Kapitän Toni Kroos geht voran: "Wir müssen nach vorne schauen." Foto: Büttner

Nationalmannschaft: Durchhalteparolen beim DFB-Team. Entscheidendes Spiel in Nations League. Mit Umfrage

Endspiel für Joachim Löw: Sollte die deutsche Nationalmannschaft bei Weltmeister Frankreich eine weitere Enttäuschung erleben, könnten die Tage des Bundestrainers gezählt sein.

Auto-Fan Joachim Löw hatte für den mit Graffiti verzierten Oldtimer im Eingangsbereich des Hotels Molitor keinen Blick. Der massiv unter Druck stehende Bundestrainer eilte nach der Ankunft in der noblen Fünf-Sterne-Unterkunft am Rande des Bois de Boulogne in Paris auf sein Zimmer, seine Vorliebe für alte Wagen musste angesichts der prekären Lage vor dem Nations-League-Spiel bei Weltmeister Frankreich am Dienstag ( 20.45 Uhr/ARD) hintanstehen.

Dem viermaligen Weltmeister droht der Sturz in die europäische Zweitklassigkeit und Löw in der Stadt der Liebe die Trennung vom DFB. "Jetzt müssen wir zeigen, dass wir den Charakter haben, den Abstieg zu verhindern", sagte Löw, der beim Ausstieg aus dem Teambus trotzdem kurz lächelte.

Die Lage ist aber ernst: Bei einer weiteren Niederlage drei Tage nach dem Abgesang von Amsterdam beim Erzrivalen Niederlande (0:3) hätte die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) den Klassenerhalt in der Nations League nicht mehr in der eigenen Hand. Präsident Reinhard Grindel rief vor dem Schlüsselspiel im Stade de France daher zu Geschlossenheit auf. "Dass der Weg unserer Mannschaft nach der WM auch Rückschläge mit sich bringen kann, war uns allen klar. Umso wichtiger ist es, jetzt gemeinsam als ein Team zusammenzustehen", sagte Grindel.

Ein klares Bekenntnis zu Löw, dessen Vertrag im Mai bis 2022 verlängert wurde, vermied der DFB-Boss. Bei einem weiteren Auftritt wie in der Johan-Cruyff-Arena wird die Luft für den 58-Jährigen ganz dünn. Er müsse aber "ausblenden, was in der Öffentlichkeit diskutiert und debattiert wird", so Löw. Seine Personalentscheidungen werden kontrovers diskutiert. Für den verletzt abgereisten Jérôme Boateng dürfte sein Münchner Teamkollege Niklas Süle in die Startelf rücken. Zudem drängen Leroy Sané, Julian Draxler und Julian Brandt ins Team. Dem formschwachen Thomas Müller droht die Bank.

"Man hat die Qualität von Leroy Sané gesehen, dass er ein absoluter Unterschiedsspieler sein kann und dass uns sein Tempo absolut gut tut", sagte Joshua Kimmich und forcierte damit Spekulationen über ein Aufbegehren der Jungen gegen die Alten.

Die Hauptkritik an Löw lautet, dass er weiter in einer Nibelungentreue auf eine Achse bestehend aus den Weltmeistern von 2014 setzt. Der nach dem WM-Debakel ausgerufene Neuanfang ist bisher nur ein Umbruch light. Ausgerechnet jetzt geht es gegen den vor Selbstbewusstsein strotzenden Weltmeister mit seinen Stars Kylian Mbappé und Antoine Griezmann. "Wir müssen uns schütteln, uns aufrichten, die Köpfe wieder hochnehmen", sagte Toni Kroos. Der zuletzt schwächelnde Kapitän Manuel Neuer forderte: "Es hilft uns nicht, im Negativen rumzudümpeln, wir müssen nach vorne schauen und zusammen aus dieser negativen Phase rauskommen."

Neben einer stabilen Abwehr sind dafür auch Tore zwingend erforderlich. In den vergangenen zwölf Länderspielen erzielte das DFB-Team lediglich zehn Treffer. Im Sturm herrscht Flaute. "Irgendwann müssen wir jetzt endlich einmal eine Lösung finden. Wir spielen den Ball immer hin und her bis wir einen Konter kassieren. So können wir nicht weitermachen", sagte der für Paris St. Germain spielende Draxler.