Am Mittwoch präsentierte sich der neue VfB-Trainer Markus Weinzierl erstmals der Öffentlichkeit. Foto: Baumann Foto: Schwarzwälder Bote

Vorstellung: Unter dem neuen Trainer Markus Weinzierl soll der VfB Stuttgart wieder forscher auftreten

Der neue Trainer des VfB Stuttgart hat seine Arbeit beim Tabellenletzten begonnen. Markus Weinzierl soll eine Entwicklung anstoßen – und hat dafür einen klaren Plan.

Eine Vergangenheit bei den Kickers – oder eine Woche mit Pep Guardiola in Manchester: Was wohl die bessere Vorbereitung auf einen Job beim VfB Stuttgart ist? Da kann man geteilter Meinung sein. Klar ist nur: Markus Weinzierl kann beides vorweisen. Und noch bevor er am Mittwoch erstmals auf dem Trainingsplatz seines neuen Klub stand, versicherte der Bayer bei seiner Vorstellung im Bauch der Mercedes-Benz-Arena: "Ich werde mich für den VfB zerreißen."

Klinsmann und Buchwald

Kurz zuvor war er in den Katakomben den Gang in Richtung Medienraum entlanggeschritten und hatte an den Wänden viele Bilder aus vergangenen Tagen gesehen. "Klinsmann, Buchwald", zählte Weinzierl auf und meinte: "Die waren auch bei den Kickers, also sehe ich das als gutes Omen an." Zwischen 1999 und 2001 war der neue VfB-Coach für die Blauen in der zweiten Liga am Ball gewesen. Vor einigen Monaten dann tauchte er in eine ganz andere Welt ein. In Manchester schaute Weinzierl eine Woche lang Pep Guardiola über die Schulter, führte lange Gespräche mit dem Star-Trainer und beobachtete Spiele und Trainingseinheiten der Citizens. "Es war wunderbar", schwärmte der 43-Jährige nun, "aus jeden Gespräch mit ihm kann man etwas mitnehmen." Was ihm nun in Stuttgart hilft?

Glaube an das Team

So wollte das Markus Weinzierl nicht darstellen. Viel mehr habe er sich in den kompletten 15 Monaten, die er nach dem vorzeitigen Aus beim FC Schalke 04 ohne Job gewesen war, weiterentwickelt. "Das war vielleicht das wichtigste Jahr in meinem Leben", sagte er. Viele Gespräche habe er geführt, unter anderem mit dem Bundestrainer Joachim Löw. Kollegen hat er zugeschaut, das eigene Handeln reflektiert. Und irgendwann war die Lust auf eine Rückkehr in die Bundesliga wieder riesengroß. Genau das, findet Weinzierl, sei "eine gute Voraussetzung" für die nun anstehende Aufgabe.

Besser als der Tabellenplatz

Der Coach ist zwar sicher, dass die Mannschaft des VfB weit besser ist als der aktuelle Tabellenplatz – die Weiß-Roten sind Letzter. Doch er trifft auf ein Team, dem die Automatismen abhanden gekommen sind. Dem ein klarer Plan fehlt. In dem Spieler sich auf der ihnen zugedachten Position nicht entfalten. Bis zum Heimspiel gegen Borussia Dortmund am 20. Oktober (15.30 Uhr) werde er viel mit den Spielern sprechen. Und: "Wir werden einen Plan festlegen." Wie dieser in etwa aussehen wird, ist auch schon klar.

Volle Offensive

Markus Weinzierl jedenfalls ist überzeugt: "Wenn du etwas entwickeln willst, brauchst du eine offensive Herangehensweise." Und genau diese Weiterentwicklung ist der Auftrag in Stuttgart – parallel dazu braucht der Klub aber auch die nötigen Punkte, um aus dem Tabellenkeller zu klettern. "Das Ziel bleibt ein gesicherter Mittelfeldplatz", sagte der Sportvorstand Michael Reschke. Doch spielerische Entwicklung und Rettung müssen sich ja nicht ausschließen.

Vorbild Werder Bremen?

Wie das geht, das hat zuletzt Werder Bremen mit dem jungen Florian Kohfeldt bewiesen, das hat auch Markus Weinzierl beim FC Augsburg schon gezeigt. "Bei all meinen drei Stationen war es immer das Ziel, mutig und offensiv zu spielen", sagte der neue VfB-Trainer, dem auch vor dem schweren Auftaktprogramm nicht bange ist. Dem Spiel gegen Borussia Dortmund folgt die Partie bei 1899 Hoffenheim. Danach kommt Eintracht Frankfurt. "Der BVB ist eine tolle Aufgabe, die wir mit Mut und Leidenschaft angehen werden. Man kann als Letzter auch den Ersten schlagen, wir wollen eine Serie starten", sagte Weinzierl – und man konnte schon ahnen, folgende drei Wörter nun häufiger zu hören an der Mercedesstraße 109: Mut, Leidenschaft, Offensive.

