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Fußball: SV Baiersbronn sichert sich gegen die SG Vöhringen erst im Elfmeterschießen den Sieg.

Mit 500 Zuschauern im weitläufigen Hermann-Saam-Stadion in Freudenstadt hatte das packende Pokalfinale etwas an Normalität zurückgewonnen. Die Fans beider Lager bekamen einiges geboten.Zwei rote Karten für Vöhringen, insgesamt 16 Elfmeter – und am Ende war Baiersbronns Ersatzkeeper Felix Gaiser, der nach einer Stunde für den verletzten Marcel Linke ins Spiel kam, der Held des Tages.

Von Beginn an agierten die Murgtäler druckvoll und schon nach 90 Sekunden scheiterte Rico Finkbeiner mit einem Kopfball an SG-Torwart Daniel Dittmann. Auf der Gegenseite verzog im Anschluss Tom Schmid deutlich. Nachdem in der siebten Minute Marc Hitzel im Strafraum zu Fall gebracht worden war, verwandelte Janik Frei den fälligen Strafstoß sicher.

SV Baiersbronn das dominierende Team

In der Folge war die Truppe von Spielertrainer Marvin Lutz das klar dominierende Team, auch weil den Gästen bereits im Aufbau gravierende Fehler unterliefen und die gefährliche Offensive um Nico Hellstern und Edwin Sieg in Schach gehalten wurde. Vor allem die beiden Außenpositionen in der Defensive der Gäste erwiesen sich als anfällig und wurden ein ums andere mal überlaufen. Wenn man den Baiersbronnern zu diesem Zeitpunkt eines vorwerfen musste, dann die mangelhafte Chancenverwertung.

So legte sich Hitzel – alleine auf Dittmann zulaufend – die Kugel zu weit vor. Dann verzog Kevin Braun nur ganz knapp und als Janik Frei sich wieder einmal über rechts freispielte, übersah er den besser postierten Hitzel in der Mitte. Wenig später klärte Benjamin Hauser einen Torschuss von Marc Hitzel gerade noch zur Ecke.

Weniger später fiel dann aber doch das zu diesem Zeitpunkt überfällige 2:0. Sebastian Braun setzte das Kunstleder zunächst an den linken Pfosten, Marc Hitzel reagierte am Schnellsten und schob den zurückspringenden Ball ins Tor. Mit einer Großchance von Kevin Braun endete eine einseitige erste Halbzeit.

Nach dem Seitenwechsel standen bei der SG gleich drei neue Spieler auf dem Rasen. Für Fabian Becker spielte Spielertrainer Dennis Gonszcz, Paul Sieg verteidigte anstelle von Nick Heizmann und Dennis Groh ersetzte Marc Schlotter. Der zweite Abschnitt begann allerdings wie der erste - mit einer Großchance für die Murgtäler. Doch im weiteren Verlauf übernahm die SG Vöhringen immer mehr das Kommando.

Ersatzkeeper Felix Gaiser im Einsatz

Nach knapp einer Stunde tanzte der Ball auf der Latte des Baiersbronner Kastens, bei der Rettungsaktion verletzte sich SVB-Keeper Marcel Linke und musste durch Felix Gaiser ersetzt werden. Wenig später prallten Sebastian Braun und Mike Beilharz unglücklich zusammen, auch für diese beiden Spieler ging es nicht weiter. Der SGV-Druck wurde indes immer größer und als Nico Hellstern die Kugel im Nachsetzen ins Netz hämmerte, war die Aufholjagd eröffnet. Groß war der Jubel, als Tobias Tews in der 89. Minute seine Elf in die Verlängerung schoss. Kurz zuvor hatte Tom Schmid nach einem harten Foul an Kevin Braun die rote Karte gesehen.

In der Verlängerung schienen die Mannen von Marvin Braun so etwas wie die zweite Luft zu bekommen und hatten durch Marc Hitzel und Janik Frei weitere Möglichkeiten. Nachdem Tobias Tews den Ball am langen Pfosten vorbei schob und Kevin Braun eine große Möglichkeit ausließ, wurde es nochmal turbulent. Nach harten Einsteigen von Kevin Braun schubste Daniel Dittmann diesen und sah am Ende der Verlängerung ebenfalls die rote Karte. Da das Wechselkontingent bei der SG erschöpft war, musste Feldspieler Benjamin Hauser für das Elfmeterschießen ins Tor. Nachdem zuvor alle Schützen souverän verwandelten, war es Ersatzkeeper Felix Gaiser der den Strafstoß von Paul Sieg parierte. Im Anschluss bewahrte Jonathan Günther die Nerven und schoss den SV ins Pokalglück.

Stimmen zum Spiel

Dominic Neubert, Abteilungsleiter SpVgg Freudenstadt (Veranstalter): "Das war ein richtiger Pokalkampf, bei dem die Zuschauer auf ihre Kosten gekommen sind. Wir können als Ausrichter auch zufrieden sein – die Zuschauer haben die Hygieneregeln eingehalten und wir können mit dem Verlauf der Veranstaltung zufrieden sein. Jetzt hoffe ich, dass wir in absehbarer Zeit wieder als Mannschaft – nicht nur als Veranstalter – in so einem Finale stehen werden."

