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Nach der bitteren Niederlage gegen Köln gibt es beim SC Freiburg Bedenken wegen Luca Waldschmidts Nominierung für die DFB-Elf

Luca Waldschmidt hat ein ereignisreiches Jahr hinter sich. Nach seiner ersten konstanten Bundesliga-Saison spielte er sich bei der U21-EM als Torschützenkönig in den Fokus. Dann folgte die erstmalige Berufung ins A-Nationalteam. Streich mahnt zur Geduld.

Es ist nicht so, dass Christian Streich seinem Offensivspieler Luca Waldschmidt die Einladung zur Nationalmannschaft nicht gönnen würde. Der Trainer des SC Freiburg verfiel nach dem 2:1 (0:1) gegen den 1. FC Köln angesichts dieses Themas aber auch nicht in Euphorie. Vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw war der 23-jährige Waldschmidt kaum in Erscheinung getreten, und Streich wunderte das nicht. "Der Luca ist natürlich schon jetzt in dem heißen Sommer und bei der U21-Europameisterschaft körperlich an seine Grenzen gegangen", sagte der 54-Jährige.

"Das ist nicht ohne für so einen jungen Mann. Es ist immer schwierig, wenn du keine Sommerpause hast. Das ist eine enorme Belastung, auch psychisch."

Wie auch seinem Sturmpartner Nils Petersen war Waldschmidt bei der ersten Saisonniederlage des SC nicht viel gelungen. Nur kurz vor seiner Auswechslung in der 79. Minute fiel der Angreifer durch ein feines Dribbling mit anschließendem Distanzschuss auf.

Wohl auch deshalb durfte sich Köln-Coach Achim Beierlorzer über seinen ersten Bundesliga-Sieg mit dem 1. FC Köln freuen. "Wir sind auf dem richtigen Weg, haben unseren ersten Sieg eingefahren, unsere ersten drei Punkte dafür bekommen. Es ist wichtig, so in die Länderspielpause zu gehen, sagte der "überglückliche" Beierlorzer.

Kölns Neuzugang Ellyes Skhiri hatte den FC in der 2. Minute der Nachspielzeit nach einem Energie-Solo zum hart erkämpften Sieg geschossen. Zuvor hatte Anthony Modeste (52. Minute) mit seinem ersten Bundesliga-Tor seit Mai 2017 zum Ausgleich getroffen. Freiburg durfte nur kurz vor der Pause wegen eines Eigentores von Rafael Czichos (40.) jubeln.

Streich mahnte in Sachen Waldschmidt derweil zur Geduld: "Luca hat sich entwickelt, aber er hat noch einiges zu tun", sagte der Coach. "Es ist viel passiert im letzten Jahr." Erst die gute Saison mit Freiburg, dann seine starke U21-EM und nun die Berufung in die A-Elf.

Die Breisgauer Beschaulichkeit ist schnell passé

Streich wird ihn genau im Blick behalten. Immer wieder hatte der Coach in der vergangenen Saison betont, dass Waldschmidt für die Entwicklung seines außergewöhnlichen Talents Ruhe braucht. Eine Ruhe, die es zuvor etwa beim Hamburger SV nicht gegeben hatte. Im Breisgau hat Waldschmidt sie gefunden und spielte nicht zuletzt auch deshalb erstmals konstant eine Bundesliga-Saison. Doch dann kam die U21-EM in Italien.

Mit sieben Toren wurde Waldschmidt bester Torschütze des Turniers und schoss sich förmlich auf die Notizblöcke größerer Klubs. Erstmals nahm eine breitere Öffentlichkeit Notiz vom jungen Angreifer, der sich aber zum SC Freiburg bekannte. Dennoch war es mit der Ruhe um Waldschmidt kurz nach dem Start in die neue Spielzeit schnell wieder vorbei, weil Löw ihn erstmals für die A-Nationalmannschaft nominierte.

Dabei hätte Streich ihm wohl lieber eine kleine Länderspielpause gegönnt. "Es ist ein Prozess", sagte der Coach, der bei Waldschmidt noch viel Potenzial sieht. "Ich weiß, was der Luca noch verbessern muss." In der Länderspielpause hätte er mit dem 23-Jährigen weiter daran arbeiten können. Ohnehin hat Streich maßgeblichen Anteil daran, wie Waldschmidt sich entwickelt hat. Nun aber muss der Coach sich erst mal gedulden.