Mit Sektdusche und allem, was dazugehört: gebührende Meisterfeier auf Mindersbachs Höhen. Foto: Reutter

Fußball: SV Pfrondorf/Mindersbach feiert die zweite Meisterschaft in der Vereinsgeschichte. 

Im Mindersbacher Sportheim ist noch viel Platz an den Wänden. Da hängt ein großes Bild vom ersten Erfolg der Vereinsgeschichte, dem Aufstieg im Jahr 1956. Damals hatte man die Spvgg Bad Teinach-Zavelstein im Relegationsspiel mit 4:1 geschlagen und war in die B-Klasse aufgestiegen. Es war gleich in der ersten Saison nach der Vereinsgründung eine Sensation. An der anderen Wand hängen die Wimpel und Fotos aus dem Jahr 2000, dem bisher erfolgreichsten Jahr der Vereinsgeschichte, als der SV Pfrondorf/Mindersbach zum ersten Mal Meister wurde – und dann gleich mit beiden Aktiven-Mannschaften. Und seit ein paar Tagen hängt da nun auch der Meister-Wimpel der Saison 2018/19 der Kreisliga B1, garniert mit einem Foto der schwarz-gelben Vereinsfahne.

Etwas Besonderes

Den Großteil der Geschichte des 1955 gegründeten Sportvereins hat dieser in der untersten Spielklasse gespielt, in der Kreisliga B oder auch C, als es diese noch gegeben hat. "Deshalb sind Aufstiege und Meisterschaften für einen Verein wie unseren etwas sehr Besonderes", betont Sport-Vorstand Kai-Uwe Winkler. Deshalb wurde die Meisterschaft in dieser Saison auch gebührend gefeiert. Genau genommen gleich zweimal. Nach dem 2:1-Heimsieg gegen den VfR Beihingen spontan, nachdem die SG Ettmannsweiler/Aichelberg gegen den FC Egenhausen mit 2:3 verloren hatte und die Pfrondorfer damit als Meister feststanden. Die große, und geplante, Meisterfeier hatte dann nach dem letzten Spieltag der Saison eine Woche später stattgefunden. Mit ihrem Meisterwagen fuhren die Kicker dann vom Sportplatz in Schönbronn zurück nach Mindersbach. Natürlich nicht auf direktem Weg. "Es gibt ja viele, die mitbekommen sollten, wer in diesem Jahr Meister geworden ist", betont Winkler. Also hat die Mannschaft auf dem Rückweg jeden Ort, der nur irgendwie möglich war, mitgenommen.

Saisonstart mit acht Siegen

Dass die Pfrondorfer in dieser Saison Meister werden, das hatte für die meisten Zuschauer irgendwie schon lange festgestanden. Die ersten acht Partien der Saison hatte die Mannschaft alle mehr oder weniger deutlich gewonnen, bis zur Winterpause überhaupt kein Spiel verloren. Nur gegen die SF Emmingen und die SG Rohrdorf/Iselshausen hatten die Pfrondorfer bis zu diesem Zeitpunkt unentschieden gespielt. Doch, wenn man Kai-Uwe Winkler darauf angesprochen hat, dann hat der einem ordentlich die Leviten gelesen. "Ich wollte bis nach dem Spiel gegen Beihingen von keinem hören, dass wir in dieser Saison Meister werden", sagt er. Das ist wohl eine Mischung aus angeborener Skepsis und jahrelanger Erfahrung. Jedenfalls ist er der festen Überzeugung: "Im Fußball kann immer alles passieren. Vor allem, weil ich diese Jungs kenne." Zu sehr hängt da wahrscheinlich noch die schlechte Erfahrung aus der Vorsaison im Hinterkopf, in der die Mannschaft nur ein Spiel verloren hatte, aber trotzdem nicht Meister geworden war – und den Aufstieg in der Relegation verpasste. "Die Tabelle lügt manchmal", betont er. Das sei auch in der diesjährigen Winterpause so gewesen.

