"Wir sind mit jeder Entscheidung einverstanden, wenn wir dadurch nicht aufsteigen, dann ist das so, eine gute Mannschaft spielt auch in der neuen Runde gut", meint der Rangendinger Spielertrainer Manuel Pflumm. "eine mögliche Annullierung sollte aber für alle Ligen, von der Bundesliga bis zur Kreisliga C, gelten", so Pflumm, dessen Team momentan mit einem Punkt Vorsprung auf den Zweitplatzierten SG Heinstetten/Hartheim/Unterdigisheim, der ein Spiel weniger als der Primus absolviert hat, die Tabelle anführt. "Das nennt man dann höhere Gewalt, und es bleibt alles wie vor Beginn der Saison, vermeintliche Absteiger haben Glück und vermeintliche Aufsteiger Pech", führt Pflumm weiter aus.
"Alles auf Null, auch wenn es nicht gerecht ist", haut der Hechinger Trainer Stefan Ermantraut in die gleiche Kerbe. "Wir haben eine junge, erfolgreiche Mannschaft, für die der Aufstieg kein Muss ist", könnte auch Jakob, dessen Team als Drittplatzierter mit sieben Punkten Rückstand auf Heinstetten ebenfalls sehr gut im Rennen liegt, mit einer Saisonannullierung sportlich leben. "Es ist wichtig, dass sich die Vereine auch untereinander absprechen, welche Alternative wirtschaftlich am Sinnvollsten ist", sagt Dotternhausens Spielertrainer Mathias Mauz.
Um für eine etwaige Wiederaufnahme gerüstet zu sein, gehen die Bezirksligavereine unterschiedliche Wege. "Trainingspläne machte ich nicht, denn ich bin überzeugt, dass die Jungs so viel Selbstdisziplin mitbringen, dass sie sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten selber fit und gesund halten", fährt Ermantraut fort, "die Spieler trainieren momentan eigenverantwortlich Fitness und Kondition mit Waldläufen, Liegestützen und ähnlichem", ergänzt Pflumm. "Ich habe meiner Mannschaft Trainingspläne gegeben, in denen genau steht, wann Ausdauer- bzw. Schnelligkeitseinheiten anstehen. Wenn jemand in dieser Zeit eine andere Sportart ausprobieren möchte, dann unterstütze ich das. Mir ist allerdings bewusst, dass die Trainingsmöglichkeiten unterschiedlich sind, denn es verfügt zum Beispiel nicht jeder über ein Spinningrad", geht der Dotternhausener Spielertrainer Mathias Mauz einen anderen Weg. "Momentan haben wir über unsere WhatsApp-Gruppe sehr viel Kontakt untereinander, gefühlt sogar mehr als während der Saison", freut sich Mauz über den guten Zusammenhalt im Team.
In schweren Zeiten ist zudem das Entgegenkommen der Vereinsverantwortlichen groß. "Sowohl unser Trainer der ersten Mannschaft, Thomas Schaupp, als auch unser Übungsleiter der Reservemannschaft, Fatih Akil, kamen von sich aus jeweils auf uns zu, dass sie während der Trainings- und Spielpause auf ihre Gehälter verzichten und dieses Geld der Jugendarbeit im Verein bzw. sozialen Zwecken zukommen lassen", gibt Jakob bekannt. Auch die Übungsleiter der SG Hart/Owingen verzichten bis auf weiteres auf ihre Gehälter. "Diese Entscheidung ist nicht selbstverständlich", lobt der Vorsitzende des SV Hart, Dietmar Krüger, seine Trainer. "Bei uns herrscht momentan Stillstand auf allen Ebenen. Ausschusssitzungen und die Hauptversammlung wurden abgesagt, die Spieler trainieren eigenverantwortlich und unsere Suche nach einem Nachfolger unseres Trainers Luigi Favella ist schwierig, da momentan nur telefonischer Austausch möglich ist", so Krüger.
Da auf allen Ebenen Ungewissenheit vorherrscht, sind auch die Planungen für die Spielzeit 20/21, zumindest bei denen Teams, bei denen sich eine erneute Bezirksligasaison andeutet, augenblicklich äußerst schwer. "Zum Glück haben wir diesbezüglich unsere Hausaufgaben mit den frühzeitigen Verpflichtungen von Dominik Kosic, der vom TSV Harthausen kommt, und Marcel Kosic, der vom TSV Straßberg zu uns stößt, schon getan. Die meisten Leistungsträger bleiben zudem", gibt Jakob einen Einblick in die Personalplanungen seiner Elf für die neue Saison. "Personell lässt sich momentan eigentlich nicht planen. Es kann von daher gut sein, dass die Wechselperiode dieses Mal länger dauern wird", glaubt unterdessen Wesner.
Auch wenn in der Bezirksliga die monetären Summen überschaubar sind, so könnte die momentane Krise auch wirtschaftliche Folgen für das ein oder andere Team haben. " Es wird schwierig sein, Sponsoren zu halten", befürchtet Mauz. "Gerade Vereine, die über einen Hauptsponsor und weniger über mehrere kleinere Sponsoren verfügen, könnten Probleme bekommen", schwant Wesner Böses.
Dass bei dem ein oder anderen Verein Spieler auch den ein oder anderen Euro verdienen und potentielle Neuzugänge mit dem schnöden Mammon geködert werden, könnte sich ebenfalls als Boomerang erweisen. "Wir setzen vorwiegend auf Spieler aus der eigenen Jugend und weniger auf externe Neuzugänge. Von daher haben wir in dieser Hinsicht keine Auslagen", sieht Krüger seine Elf in dieser Hinsicht nicht gefährdet. Ein etwaiges Führungsvakuum in den Vereinen befürchtet Mauz. "Vereinsverantwortliche sind aufgrund der derzeitigen Situation momentan oftmals auch beruflich stark eingebunden und müssen von daher in der Vereinsarbeit eventuell kürzer treten."
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