So sehen Siegerinnen aus: Mit dem ungefährdeten 4:1-Heimsieg gegen den Tabellenzweiten Spvgg Lindau haben sich die Bernecker Fußball-Frauen vorzeitig den Meistertitel in der Landesliga und damit den Aufstieg in die Verbandsliga gesichert. Foto: Blaich

Frauenfußball: Frauen der Spvgg Berneck/Zwerenberg steigen erstmals in Vereinsgeschichte in Verbandsliga auf. 

Es ist der Ritterschlag für den Frauenfußball im Kreis Calw: Mit zehn Punkten Vorsprung wurde die Spvgg Berneck/Zwerenberg souverän Meister in der Landesliga. Kommende Saison werden sie damit erstmals in der Verbandsliga spielen.

Traner Theo Blaich hat es verstanden, aus der Spvgg Berneck/Zwerenberg das Maximale herauszuholen. Damit die Spielerinnen optimal vorbereitet und bestens trainiert werden, hat er sich weitere Personen hinzugeholt. So war Andreas Pannach, Vater von Spielerin Liz Pannach aus Enzklösterle, seines Zeichens Sportlehrer und Trainer bei den Schilangläufern im Enztal, mit zuständig für gute Kondition. Lukas Rajzl war verantwortlich für das Krafttraining. Und mit Sascha Renz konnte Blaich einen sehr kompetenten Torwarttrainer gewinnen.

Große Überraschung

Dass die Spielvereinigung Meister werden würde, damit hatte im Bernecker Lager niemand gerechnet. Selbst als man mit drei Punkten Vorsprung als Herbstmeister in die Winterpause ging, träumte man bestenfalls vom Relegationsplatz. Zu deutlich war der Leistungsvorsprung der SpVgg Lindau, als man im Hinspiel am Bodensee regelrecht vorgeführt worden war. Aufgrund von Personalproblemen schwächelte das Team aus der Inselstadt aber in der Rückrunde. Die Vorentscheidung über den Titelgewinn fiel am 19. Mai, als die Berneckerinnen das Heimspiel gegen Lindau deutlich mit 4:1 gewann. Somit konnte Staffelleiter Axel Pasedag schon eine Woche später – am drittletzten Spieltag – im Heimspiel gegen den FV Rottweil der Mannschaft vorzeitig den Meisterwimpel überreichen.

Letzter Aufstieg: 2012

Der letzte Bernecker Aufstieg datiert aus der Saison 2011/12. Damals stieg man mit nur einem Punkt Vorsprung auf den TSV Grafenau in die Landesliga auf. Mitentscheidend war seinerzeit, dass man in der heißen Endphase der Saison sehr gute Spielerinnen des älteren B-Juniorinnen-Jahrgangs einsetzen konnte.

Zur Saison 2009/10 meldete die Spvgg Berneck/Zerenberg erstmals B-Juniorinnen zur Verbandsstaffel an. Damals ging das noch allein durch Anmeldung. Heute muss man Meister im Bezirk sein und sich durch Aufstiegsspiele die Spielberechtigung für die höchste Spielklasse des Verbands sichern. Rolf Dürr war Chef eines dreiköpfigen Trainerteams der B-Juniorinnen und wurde nach dem Aufstieg der Frauen in die Landesliga zu ihrem Coach befördert.

Schwacher Start

Die erste Saison in der Landesliga im Spieljahr 2012/13 war eine sehr nervenaufreibende Geschichte. In der Vorrunde hatte die Spvgg Berneck/Zwerenberg in 13 Spielen nur zwölf Punkte geholt und lag zur Winterpause auf einem Abstiegsplatz. Die Rückrunde verlief dann deutlich besser, dank des nimmermüden und sehr großen Engagements von Trainer Rolf Dürr. 26 Punkte kamen hinzu, so dass die Mannschaft in der Endabrechnung schließlich noch den siebten Platz belegte.

Das Highlight unter Trainer Rolf Dürr war der zweite Tabellenplatz in der Saison 2014/15. Im Relegationsspiel in Berneck gegen den TSV Neuenstein, den Zweiten der Landesliga-Staffel 1, setzte es eine knappe 5:6-Niederlage nach Elfmeterschießen.

In den beiden zurückliegenden Spielzeiten unter Trainer Peter Steeb belegte die Mannschaft jeweils den vierten Platz. Die Berneckerinnen hatten keine Abstiegssorgen. Für Tabellenspitze oder wenigstens den Relegationsplatz reichte es aber auch nicht.

Neuer Trainer wird gesucht

Nachdem klar war, dass Peter Steeb nach der Saison 2017/18 aufhören wird, ging die Trainersuche los. Der langjährige B-Juniorinnen-Trainer Theo Blaich bot an, den Job zu übernehmen. Mit vielen Spielerinnen hatte er ja schon früher zu tun gehabt und war mit dem gesamten Umfeld bestens vertraut. Obwohl einige für eine externe Lösung plädierten und es auch Bewerber gab, fiel die Entscheidung schließlich doch auf den 60-Jährigen

Obwohl einige Spielerinnen von den B-Juniorinnen zu den Frauen aufrückten, war eigentlich allen klar, dass eine schwierige Saison bevorsteht. Drei Stammspielerinnen waren den Verlockungen des VfL Herrenberg erlegen und hatten den Verein verlassen. Hinzu kam, dass mit Kathrin Funk die Abwehrchefin ihre Kickstiefel altershalber an den Nagel hängte. Erklärtes Ziel war der Klassenerhalt.