Immer die "Kleinen"

Was den SV Pfrondorf/Mindersbach in der vergangenen Saison noch die Meisterschaft gekostet hatte, das waren die vielen Punkte, die man gegen vermeintlich schwächere Teams liegen gelassen hatte. Da waren zum Beispiel das Unentschieden und die 0:1-Niederlage gegen den Stadtkonkurrenten Altay Nagold, der in der ganzen Runde insgesamt nur zwölf Punkte geholt hatte. "Das ist immer so", sagt Spielertrainer Matthias Roth. "Die Punkte, die man in solchen Spielen liegen lässt, die tun meistens besonders weh und wären am Ende der Saison besonders wichtig." Umso mehr freut es ihn, dass seine Mannschaft es in dieser Saison – übrigens die zweite unter seiner Federführung – weitestgehend vermieden hat, gegen die Gegner aus der unteren Tabellenregion welche liegenzulassen. Ob das der Schlüssel zur Meisterschaft war? "Ja, vielleicht", sagt er. "Ausschlaggebend war aber auf jeden Fall die harte Arbeit, die wir investiert haben." Vor allem in der Winterpause, "als wir schon ein paar Punkte Vorsprung hatten". Er hatte jeden einzelnen davor gewarnt, sich auf diesem Vorsprung auszuruhen. "Wir wussten, dass es noch ein ganzer Haufen an Spielen ist, der da noch kommt", sagt er. Und: "Wir hatten bis dahin noch keinen Durchhänger. Es gibt aber keine Mannschaft, die ohne Durchhänger durch eine Saison kommt." Nicht einmal der FC Bayern München oder Borussia Dortmund schaffe das, wie man in dieser Saison gesehen habe.

Ein Durchhänger zur Unzeit

Und Trainer und Sportvorstand sollten recht behalten. Der Durchhänger kam – und zwar genau zur Unzeit. Zu Beginn der Rückrunde kassierte der SV Pfrondorf gegen die SG Ettmannsweiler/Aichelberg die erste Niederlage der Saison – 0:4. Die hatte gesessen. "In dem Spiel waren wir einfach schlecht", sagt Kai-Uwe Winkler, dem anzumerken ist, dass er sich darüber bis heute ärgert. Ausgerechnet gegen die SG Ettmannsweiler. Diese Partie war eine Standortbestimmung. Denn die Spielgemeinschaft hatte sich im April als stärkster Verfolger herausgestellt, was vor der Saison eigentlich niemand so wirklich auf der Rechnung gehabt hatte. "Aber eine Überraschungsmannschaft gibt es immer. Wir waren es in der vergangenen Saison", sagt Winkler. Auf das 0:4 folgte ein 0:1 gegen den TSV Altensteig, den zweiten Verfolger, sowie ein 1:4 gegen den SV Überberg. Der SV Pfrondorf, der vier Wochen zuvor noch einen so komfortablen Vorsprung hatte, stand plötzlich unter Druck. Vielleicht war der in diesen Spielen für den ein oder anderen Spieler zu hoch, vielleicht war der ein oder andere zu verkrampft. "Ich hatte dann vor dem Spiel gegen Emmingen schon ganz schön Bammel", gibt Roth zu. Die Sportfreunde Emmingen waren in dieser Saison eines jener Teams, gegen das sich die Pfrondorfer gerne schwer tun. Im Hinspiel gab es ein für den Tabellenführer glückliches 1:1. Doch all die Sorgen waren unberechtigt. Das Team zeigte ein starke Reaktion auf die Wochen zuvor, gewann das Derby mit 6:1. "Mit diesem Spiel kam dann die Lockerheit zurück", sagt Roth, der extra dafür das Spielsystem umgestellt hatte.

Der Anteil des Trainers

"Das ist so seine Art", sagt Kai-Uwe Winkler, "das spielerische Element. Daran feilt er ständig." Winkler als Sportvorstand, Roth als Trainer und Markus Scherer als Spielleiter: Das ist das Trio, das den Erfolg in den letzten beiden Jahren aufgebaut hat. "Matzes Anteil liegt schon ungefähr bei zehn Prozent", sagt Winkler und lacht. Schon vor ein paar Jahren hatten die beiden Verantwortlichen Roth auf den Mindersbacher Sportplatz locken wollen, als dieser vom VfR Beihingen zum SV Bondorf wechselte. "Nicht mit irgendeinem Plan, ihn als Trainer zu holen im Hinterkopf." Einfach als Spieler. Er ist ein Jugendfreund von Scherer, "die beiden kennen sich schon ewig". Der hatte den Deal dann vor zwei Jahren eingefädelt. Es war ein Glücksgriff. "Bei einem Trainer, der seine erste richtige Station macht, weiß man ja nie wirklich, was man bekommt", betont Winkler, der Matthias Roth als einen Typen beschreibt, mit dem man nach dem Training auch mal ein Bier trinken kann, der aber auch mal einen ordentlichen Schrei rauslässt. "Er kitzelt viel aus der Truppe heraus." Als typisches Beispiel erzählt er eine Geschichte aus dem Trainingslager vor der Saison. Da ließ er Viererketten trainieren, hat über den Platz rot-weißes Absperrband gezogen und damit die Positionen abgesteckt. "Damit jeder versteht, wo er sich im System aufzuhalten hat."