Frank Hinterlang, Bezirkspokalspielleiter: "Fußballerherz, was wünscht du dir mehr? Alle sind heute bei dem Finale auf ihre Kosten gekommen. Da war alles drin und das Spiel war eine Werbung für den Fußball."

Edgar Pakai, Bezirksvorsitzender Nördlicher Schwarzwaldes: "Die erste Halbzeit hat der SV Baiersbronn klar dominiert und lag verdient mit zwei Toren in Führung. Ich habe mir fast gedacht, wenn die Vöhringer ein Tor schießen kann die Partie noch kippen. Die rote Karte gegen den Vöhringer Torhüter war umstritten, da der Torhüter in der Szene vom Baiersbronner Spieler tätlich angriffen wurde und sich mit einem Foul revanchierte. Am Ende war der SV Baiersbronn der glücklichere Sieger. Gratulation an die Murgtäler zum Bezirkspokalerfolg."

Tobias Tews, Spieler der SG Vöhringen: "Die Enttäuschung ist jetzt bei uns groß. Wir waren nach der Pause am Drücker und haben verdient ausgeglichen. Meiner Meinung nach war die rote Karte gegen unseren Keeper Daniel Dittmann völlig überzogen und mit spielentscheidend. Mit ihm im Tor hätten wir das Elfmeterschießen nicht verloren."

Horst Schittenhelm, ehemaliger Spieler der SG Vöhringen: "So ist der Fußball und ich kann nicht von mir sagen, dass ich enttäuscht bin. In der ersten Halbzeit waren die Baiersbronner die bessere Mannschaft und in der zweiten hat sich unsere Mannschaft steigern können. Das Elfmeterschießen ist immer auch etwas Glücksache."

Karl-Heinz Faißt, langjähriger Vorsitzende und Trainer des SV Baiersbronn: "Wir haben das Spiel in der ersten Spielhälfte dominiert und hätten noch deutlicher in Führung liegen können. Nach dem Anschlusstreffer der Vöhringer und mit den verletzungsbedingten Auswechslungen von Sebastian Braun und Marcel Linke ist das Spiel etwas gekippt zu Gunsten der Vöhringer. Ich hoffe nicht, dass Marcel jetzt länger ausfällt. Wir sind überglücklich, dass wir das Spiel am Ende doch noch für uns entscheiden konnten."

Jochen Kootz, Abteilungsleiter SV Baiersbronn: "Das war Werbung für den Fußball. Da war alles drin und dass Felix Gaiser noch den entscheidenden Elfmeter hält, war das i-Tüpfelchen für uns."

Thomas Gaiser, Bezirkspokalsieger 1990/1991 mit dem SV Baiersbronn: "Das ist großartig, dass unsere Mannschaft nach so langer Zeit wieder den Bezirkspokal in den Murgtal geholt hat. Gratulation aber auch an die SG Vöhringen für den tollen Pokalfight, den sie heute hier abgeliefert haben."

Statistiken und Trainerstimmen

SG Vöhringen: Dittmann, Schlotter (46. Groh), Beilharz (57. Schöninger), Edwin Sieg, Hellstern, Tews, Heizmann (46. Paul Sieg), Mansfeld, Becker (46. Gonszcz), Schmid, Hauser.

SV Baiersbronn: Li nke (61. Felix Gaiser), Beck, Kneißler, Lukas Gaiser, Günther, Finkbeiner (75. Benz), Frei, Kevin Braun, Marc Hitzel (96. Stockburger), Sebastian Braun (57. Hauser).

Tore: 0:1 Frei (7.), 0:2 Hitzel (40.), 1:2 Hellstern (75.), 2:2 Tews (90.).

Besondere Vorkommnisse: Rote Karte für Schmid (Vöhringen, 90.), Rote Karte für Dittmann (Vöhringen, 120.).

Schiedsrichter: Patrick Stephany, Paul Reiss, Michael Jörg.

Zuschauer: 500.

Denis Gonszcz (SG Vöhringen): "Wir kamen in der ersten Halbzeit immer zu spät und waren mit dem 0:2 noch sehr gut bedient. Im zweiten Abschnitt waren wir viel besser gestaffelt und hatten die Partie eigentlich im Griff. Am Ende hatten wir dank zweier roten Karten und der Verletzung von Tobis Tews quasi drei Akteure weniger auf dem Feld."

Marvin Lutz (SV Baiersbronn): "Wir fanden zu Beginn gut ins Spiel. Wie wir in der Verlängerung agiert haben, macht mich stolz. Ich denke, wir waren am Ende der verdiente Sieger. Beim Elfmeterschießen ist aber auch immer etwas Glück dabei. Erwähnenswert ist, dass fast nur Baiersbronner Jungs auf dem Platz standen."