Zu schwache Offensive

Über viele Jahre hinweg war das große Manko der Berneckerinnen, dass sie zu wenig Tore schossen. Selbst in der Saison 2014/15 als man Vizemeister wurde, brachte man das Spielgerät in 22 Spielen nur 41-mal im gegnerischen Tor unter. Als Sarah Ungericht von den B-Juniorinnen, bei denen sie in der Saison 2016/17 in 22 Spielen 48 Tore schoss, zu den Frauen wechselte, wurde es in den beiden vergangenen Jahren deutlich besser. In der Saison 2017/18 lag das Bernecker Torverhältnis 57:29. 18 Treffer gingen auf das Konto der Ausnahmespielerin. Mit 31 der 68 Tore in der zurückliegenden Saison geht fast Hälfte der Treffer auf Ungerichts Konto.

Lehrjahre in Hoffenheim

Tore schießen ist die eine Sache. Möglichst wenige Gegentore zuzulassen die andere. Mit Neuzugang Nadine Wiese von den eigenen B-Juniorinnen sowie Lea Mutschler hat Blaich zwei erstklassige Innenverteidigerinnen im Team, die allen Stürmerinnen das Leben schwer machen. Mit Carina Schanz steht eine hervorragende Torhüterin zwischen den Pfosten, die ihre Lehrjahre bei der TSG Hoffenheim absolviert hat. Häufig steht sie weit vor dem eigenen Strafraum, um gegnerische Bälle abzufangen. Und sehr oft wird sie als Anspielstation von ihren Mitspielerinnen einbezogen. Mit Nicole Ehnis, die ebenfalls von den B-Juniorinnen zu den Frauen kam, hat die Mannschaft die dringend notwenige zweite Torhüterin bekommen. Auch sie hat in ihren sieben Punktspielen, in denen sie zwischen den Pfosten stand, gezeigt, dass sie ihr Handwerk richtig gut versteht.

Mit Sarah Funk und Sarah Waidelich wollen nach dem Titelgewinn die beiden ältesten Bernecker Spielerinnen nun kürzertreten. Der Aufwand, insbesondere bei den Auswärtsspielen, sei zu groß. So ist die Spvgg Berneck/Zwerenberg mitunter zehn Stunden unterwegs. Abfahrt ist an einem Tag, an dem man einmal ausschlafen könnte, teilweise schon vor 7 Uhr.

Bei Sarah Waidelich, der früher erfolgreichen Skilangläuferin vom Kaltenbronn kommt hinzu, dass sie als Lehrerin in Furtwangen arbeitet und deshalb zusätzlich große Fahrstrecken in Kauf nimmt.

Keine Starallüren

Hingegen hat die 19-jährige und damit zehn Jahre jüngere Sarah Ungericht hoffentlich viele Jahre einer erfolgreichen Karriere noch vor sich. Sie ist der Star der Mannschaft – allerdings ganz ohne Starallüren. Trainer und Vereinsführung sind froh, dass sie ihrem Heimatverein, in dem sie seit 2011 Fußball spielt, weiterhin die Treue hält. Angefangen hatte sie sechs Jahre zuvor bei den Bambini des SV Oberkollwangen.

Neben mehreren kleineren verletzungsbedingten kurzfristigen Ausfällen hatte die Mannschaft einen richtig schweren Schlag zu verkraften: Liz Pannach, die auf Anhieb den Sprung von den B-Juniorinnen in die erste Mannschaft geschafft hatte, hat sich im Spiel in Lindau einen Kreuzbandriss zugezogen, allerdings ohne Einwirkung einer gegnerischen Spielerin. Besonders bitter für sie, dass sie deshalb die Saison in ihrer Hauptsportart Skilanglauf komplett versäumte und zudem im Frühjahr ihr Sport-Abi nicht machen konnte.

Keine Neuzugänge geplant

Obwohl es für die Mannschaft eine Spielklasse höher sicher wichtig wäre, sich zu verstärken, wollen es die Berneckerinnen nicht machen wie andere Vereine. Aus Sicht von Trainer und Vereinsführung ist es eine große Unsitte geworden, dass fast jeder Trainer Spielerinnen anderer Vereine anbaggert. Inzwischen sei es so, dass selbst Vereine der untersten Liga versuchen, Spielerinnen aus Vereinen zu ködern, die zwei oder drei Klassen höher spielen.

Mit Blick auf die Verbandsliga sagt Trainer Theo Blaich: "Wir verfügen über sehr schnelle Spielerinnen, die auch aus wenig Chancen Tore erzielen können. Wir werden mal schauen, wie wir uns in der neuen Liga aufstellen. Es kommen fünf Spielerinnen von den B-Mädchen raus. Mal schauen, wer sich in den Kader reinspielen kann."

Kürzere Fahrstrecken

Üblicherweise ist es so, dass man in einer höheren Spielklasse weitere Strecke fahren muss. Für die Berneckerinnen ist es umgekehrt. Bisher waren die geografisch nächstliegenden Gegner in Reutlingen und Rottweil. In der Verbandsliga kommt es zu Lokalderbys gegen den SV Eutingen und SV Musbach. Aber auch Lustnau, Nürtingen, Frommern und Münchingen liegen im Bereich von unter einer Stunde Fahrzeit. Ein Wiedersehen mit dem VfL Herrenberg wird es nicht geben, da die Gäumannschaft den Durchmarsch geschafft hat und in der nächsten Saison in der Oberliga spielen wird.

Von dieser Liga träumen die Berneckerinnen nicht. Sie sind realistisch genug, um zu wissen, dass der Klassenerhalt das Saisonziel sein muss.