David Seiferling nahm Burak Tastan vom VfL Nagold den Ball ab und startete aus der eigenen Hälfte durch, erzielte einen großartigen Treffer, der den 1:0-Sieg des SV Seedorf bedeutete. Foto: Bernd Müller

„Gegen den Tabellendritten sechs Punkte zu holen, kein Gegentor zugelassen – das ist schon überragend“, kommentierte Emanuele Ingrao den 1:0-Sieg des SV Seedorf gegen den VfL Nagold. Dessen Trainer Marcel Schuon sagte: „Wir haben einfach unser Spiel nicht auf den Platz bekommen. Auf dem Platz kann man kein Fußball spielen, muss man Fußball arbeiten.“

SV SeedorfVfL Nagold 1:0 (0:0). Beide Mannschaften gingen engagiert in die Partie, wollte der VfL Nagold mit frühem Pressing zu Balleroberungen kommen. Doch der SV Seedorf hielt hier konsequent dagegen.

 

Aus einem Ballgewinn der Gäste entwickelte sich nach 5 Minuten ein Konter, legte Johannes Fleischle für Tom Gutekunst auf, der jedoch nicht zum Abschluss kam. Den holprigen Untergrund der „Eschachwiesen“ versuchte der VfL mit weiten Bällen in die Spitzen zu überbrücken. Doch was da nach vorn kam stellte die Abwehr der Gastgeber selten vor Probleme. Fast schon erschreckend die mangelnde Präzision bei den Gästen, landeten die Bälle unerreichbar irgendwo, oder die Viererkette des SVS mit Marco Lenz, Yannick Scheck, Marvin Roth und Mario Grimmeißen ging kompromisslos dazwischen.

SV Seedorf gefährlicher

Harut Arutunjan vom SV Seedorf beschäftige die komplette Defensive des VfL Nagold. Foto: Bernd Müller

Auch wenn der SV Seedorf seltener vor das VfL-Tor kamen, steckte darin im Ansatz mehr Gefahrenpotenzial. Am nächsten dran war bis zu diesem Zeitpunkt Harut Arutunjan per Kopf (24.) nach einem Freistoß von Yannick Scheck. Tom Gutekunst vom VfL Nagold kam in der 37. Minute von Halbrechts zum Abschluss, wurde von SVS-Keeper Moritz Karcher entschärft.

Erste VfL-Chance kurz vor Pause

Die erste wirkliche Tormöglichkeit hatte der VfL Nagold durch Matthias Rauser (42.), dessen Schussversuch aus kurzer Distanz Marvin Roth zu Ecke blockte. Auf der Gegenseite scheiterte Harut Arutunjan aus der Drehung am linken Außennetz, so dass es beim 0:0 zur Pause blieb.

Freistoß sorgt für Gefahr

Tom Gutekunst verpasste eine der wenigen Möglichkeiten des VfL Nagold vor SVS-Torhüter Moritz Karcher. Foto: Bernd Müller

Nach Wiederbeginn war dem VfL Nagold durchaus anzumerken, dass man nun engagierter im Spiel war, kamen die Gäste auch zu einer optischen Überlegenheit. Nach einem Freistoß von Burak Tastan in den Seedorfer Sechszehner brauchte der SVS einige Klärungsversuche, bis der Ball zur Ecke entschärft wurde. Schnell fiel der Gast wieder in die Harmlosigkeit zurück. Bekam der SV Seedorf das Geschehen zunehmend wieder unter Kontrolle.

Foul im Sechszehner?

Auch aus Überzahlsituationen konnte der VfL Nagold keine Vorteile erzielen. Foto: Bernd Müller

Nach einem Foul von VfL-Akteur Nico Gaiser an David Seiferling an der rechten Strafraumlinie (50.), das manche Zuschauer innerhalb des Sechszehners sahen, legte der insgesamt sehr souveräne Schiedsrichter Marcel Eyth den Tatort außerhalb. Der Freistoß brachte nichts ein.

Seiferling startet durch

Nur Minuten später leistete sich Burak Tastan einen folgenschweren Ballverlust im Spielaufbau. David Seiferling startete aus der eigenen Hälfte zu einem Konter durch, sah, dass VfL-Torwart Maksim Hoelper weit vor seinem Kasten stand, und der SVS-Youngster zirkelte die Kugel mit einer gekonnten Bogenlampe zum 1:0 in der 55. Minute in die Maschen. Den Rückstand schien der VfL Nagold relativ gelassen hinzunehmen, ein richtiges Aufbäumen blieb aus, auch wenn Marc Rück bei einem Freistoß SVS-Torhüter Karcher prüfte.

