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Freiburg feiert auch dank Grifos "Eier aus Stahl" den Abschluss einer überragenden Hinrunde mit einem unterhaltsamen Remis gegen den FC Schalke 04 – der zwar auch einen Punkt gewinnt, aber Torhüter Nübel verliert

Großer Einsatz, reichlich Spannung, viel Applaus. Das 2:2 zwischen Schalke und Freiburg taugt als Beweis, warum beide Teams in der Hinrunde positiv überraschten. Und doch wurde die Freude beim Revierklub schon am nächsten Tag getrübt.

Drei Tage vor Weihnachten hätte sich David Wagner ein Happy End gewünscht. "Es ist halt nicht Walt Disney. Du kriegst nicht immer, was du verdienst", sagte der Trainer von Schalke 04 nach dem höchst kurzweiligen 2:2 (1:0) gegen den SC Freiburg. Vielleicht wusste der 48-Jährige da schon, dass sich Torhüter Alexander Nübel gegen einen Verbleib bei den Königsblauen entschieden hat.

Macht Nübel den Neuer?

Der Kapitän lehnte das Angebot zur Verlängerung des im kommenden Sommer auslaufenden Vertrages nach monatelanger Bedenkzeit ab. Der 23-Jährige soll laut "Bild"-Zeitung auch noch ausgerechnet zum FC Bayern München wechseln – so wie einst Manuel Neuer.

"Nach allen Gesprächen, die wir in den letzten Monaten mit Alexander Nübel und seinem Berater geführt haben" seien die Schalker Verantwortlichen aber nicht "sehr überrascht" gewesen, dass der Keeper seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird, sagte Sportvorstand Jochen Schneider. Er machte aus seiner Verärgerung keinen Hehl: "Verstehen müssen wir seine Entscheidung indes nicht."

Die Bayern wollten den "Bild"-Bericht auf Nachfrage zunächst nicht kommentieren. In diesem ist von einem Fünfjahresvertrag ab dem 1. Juli 2020 die Rede. Nübel soll in Absprache mit Stammtorwart Neuer als Nummer zwei kommen, aber regelmäßige Einsätze bekommen. Neuer dürfte seine Karriere nicht vor 2023 beenden. Es war die seit Langem erwartete Entscheidung, die zum Hinrundenabschluss irgendwie ins Bild passte.

Drama und Komödie, etwas zum Weinen, etwas zum Lachen, ein bisschen Historie, überraschende Wendungen und viel Action – das letzte Spiel des Jahrzehnts hatte am Samstag beste Unterhaltung geboten, allerdings nicht ganz jugendfreie. "Eier aus Stahl", betonte Vincenzo Grifo vor jeder Kamera und jedem Mikrofon, habe er für seinen aufreizend lässigen Lupfer vom Elfmeterpunkt zum Freiburger 2:1 (67.) gebraucht.

Petersen bricht Löw-Rekord

Etwas familienfreundlicher schrieb Nils Petersen Fußball-Geschichte. Mit seinem 83. Treffer für die Breisgauer zog der 31-Jährige per Foulelfmeter nach Videobeweis (54.) mit dem Freiburger Rekordtorschützen, Bundestrainer Joachim Löw, gleich. "Im Geschichtsbuch zu stehen und Spuren zu hinterlassen, ist immer schön", sagte der Stürmer: "Jetzt habe ich noch Ziele in 2020."

Die beiden Elfmeter brachten Wagner auf die Palme, der sich mit seinem Gegenüber Christian Streich am Spielfeldrand ein hitziges Wortduell lieferte. "Ich wollte einen dritten, er wollte den zweiten nicht", berichtete Streich. "Ich sag’ Schwalbe, er sagt Elfmeter", ergänzte Wagner und fügte augenzwinkernd hinzu: "Ehrlich gesagt, war ich so weit weg, dass ich es gar nicht gesehen habe." Und Streich entgegnete mit Blick auf den gefoulten Chang-Hoon Kwon lachend: "Ein Südkoreaner macht keine Schwalbe, er ist hochdiszipliniert."

Der Freiburger Trainer geht mit 26 Punkten in die Winterpause – mit exakt der Bilanz, die er vor sieben Jahren erreichte und am Ende in die Europa League führte. Schalke hat mit Wagner vier Zähler mehr – und nur drei weniger als in der kompletten Vorsaison, die beinahe mit dem vierten Abstieg geendet hatte. Wichtiger war dem Coach aber, dass sein gegenüber dem Vorjahr kaum verändertes Team jetzt "Fußball, der von Leidenschaft, Intensität, Emotion und Zusammenhalt geprägt ist", spiele.

Obwohl sieben Stammkräfte fehlten, darunter drei von vier Innenverteidigern und der gesperrte Torwart Nübel raffte sich Schalke nach dem 1:0 durch Suat Serdar (27.) und den beiden Freiburger Elfmetern noch einmal auf, spielte in der Schlussphase die vielleicht beste Viertelstunde der Saison, glich durch den eingewechselten Ahmed Kutucu aus (80.) und hatte noch den Sieg vor Augen.

Streich "gerne" im Pott

Auch wenn der Sprung auf einen Champions-League-Platz vorbei am Erzrivalen Borussia Dortmund misslang, feierten die 60 000 königsblauen Fans ihre Spieler überschwänglich – nachdem sie zu Beginn eindrucksvoll des am Mittwoch in Wolfsburg verstorbenen Anhängers gedacht hatten: 04 Minuten lang hatten beide Fanlager geschwiegen, die Nordkurve hatte Schwarz getragen.

"Es hat etwas mit dieser Gegend zu tun", sagte Streich beeindruckt und schloss mit einer Liebeserklärung an das Ruhrgebiet: "Ich habe hier noch nie gelebt, aber es ist etwas Besonderes hier. Ich merke das und bin sehr, sehr gerne hier."