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"Panik Michel" schießt Tore wie am Fließband - jetzt für den FC Holzhausen. Wir haben mit ihm gesprochen.

"Panik Michel": So haben die Fans ihn beim SSV Ulm genannt. Sobald Janik Michel im Sechzehner den Ball bekommt, hat jeder im Stadion den Torschrei auf den Lippen. Als er das letzte Mal eine komplette Saison für den FC Gärtringen in der Landesliga gespielt hatte, erzielte er 40 Tore. In der vergangenen Rückrunde waren es 24 in 15 Partien, nun zwölf in sechs – inzwischen für den FC Holzhausen. Ein Interview über das Niveau in der Landesliga, die Erwartungen an einen Stürmer, die Verletzung seines Kumpels Pascal Reinhardt und wie der 26-Jährige selbst fast beim VfL Nagold gelandet wäre.

Janik Michel, Sie haben beim 1:0-Sieg des FC Holzhausen gegen den SV Tübingen gar nicht getroffen, was war da los?

(lacht). Ich hatte mich am Montag auch fast nicht getraut, aus dem Haus zu gehen. Es war glaube ich mein 21. Spiel für Holzhausen und erst das zweite, in dem ich nicht getroffen habe. Wenn ich ehrlich bin, hat mich das schon genervt. Das war ein komisches Gefühl. Ich bin es gewohnt, zu treffen. Wichtiger ist aber, dass wir trotzdem gewonnen haben.

In der vergangenen Saison haben Sie in 15 Spielen 24 Mal getroffen, als Sie zuvor das letzte Mal in der Landesliga gespielt hatten, waren es 40. Sind Sie nicht viel zu gut für diese Liga?

Das würde ich so nicht sagen. Als Stürmer muss man halt die Tore machen. In der Regionalliga habe ich das zum Beispiel nicht geschafft. Da haben mir vielleicht die körperlichen Fähigkeiten gefehlt. Ein wenig Glück gehört natürlich auch immer dazu.

So ganz schlecht lief es in Ulm für Sie doch gar nicht.

Ich habe schon immer mal wieder getroffen, war aber einfach nicht konstant genug. Wie gesagt, als Stürmer muss man die Tore halt machen, dann geht es schnell nach oben. Macht man sie nicht, eben auch schnell nach unten.

Von der Regionalliga in die Landesliga zum Beispiel?

Nachdem es in der vergangenen Hinrunde in Ulm nicht mehr gut für mich gelaufen ist, habe ich eingesehen, dass es mit der großen Karriere nichts mehr wird. Da wollte ich dann einfach nur noch nach Hause. Als sich das herumgesprochen hatte, hat sich der FC Holzhausen bei mir gemeldet. Wenn ich noch 20 gewesen wäre, wäre ich natürlich nicht in die Landesliga gegangen. Aber ich werde nächstes Jahr 27. Da muss man dann auch mal realistisch sein. Ich weiß ja nicht, wie lange ich noch spielen kann.

Der Wechsel nach Holzhausen war für Sie also auch der Schritt in ein normales Leben?

In meinem Leben hat sich immer alles nur um Fußball, Fußball, Fußball gedreht. Das hat in Reutlingen in der F-Jugend schon angefangen. Dreimal in der Woche hatten wir Training. Ich bin fußballverrückt. Deshalb habe ich ja auch versucht, Profi zu werden. Natürlich hatte ich auch viele Vorteile davon. Aber ich habe auch viel auf’s Spiel gesetzt, war das ganze Leben eigentlich immer von zu Hause weg. Im vergangenen Winter wollte ich dann einfach nur noch zurück.

Zwischen Regionalliga und Landesliga hätte es ja auch noch zwei weitere Ligen gegeben.

Deshalb wollen wir ja auch aufsteigen!

Nach allem, was man so hört, wären Sie auch fast beim VfL Nagold gelandet?

Mit dem VfL gab es Kontakt, ja. Das war sehr interessant. Da war ich nicht abgeneigt.

In Nagold könnten sie nach dem Ausfall von Pascal Reinhardt einen treffsicheren Stürmer gebrauchen.

Ich kann ja nicht für zwei Vereine spielen. Nein, im Ernst: Für Pascal tut es mir unglaublich leid. Er ist ein sehr guter Freund von mir. Wir haben schon in der Jugend zusammen in Reutlingen gespielt, später dann ein halbes Jahr in Ulm, bevor er nach Neuseeland gegangen ist. Für Nagold wird es in der Verbandsliga ohne ihn leider sehr schwer.

Dass der FC Holzhausen mindestens in die Verbandsliga möchte, ist kein Geheimins. Dafür wird auch viel Geld in die Hand genommen. Weshalb hat es mit dem Aufstieg bisher noch nicht geklappt?

Als ich im Winter gekommen bin, hat man zu mir gesagt, dass genau so ein Spieler wie ich, der die Tore macht, gefehlt hätte. Vielleicht hat es auch am Drumherum gelegen. Die Strukturen waren auch für Landesligaverhältnisse nicht sehr professionell. Da hat sich in der Zeit, in der ich hier bin, schon einiges verbessert. An was es jedoch genau lag, kann ich nicht beurteilen.

Dieses Jahr klappt es also mit dem Aufstieg?

Wir können auf jeden Fall ganz vorne mitspielen. Wir haben ein paar richtig gute Jungs in der Mannschaft. Damit es klappt, müssen wir aber anders spielen als gegen Tübingen. Über das Spiel habe ich mich richtig aufgeregt. Nicht, weil ich nicht getroffen habe, sondern weil wir einfach nicht gut gespielt haben.

Am Sonntag spielen Sie gegen Gechingen. An diesen Gegner haben Sie gute Erinnerungen, oder?

Das war mein erstes Spiel für Holzhausen. Das war aber ganz schwer. Auch da waren wir nicht gut und lagen zur Pause mit 0:1 hinten. Da dachte ich: Ohje!

Dann haben Sie drei Tore gemacht ...

... in fünf Minuten. Aber wie gesagt. Es war ein schweres Spiel.

Ein 7:0 wie gegen Holzgerlingen oder 8:1 wie gegen Rottweil wird es also nicht geben?

Ich glaube nicht, dass es das so schnell noch einmal gibt. Die Gegner sind ja nicht blöd. Die haben gesehen, dass es nicht so einfach ist, spielerisch mit uns mitzuhalten – außer vielleicht für Pfullingen, Böblingen oder Zimmern. Tübingen hat sich zum Beispiel tief hinten reingestellt und offensiv nichts gemacht. Darauf müssen wir uns einstellen.