Die Ausfälle kompensiert

Dass die Mannschaft das Zeug dazu hat, um die vorderen Plätze mitzuspielen, das war schon vor der Saison klar. Das hatte man in der vorigen Saison gesehen. "Doch wir hatten auch 2015 schon ein Team, das vorne mitspielen konnte", erinnert sich Winkler. Damals wurde der Sportverein Zweiter in der B1, verpasste den Aufstieg in der Relegation, genau wie nun im Vorjahr. Damals wurde man in der Folgesaison Sechster. "Wir wussten, dass wir eine gute Mannschaft sind, aber das musste sich alles erst finden." Wichtig sei vor dieser Saison gewesen, sich gezielt zu verstärken. Denn mit Zsolt Balogh und Dominik Anton seien plötzlich zwei Schlüsselspieler weggebrochen, deren Ausfälle man so auffangen konnte. "Nachdem da der ein oder andere wichtige Spieler ausgefallen war, war es eine richtig gute Teamleistung, die wir in der Rückrunde gezeigt haben", betont Matthias Roth. "Da möchte ich jetzt keinen explizit hervorheben." In der Offensive waren die Pfrondorfer mit Eigengewächs Timo Bihler schon seit Jahren gefährlich. Doch bisher war es oft so, dass die Torgefährlichkeit um ihn herum gefehlt hatte. Das war in dieser Saison anders. "Da kann bei uns in der Offensive fast jeder die Tore machen", sagt Winkler, "das Spiel entscheiden", nennt es Roth. Vadim Gorbatschow, der vor zwei Jahren aus Gechingen gekommen war, bringt es auf 17 Tore, Bihler auf 16, Igor Gorbatschow auf acht, Zsolt Balogh auf fünf. Als zweite Waffe hatten die Pfrondorfer die Standards. "Wenn ich da an unsere Innenverteidiger wie Ralph Rück (fünf Tore, Anm. d. Red.) denke. Die sind groß und Kopfballstark", betont Roth. Dazu ein Matthias Roth, der die Standards gefährlich vor das Tor bringen kann. "Dann ist es halt im Endeffekt das ganze Team, das man loben muss", verdeutlicht er. "Ob wir die beste Mannschaft hatten, weiß ich nicht, aber wir waren die Mannschaft, die es am besten gemacht hat."

Planungen für die A-Liga

Ob das dem SV Pfrondorf/Mindersbach nun auch in der Kreisliga A gelingt? Das vorrangige Ziel sei natürlich der Klassenerhalt. "So schnell so viele Punkte wie möglich zu sammeln, um nicht hinten rein zu rutschen." Das wird für die Pfrondorfer nochmal eine andere Herausforderung. "Auch, weil unsere zweite Mannschaft jetzt nicht mehr außer Konkurrenz antritt", unterstreicht Kai-Uwe Winkler. Verstärkungen sind zwar nicht ausgeschlossen, jedoch nicht im großen Stil geplant. "Stand jetzt gibt es noch keine Neuzugänge", sagt Matthias Roth. "Wir haben aber auch schon viele gute Spieler da. Ich habe in den Kader vollstes Vertrauen, dass er auch in der Kreisliga A bestehen kann. Zumal mit Dominik Anton und Zsolt Balogh zwei wichtige Spieler wieder zurückkehren." Dem stimmt Winkler zu und beendet das Gespräch mit dem Satz, den er oft und gerne verwendet: "Im Fußball weiß man nie, wie es kommt."