ zeigen und sich intensiver mit den einzelnen Spielern beschäftigen. Ich glaube, dass die Jungs fit sind."

"Es ist immer noch ein Fußballspiel"

Natürlich war der Blick dabei sehr auf das eigene Team begrenzt, ein intensives Brainstorming über Gegner Darmstadt fand nicht statt. "Das war bis vor ein, zwei Tagen gar kein Thema. Wir wissen ja auch erst seit einer Woche, dass es wieder losgeht. Aber Darmstadt hat immer noch den gleichen Kader wie vorher, da gibt es keine großen Überraschungen." Dass es bis zum Ende noch "neun Endspiele" zum Klassenerhalt sind, diesen Gedanken lehnt Eichner strikt ab. "Ich mag es nicht, in Extremen zu denken. Wir sollten nicht alles so wichtig nehmen. Es ist immer noch ein Fußballspiel."

In das es ohne gewählten Präsidenten gehen wird. Denn Ingo Wellenreuther machte den Weg frei für das "Bündnis KSC".

Die Gruppierung hat das Angebot, Aktien im Wert von sechs Millionen Euro der ausgegliederten Fußballabteilung zu kaufen, an den Rücktritt von Wellenreuther noch vor der geplanten Mitgliederversammlung an diesem Freitag geknüpft. "Nachdem es trotz des durch die Corona-Krise unterbrochenen Aktienverkaufs nunmehr gelungen ist, die Insolvenz unseres Vereins zu verhindern, habe ich mich nach reiflicher Überlegung und auch mit Rücksicht auf meine Familie dazu entschlossen, mein Amt niederzulegen", sagte Wellenreuther.

In den vergangenen Tagen hatte der CDU-Bundestagsabgeordnete erklärt, zwar grundsätzlich bereit zu sein, sein Amt als Vereinsboss niederzulegen. Dennoch war er auf die Bedingung der Investorengruppe zunächst nicht eingegangen. "Es entspricht nicht meinem Amtsverständnis, einer mit kürzester Fristsetzung durch einen anonymen Personenkreis erhobenen Forderung nachzukommen", hatte er erklärt.

Wellenreuther war im vergangenen Oktober knapp wiedergewählt worden, hatte aber auch in der Kritik gestanden. "Insgesamt waren es zehn bewegende Jahre, in denen ich sicherlich auch einige falsche Entscheidungen getroffen habe", sagte er jetzt.

Trainer Christian Eichner hofft, am Samstag gegen Darmstadt (13 Uhr/Sky) alles richtig zu machen. Und sich von Diskussionen um den Fall Dynamo Dresden oder einen vorzeitigen Saisonabbruch nicht beeinflussen zu lassen. "Wir tun gut daran zu punkten", sagt er, "und ansonsten habe ich mir in meinem Leben angewöhnt, mir keine Gedanken über etwas zu machen, das nicht passiert ist. Sonst komme ich zu nichts anderem mehr."