Mehr als Rasenmähen findet auf den Plätzen derzeit nicht statt – wie lange noch? Foto: Jäger

Fußball: Im Amateurbereich droht dem Spielbetrieb ein bundesweiter Flickenteppich.

Der erste Impuls kam mal wieder aus Bayern: Da Großveranstaltungen aufgrund der Corona-Pandemie bis 31. August von Bund und Ländern verboten sind und gleichzeitig Geisterspiele im Amateurfußball keine Option sind, machte der Bayerische Fußballverband Ende der vergangenen Woche Nägel mit Köpfen. Der Spielbetrieb solle bis mindestens 31. August ruhen, erst danach kann – zumindest in der Theorie – der Ball im Freistaat wieder rollen.

Übers Wochenende ließ man die Vereine abstimmen. Am Montag dann das Ergebnis: Der Vorschlag des Verbands bekam eine Zwei-Drittel-Mehrheit und wird nun im BFV-Vorstand diskutiert. Mehrere Landesverbände wollen ähnliche Entscheidungen treffen – aber längst nicht alle.

Bayern sei vorgeprescht, sagte am Montag Thomas Schmidt, Präsident des Südbadischen Fußballverbands (SBFV), in einer Video-Pressekonferenz. Er selbst habe sich von einer Gesamtlösung in ganz Deutschland verabschiedet, sagte er weiter. Auch in den Verbänden aus Baden-Württemberg (Baden, Südbaden und Württemberg) folgt man nicht dem Beispiel aus Bayern, wo man gehofft hatte, eine Art Vorreiter für die anderen Verbände zu sein.

Klar ist: Die Saison kann nicht bis zum 30. Juni regulär beendet werden

Die Nachbarn im Westen sträuben sich, bereits jetzt ein fixes Datum im Herbst zu nennen. "Die Rechtsverordnung des Landes Baden-Württemberg, die in der aktuellen Fassung erst am heutigen Tag in Kraft getreten ist, nennt im Moment den 3. Mai 2020 als Datum, bis zu dem es Einschränkungen des öffentlichen Lebens gibt, die auch die Austragung von Fußballspielen unmöglich machen", ließ der Württembergische Verband am Montag in einer Stellungnahme verlauten. Auch die Kollegen aus Südbaden nannten in ihrer Video-PK kein Datum. Klar ist aber auch hier: Ein reguläres Saisonende bis zum 30. Juni wird es nicht geben, dazu reicht die Zeit nicht. Und auch vor einem frühzeitigen Abbruch schreckt man zurück. Dieses Szenario sei die Variante mit den "höchsten Haftungsrisiko", sagte SBFV-Vizepräsident Christian Dusch. Die Sorge vor Klagen gegen die Entscheidung, sie schwingt in allen Verbänden mit.

Da auch vom DFB keine klare Ansage für alle 21 Landesverbände kommen wird, droht dem deutschen Amateurfußball in den kommenden gut 14 Monaten ein Flickenteppich im Spielbetrieb. Denn bis dahin kann die Regel, dass eine Saison zum 30. Juni beendet sein muss, außer Kraft gesetzt werden. Auf die Spitze getrieben heißt das, dass die Saison 2019/2020 in einigen Teilen Deutschlands im Frühjahr 2021 sportlich beendet wird und am 1. Juli die Saison 2021/2022 beginnt. Doch auch ohne Worst-Case-Szenario dürfte klar sein, dass die Saison 2020/21 keine gewöhnliche Spielzeit werden wird.

Ein Spielerwechsel zwischen den Verbandsgrenzen würde zu ganz neuen Herausforderungen führen – vor allem, wenn es einige Verbände gibt, die die Saison nicht über den 30. Juni 2020 hinaus verlängern. In Brandenburg hatte man das zuletzt so bekannt gegeben, in Berlin dagegen spielt man mit dem Gedanken an eine Pause bis in den August hinein.

Fehlende Einnahmen kommen die Vereine teuer zu stehen

Daher hätte man sich in Südbaden eigentlich eine bundeseinheitliche Lösung gewünscht. Diese scheint derzeit allerdings nur schwer zu finden. Und auch die zweitbeste Variante, ein einheitliches Vorgehen in Süddeutschland, könnte schwer werden. Denn neben den drei Südwest-Verbänden zählen Bayern und Hessen zum Süddeutschen Fußballverband. Auch in Hessen wird Berichten zufolge eine Pause bis Ende August diskutiert.

Eine Meinung eint dagegen die allermeisten Verbände der Republik: Für einen Abbruch der Saison ist es noch zu früh. In den Verbandszentralen befürchtet man Klagen gegen die Entscheidung. Österreich und England sind warnende Beispiele. Hier hatte man die Saison der Amateure annulliert und dafür teils heftigen Gegenwind von den Vereinen bekommen. Wohl auch deshalb sträubt man sich hierzulande vor dieser Entscheidung. Das Risiko, die kommende Saison stark verkürzen oder sogar ganz streichen zu müssen, nimmt man daher in Kauf.

Was das jedoch für die Zukunft des Amateurfußballs bedeutet, ist derzeit noch nicht absehbar. Denn mit dem Spielbetrieb steht und fällt die Finanzierung der allermeisten Klubs. Ein Jahr ohne Zuschauereinnahmen würde wohl in viele Vereinskassen ein tiefes Loch reißen.