Faktor Gomez

Wie sein Vorgänger Tayfun Korkut setzt er dabei vor allem auf die Treffsicherheit von Mario Gomez. Allerdings will er den Stürmer konsequenter dabei unterstützen. "Je mehr Bälle in den Strafraum kommen, desto höher ist Wahrscheinlichkeit, dass Mario trifft", sagte Weinzierl. Das hört sich nach dem Korkut-Prinzip an, aber Weinzierl will das Offensivspiel variabler gestalten. Mal über die Außenpositionen, mal durch die Mitte. Wobei auch klar ist: Ein blindes Anrennen wird es auch unter Weinzierl nicht geben: "Die Defensive ist die Basis." Und eine gute Stimmung.

Gänsehaut

Das gilt sowohl im Team, aber auch im Stadion. "Gänsehaut" habe er selbst als Gästetrainer in der Mercedes-Benz-Arena des Öfteren gehabt, versicherte Weinzierl und beschrieb die Fans des VfB als sensationell. Zu den guten Erinnerungen an den VfB trägt aber auch seine Bilanz gegen die Weiß-Roten bei.

Job-Garantie?

Von seinen vier Gastspielen in Stuttgart hat Weinzierl mit dem FCA drei gewonnen. Und vor der nächsten Trainerentlassung schützt dessen Verpflichtung den VfB womöglich auch. Denn allein drei Stuttgarter Coaches (Bruno Labbadia, Armin Veh, Alexander Zorniger) mussten in den vergangenen Jahren nach einer Niederlage gegen Markus Weinzierl gehen – was nun erst einmal ausgeschlossen ist.

Ralf Rangnick

05/1999 bis 02/2001

Felix Magath

02/2001 bis 06/2004

Matthias Sammer

07/2004 bis 06/2005

Giovanni Trapattoni

07/2005 bis 02/2006

Armin Veh

02/2006 bis 11/2008

Markus Babbel

11/2008 bis 12/2009

Christian Gross

12/2009 bis 10/2010

Jens Keller

10/2010 bis 12/2010

Bruno Labbadia

12/2010 bis 08/2013

Thomas Schneider

08/2013 bis 03/2014

Huub Stevens

03/2014 bis 06/2014

Armin Veh

07/2014 bis 11/2014

Huub Stevens

11/2014 bis 06/2015

Alexander Zorniger

07/2015 bis 11/2015

Jürgen Kramny

11/2015 bis 06/2016

Jos Luhukay

07/2016 bis 09/2016

Olaf Janßen

09/2016

Hannes Wolf

09/2016 bis 01/2018

Tayfun Korkut

01/2018 bis 10/2018

Markus Weinzierl

seit 10/2018

  Go East

Die jüngst gegründete Abteilung "Internationalisierung" des VfB Stuttgart hat in China einen Kooperationspartner gefunden: den Erstligisten Guangzhou R&F. "Unsere Partnerschaft konzentriert sich auf das Ausbilden von Talenten und Trainern", wird Marketingvorstand Jochen Röttgermann im Portal Sportbusiness.com zitiert.

Das Jugendkonzept der Stuttgarter soll in das Reich der Mitte transferiert werden. Auf fünf Jahre ist die Kooperation angelegt, mit der in Asien neue Märkte erschlossen werden sollen. Am Mittwoch wurde die Kooperation geschlossen. Einen Trip nach China mit der Bundesliga-Elf soll es vorerst noch nicht geben. "Darauf liegt nicht unser Hauptaugenmerk", sagt Röttgermann. Er schloss aber nicht aus, dass es eine Marketingtour nach China geben werde.

 Kein Gemurre

Unter den Augen von 200 Fans absolvierte Markus Weinzierl am Mittwoch seine erste Trainingseinheit als VfB-Coach. Nur zehn Feldspieler standen ihm dabei zur Verfügung. Der Rest befindet sich auf Länderspielreise oder ist verletzt. Der Bayer praktizierte einfache Formen und einen schnellen Ball. Wichtiges Thema: die Spieleröffnung. Die Fans verhielten sich übrigens – wie beim Amtsantritt von Vorgänger Tayfun Korkut – ruhig. Kein Gemurre, aber auch kein aufmunternder Applaus empfing den Neuen.