Gute Chance für Nagolds Niklas Watzl – doch der Ball will nicht rein. Foto: Albert M. Kraushaar

Gut 250 Zuschauer erlebten in der Partie zwischen dem VfL Nagold und dem VfB Bösingen ein Landesliga-Spiel, das der VfL Nagold hätte klar gewinnen müssen.

„So einen Sch…., das darf nicht wahr sein“, Bösingens Trainer Peter Leopold war außer sich, kassierte sogar noch eine Gelbe Karte, aber es half alles nichts.

 

VfL Nagold – VfB Bösingen 4:4 (0:2). Die Anzeigetafel zeigte in der 96. Minute ein 4:4-Unentschieden, Tom Gutekunst hatte Sekunden zuvor per Fallrückzieher zum nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich getroffen. Schiedsrichter Stefan Flaig hatte nochmals an- und dann sofort abgepfiffen. Ein Spiel, aus dem beide Mannschaften als „Verlierer“ – die Zuschauer jedoch als „Gewinner“ hervorgingen.

Armin Redzepagic begeistert

„Ein tolles Fußballspiel, die Szenen lasse ich mir zusenden, das muss ich nochmals sehen“, zeigte sich Ex-VfL-Trainer Armin Redzepagic nach dem Abpfiff noch begeistert. Deutlich weniger emotional reagierte sein Nachfolger Marcel Schuon.

Ostern und Weihnachten

„Heute muss Ostern und Weihnachten zusammengefallen sein, so viele Geschenke bekommst du nicht auf einmal“, zeigte sich der Nagolder Coach wenig begeistert über die Defensivleistung seiner Abwehr. Aber auch der Angriff bekam sein Fett weg. „So viele gute Torchancen, da muss man einfach eine Kiste machen wenn man den Anspruch „Landesliga“ hat, wurde der ex Profi deutlich.

Anpfiff und Tor

Die meisten Zuschauer hatten sich noch nicht orientiert, da lag der VfL schon mit 0:1 zurück. Die Fehlerkette begann gleich nach dem Anstoß! Noch kein Ballkontakt, dann missglückte Kopfball-Rückgabe, Maksim Hoelper noch irgendwo zwischendrin, Nick Schweizer reagierte am schnellsten (1.). Zweiter Angriff, zweites Tor (9.). Nach einem katastrophalen Fehlpass im Mittelfeld schaltete der VfB Bösingen erneut schneller und kam durch Marius Müller zum 2:0.

Der VfL Nagold war zwar spielbestimmend und hatte mehr Ballbesitz, die ersten fetten Möglichkeiten verpassten Elisa Bürkle (5.) und Jan Beifuß (24.). Dann war Matthias Rauser rechts durch, sein Querpass strich durch den Strafraum, aber Nick Gaiser war nicht mitgelaufen. Der schnelle Außenstürmer spielte in der ersten Halbzeit maximal glücklos.

Nur die Querlatte

Ohne Mumm in den Zweikämpfen, drückte sich vor Eins-gegen-Eins-Situationen, und Gaiser donnerte das Leder, als er einmal durch war, völlig freistehend an die Querlatte (41.).

Uli Hammann war zur Halbzeit dennoch zuversichtlich. „Ich rechne nach dem Abpfiff mit einem knappen Sieg“, sagte der VfL-Abteilungsleiter bei der offiziellen Einweihung der neuen Anzeigetafel. Eine mutige Aussage, die Marcel Schuon mit einem Wechsel (Jonny Rothfuß für Marius Hogg) unterstrich. Der VfL-Coach positionierte Rothfuß vor Gaiser, ein Heber von Elias Bürkle (47.) hätte die Wende einleiten können, stattdessen patzte Nick Schweizer auf der Gegenseite, Marius Müller nahm das Geschenk zum 3:0 dankend an (52.)

Alles wieder offen?

„Ich hatte trotz des Rückstands nicht das Gefühl, dass das Spiel gelaufen ist“, so Marcel Schuon. Nur zwei Minuten später traf Nick Schweizer nach vier VfL-Schussversuchen zum 1:3 (55.), dann war Jan Beifuß zum 2:3 (57.) zur Stelle. Alles wieder offen? Ja, Nagold war dran, das 3:3 lag in der Luft, doch Marius Beiter nützte die erste und einzige Chance im zweiten Abschnitt zum 4:2 (62.).

Totale Offensive

Marcel Schuon setzte nun auf die totale Offensive, brachte Jürgen Schechinger für Johannes Fleischle und dann noch Robin Braun und Niklas Watzl für Perparim Halimi und Jan Beifuß. Der Druck wuchs von Minute zu Minute. Robin Braun schoss völlig frei vorbei (89.), dann zeigte Schiedsrichter Flaig fünf Minuten Nachspielzeit an.

Drei waren abgelaufen als Schechinger einen weiten Ball an den Strafraum schlug, Niklas Watzl präzise flankte und Elias Bürkle per Kopf zum 3:4 (90.+3.) traf. Peter Leopold versuchte seine Jungs nochmals zu stellen, und forderte massiv den Abpfiff. Es half nichts!

Tom Gutekunst zur Stelle

Noch eine Ecke, noch ein Ball in den Strafraum, dann war der kurz zuvor eingewechselte Tom Gutekunst in einer unübersichtlicher Position zur Stelle und traf zum Entsetzen der Gäste per Fallrückzieher zum 4:4 Ausgleich.

„Wie gegen Empfingen auch in der Nachspielzeit“, regte sich Leopold tierisch auf. „Natürlich hatte Nagold mehr Chancen, mehr Ballbesitz und war die bessere Mannschaft, aber zwei Tore innerhalb von zwei Minuten in der Nachspielzeit, das darf nicht wahr sein!“

Die Teams

VfL Nagold: Maksim Hoelper (Tor), Nick Schweizer, Marc Rück, Marius Hopp (46. Jonny Rothfuß) Nico Gaiser – Elias Bürkle, Perparim Halimi (73. Robin Braun), Matthias Rauser (85. Tom Gutekunst), Tastan Burak, Johannes Fleichle (67. Jürgen Schechinger), Jan Beifuß (73. Niklas Watzl).

VfB Bösingen: Mirko Harter (Tor) Fabian Schmid (88. Razvan Dobricean), Felix Flaig, Niklas Wulle, Steffen Kramer, Philipp Haaga (60. Noah Kimmich), Marius Beiter (75. Flavio Ippolito), Jochem Benedikt (64. Torsten Müller), Leon Schlosser (51. Benedikt Bantle) Marius Müller Julian Bihler.

Die Tore

Tore: 0:1 (1.) Leon Schlosser, 0:2 (9.) Marius Müller, 0:3 (52.) Marius Müller, 1:3 (55.) Nick Schweizer, 2:3 (57.) Jan Beifuß, 2:4 (62.) Marius Beiter, 3:4 (90.+3.) Elias Bürkle, 4:4 (90.+.5.) Tom Gutekunst.

Schiedsrichter: Stefan Flaig – Andre Wagner, Max Meier.

Zuschauer: 250.