VfL-Keeper pariert gegen Arutunjan

Die Abwehr des SV Seedorf (Harry Föll, im Hintergrund Marco Lenz) machte immer wieder geschickt die Räume eng. Foto: Bernd Müller

Großes Glück hatten die Gäste in der 63. Minute, nachdem Harut Arutunjan, der von Seiferling nach Balleroberung hervorragend in Szene gesetzt wurde und freie Bahn hatte, am großartig reagierenden VfL-Keeper Maksim Hoelper scheiterte, der das eigentliche 0:2 vereitelte. Auch in der 88. Minute blieb Hoelper Sieger gegen Arutunjan, der sein bislang bestes Spiel für den SV Seedorf machte und mit viel Beifall in der 90.+1 ausgewechselt wurde.

Wechsel ohne Wirkung

Der VfL Nagold blieb im Spiel, doch da es weiterhin an zündenden Ideen in der Offensive fehlte, gelang es dem SV Seedorf immer wieder, die Situationen zu entschärfen. Als man beim Gast begriff, dass ihm die Zeit davonlief, verfiel man eher in Hektik, anstatt konstruktive Angriffe einzuleiten. Gegen einen aufopferungsvoll kämpfenden SV Seedorf, bei dem sich jeder bis in die fast sechsminütige Nachspielzeit in jeden Zweikampf und Ball warf, konnte man damit nichts erreichen.

Trainerstimmen

Emanuele Ingrao (SV Seedorf): „Gegen den Tabellendritten sechs Punkte zu holen, kein Gegentor zugelassen – das ist schon überragend. Es war für mich eine brutale Entscheidung, wen oder was für eine Aufstellung lasse ich spielen. Ich hatte ja alle zum Glück dabei. Stellen wir defensiv auf, oder stellen wir so auf, dass wir mitspielen können? Wir haben uns dafür entschieden, wir wollen mitspielen. Für was sollen wir bunkern? Ich glaube, das hat jeder gesehen, dass wir nicht nur verteidigt haben, sondern entsprechend mitgespielt haben. Wir können definitiv auch höher gewinnen, sind von der ersten Sekunde an voll da gewesen. Harut Arutunjan hat vorne ein überragendes Spiel gespielt. Er hatte komplett alle im Griff. Mit der Leistung meiner Mannschaft bin ich absolut zufrieden.“

Harut Arutunjan war von der VfL-Defensive nicht in den Griff zu bekommen. Foto: Bernd Müller

Marcel Schuon (VfL Nagold): „Wir hatten eine schlechte Trainingswoche, ich musste viele Spieler an die U23 abgeben. Das will ich aber nicht als Ausrede sehen oder suchen. Wir haben einfach unser Spiel nicht auf den Platz bekommen. Bei Seedorf ging es, in Anführungszeichen, um nichts, dementsprechend konnten sie befreit aufspielen. Sie haben uns über 90 Minuten beschäftigt, waren bei ruhenden Bällen, Standards immer gefährlich. Da haben wir vor allem den Neuner nicht in den Griff bekommen. Der hat unsere komplette Defensive beschäftigt, während wir mit einem Stürmer nicht mal einen halben Gegner beschäftigten. Das ist eben ein Unterschied. Aufgrund der torgefährlichen Standards hat sich Seedorf auch das Tor und den Sieg verdient. So stehen wir mit leeren Händen da, haben am Schluss noch alles probiert mit den Einwechslungen. Doch das Glück war nicht auf unserer Seite. Die letzte Durchschlagskraft hat einfach gefehlt. Das war wenig Gegenwehr, wenig Emotionen auf dem Platz. Das Spiel ist so vor sich hingeplätschert. Vielleicht hat jeder gedacht, das wird schon irgendwie. Auf dem Platz kann man kein Fußball spielen, muss man Fußball arbeiten.“

Statistik

SV Seedorf: Moritz Karcher – Marco Lenz, Yannick Scheck, Marvin Roth, Mario Grimmeißen, Timmy Haag, Harry Föll (75. Jonas Haag), Linus Haag (75. Jannis Roth), Frieder Mauch (67. Laurin Huss), David Seiferling, Harut Arutunjan (90.+1 David Benne).

VfL Nagold: Maksim Hoelper – Marc Rück, Nico Gaiser (80. Philipp Gaus), Jan Beifuß, Fabian Mückle, Matthias Rauser (60. Robin Braun), Tom Gutekunst (69. Chris Wolfer), Burak Tastan, Jonny Rothfuß, Marius Hogg (Nikita Müller), Johannes Fleischle (80. Jürgen Schechinger).

Tor: 1:0 (55.) David Seiferling.

Schiedsrichter: Marcel Eyth; Gelbe Karten: 3/5. Zuschauer: 200.