Frauenfußball: Was macht eigentlich...Katrin Holl aus Mitteltal, frühere Bundesligaspielerin beim FC Bayern München
Von Herbert Hug
Als vor etlichen Jahren die WFV-Talentspäher einen überragenden Stürmer zu einem Sichtungstraining einluden, war die erste Enttäuschung groß. Der vermeintliche Stürmer war ein Mädchen, nämlich die in Mitteltal bei den Buben kickende Katrin Klumpp.
"Ich würde auch jedem Mädchen raten, so lange wie möglich bei den Jungen zu spielen. Du lernst dich besser durchzusetzen, was dir später bei den Frauen unbedingt zugute kommt", meint die ehemalige Fußballerin, die bis zum 12. Lebensjahr bei den Buben mitkickte. In den 90er-Jahren hatte es man ohnehin noch nicht so mit den Mädchenkadern, ihren Weg machte die 1, 76 Meter große Stürmerin trotzdem. Ihre Karriere begann beim SV Musbach. Von dort wechselte sie zunächst zum dem VfL Sindelfingen und anschließend zum FC Bayern München und SC Freiburg in die Bundesliga.
Heute hat die mittlerweile 36-Jährige mit dem Fußball nichts mehr am Hut, lebt aber nicht minder zufrieden mit Ehemann Thorsten Holl und den vier Sprösslingen Lukas (5), Lena (3), Lilly (2) und Lasse (10 Monate) in Mitteltal und ist zumindest halbtags im elterlichen Traditionsunternehmen, dem Hotel Lamm, beschäftigt, das schon seit 200 Jahren im Familienbesitz ist und das sie gerne weiterführen will.
Als eine der ersten Spielerinnen aus der Region wechselte die Stürmerin damals zum württembergischen Spitzenverein VfL Sindelfingen, bei dem sie unter Trainer Wolfgang Müller und Frauenfußball- Ikone Evelyn Klumpp auch sofort einschlug. Den Weg zurück zum SV Musbach machte Katrin Holl dann, um Sport und Abitur am Freudenstädter Kepler-Gymnasium unter einen Hut zu bringen.
Nach einem Spiel in der WFV-Auswahl erhielt die Mitteltalerin dann ganz förmlich einen Brief des FC Bayern München, in dem die heute noch dort tätige Abteilungsleiterin Karin Danner ihr Interesse bekundete. So wechselte Katrin Klumpp in die bayrische Landeshauptstadt, zumal sie neben dem Fußball beim FC Bayern auch noch ihr BWL-Studium aufnehmen konnte. "Das war schon eine tolle Zeit, mit Leuten wie Rosi Bindl, Susie Aigner, Nathalie Bischof oder Sabine Loderer, in einem Team zu stehen. Wenn wir damals dann im Bayern-Bus vorfuhren sorgte das schon für einen kleinen Menschenauflauf, auch wenn das Interesse am Frauenfußball noch nicht so groß war", blickt die vierfache Mutter zurück.
Nach dem Gastspiel in München spielte Katrin Klumpp noch zwei Jahre beim SC Freiburg, dann war Schluss mit Fußball, auch weil sie ihre berufliche Karriere vorantrieb. "Wenn man im Spitzensport etwas erreichen will, gilt nur ganz oder gar nicht. Gerade im Frauenfußball können nur ganz wenige davon leben und das auch nur, weil sie gute Sponsorenverträge haben. So war es für mich schnell klar, es gibt ein Leben nach dem Fußball."
Nachdem sie zunächst im Management bei Aldi beschäftigt war, stieg die Murgtälerin bei den Fischerwerken in Tumlingen ein. Dort lernte sie auch ihren Ehemann Thorsten kennen, mit dem sie inzwischen vier putzmuntere Kinder hat, deren Vornamen alle mit L beginnen.
Kontakte aus ihrer aktiven Zeit gibt es eigentlich fast keine mehr. Lediglich mit Karin Raisch, Ex-Mitspielerin und jetzt Vorsitzende des SV Musbach, gibt es noch Verbindung, und in nächster Zeit ist dabei auch ein Revival ehemaliger Musbacher Fußballerinnen geplant. Ansonsten joggt Katrin Holl regelmäßig mit dem kleinen Lasse im Buggy, fährt Rad oder macht im Winter Langlauf. Ganz ohne Sport geht es also auch heute bei der ehemaligen Spitzenspielerin dann doch nicht. Ohnehin ist es schon eine Herausforderung die Arbeit im elterlichen "Lamm", die Kinder und Freizeitaktivitäten unter einen Hut zu bringen.