Thomas Sinz ist Stützpunktkoordinator. Foto: privat

Thomas Sinz ist als Stützpunktkoordinator in der Talentförderung tätig. Dass im deutschen WM-Kader einige Spieler dabei sind, die diesen Weg gegangen sind, freut ihn sehr. Als DFB-Mitarbeiter wird er mit der Nationalmannschaft mitfiebern.

Was haben Joshua Kimmich, Nico Schlotterbeck und Thilo Kehrer gemeinsam? Alle drei stehen im deutschen WM-Kader und haben zugleich an einem württembergischen Stützpunkt über vier Jahre lang Zusatztraining erhalten. Kehrer in Rottenburg, Kimmich in Aldingen und Schlotterbeck in Fellbach-Oeffingen. DFB-Stützpunktkoordinator Thomas Sinz aus Owingen freut's: "Das ist gewissermaßen eine Bestätigung für unsere Arbeit. Im Vergleich stehen wir gut da."

Was Sinz meint: Elf der 26 nominierten Spieler gingen den Weg über einen DFB-Stützpunkt, gleich drei davon kommen aus Württemberg, was durchaus eine gute Quote ist. Mit Timo Werner, der das Turnier verletzungsbedingt verpasst, wären es sogar vier gewesen. Die anderen 15 Spieler befanden sich ab der D-Jugend bereits in einem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ). "Es zeigt sich immer mehr ein Run auf die NLZs, aber man sieht, dass man auch große Karriere machen kann, wenn man dort in der D-Jugend noch nicht ist", erklärt Sinz.

Thomas Sinz wird bei der WM einschalten

Die Spiele der Weltmeisterschaft wird er in jedem Fall verfolgen. "Thilo, Joshua und Nico sind natürlich ein großer Grund, weswegen ich einschalte. Ich werde aber – je nach Zeit – auch Spiele ohne deutsche Beteiligung schauen", erklärt der mit dem Fußballlehrer- und der damit höchsten Lizenz ausgestattete Owinger. Über ein WM-Tagebuch lässt der DFB Mitarbeiter wie Sinz an der WM teilhaben. "Man ist gewissermaßen Teil der Mannschaft, wenn auch weit weg natürlich", so Sinz.

Nicht nur im Vorfeld der WM, sondern schon seit mehreren Jahren wird im deutschen Fußball über fehlende Mittelstürmer gesprochen. Auch für Sinz ist das ein wichtiges Thema. "Die Frage ist immer, ob wir Tore schießen oder verhindern wollen. Das geht schon bei den Bambini im "3 gegen 3" los. Stehe ich mit zwei hinten auf der Torlinie, oder lasse ich meine Spieler angreifen." Rhetorisch stellt er die Frage: "Wie viele Teams in den verschiedenen Ligen spielen denn mit drei Stürmern?" Da die Anzahl recht gering sei, müsse man sich über einen gewissen Mangel vielleicht auch nicht wundern. Sinz' These: "Jeder Trainer, speziell schon im Nachwuchs, kann da entgegenwirken und seine Mannschaft offensiv ausrichten."

"Schwerpunkt liegt auf dem Ball"

Er erklärt auch, inwieweit im DFB-Stützpunkt an diesem Thema gearbeitet wird. "Wir haben drei große Trainingsblöcke: Tore erzielen, Tore vorbereiten, Bälle behaupten. Der Schwerpunkt liegt also immer auf dem Spiel mit dem Ball, das Defensifverhalten wird nur indirekt behandelt." Generell wünscht sich Sinz, die Spiele im Jugendbereich mehr unter dem Faktor Ausbildung und weniger mit Blick auf die reine Tabelle zu bewerten.

"Es ist wichtig, die Kinder im Verein und Stützpunkt verschiedene Positionen spielen zu lassen – und zwar nicht nur im Training. Man weiß in der C-Jugend in den seltensten Fällen schon, auf welcher Position ein Spieler später auch spielen wird", merkt Sinz an. Die Frage, ob Nationen wie Frankreich oder England in der Nachwuchsförderung akuell Dinge besser machen, ist für Sinz schwer zu beantworten. "Ich kenne da keine Details, man müsste schon längere Zeit vor Ort sein. Ich bin auch immer ein Fan davon, selber zu schauen, was man verbessern kann."

Damen sorgen für Furore

Abschließend merkt er an, dass es insgesamt ein gutes Jahr für die deutschen U-Teams war. Explizit erwähnt er hier auch die Damen, die im Juniorinnen- und Aktivenbereich für Furore gesorgt haben. Positiv ist für ihn auch, dass erstmals der VR-Cup im Jugendbereich wieder stattfinden kann. "Das ist ein Plus. Aufgrund von Corona hat der Spielbetrieb in den vergangenen Jahren ja schon gelitten."