Die Unterreichenbacher Legenden (gelbe Trikots) gegen die Bürgermeisterauswahl. Foto: Stark

Beim FC Unterreichenbach lässt man zum 100-jährigen Bestehen die gute, alte Zeit wieder aufleben.

Beim FC Unterreichenbach schwelgen sie in diesen Tagen in Erinnerungen. In den 100 Jahren der Vereinsgeschichte, da ist so einiges passiert. Und manches ist auch heute noch so, wie es einmal war.

Es soll sie ja tatsächlich geben, die viel zitierte gute alte Zeit. Damals, als alles noch nicht so hektisch war, als das Geld zwar wichtig war, aber die Kameradschaft tausendmal wichtiger. Wahrscheinlich war auch damals, wann immer das auch war, nicht alles Gold was glänzt. Doch die Erinnerungen, die lassen doch so vieles im positiven Licht erscheinen.

Der FC Unterreichenbach feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Vereinsjubiläum. Natürlich haben es sich die Verantwortlichen um Vereinschef Steffen Rothfuß nicht nehmen lassen, die Geschichte – soweit möglich – aufzuarbeiten und diese in einer schmucken Broschüre zusammenzufassen.

Zu einem bedeutenden Jubiläum eines Sportvereins gehören ohne Zweifel die Menschen, die den Verein geprägt haben und die, die für die sportlichen Höhepunkte gesorgt haben. In Unterreichenbach sind dies die ehemaligen Landesliga-Fußballer, die acht Jahre auf überregionaler Ebene ihre Punkte gesammelt haben und eines der fußballerischen Aushängeschilder des Kreises Calw waren. Auch wenn sie sportlich gesehen seit 1964 in den Ligen des Badischen Fußballverbands unterwegs waren.

Die ganz große Zeit des FC Unterreichenbach begann 1990 mit dem Aufstieg in die Landesliga und endete 1998 mit dem Abstieg. Es war die Zeit, in der so mancher Landesligakicker die erste Prämie bekommen hat. Wenn ein Spiel gewonnen wurde, bestätigten drei ehemalige Akteure, gab’s 120 Mark – für alle zusammen für die Mannschaftkasse.

Dieter Enghofer war Ansprechpartner Nummer eins

Dieter "Eo" Enghofer ist einer der Männer, der als Trainer der ersten Mannschaft von 1982 bis 2001 das Vereinsleben über knapp zwei Jahrzehnte geprägt hat. Dieter Enghofer hat nicht nur die Mannschaft trainiert und betreut, er hat den FC Unterreichenbach gelebt, war immer für den Verein da und wurde für seine Arbeit und sein Engagement mit acht Jahren Landesliga belohnt.

Ein großer Wunsch der Vereinsführung um Steffen Rothfuß war es, die Mannschaft von damals, die noch vor zum Teil mehreren Hundert Zuschauern gespielt hat, so gut wie möglich noch einmal zu vereinen. "Für mich war Dieter Enghofer natürlich Ansprechpartner Nummer eins. Er hat noch die Kontakte zu vielen der ehemaligen Spieler", sagt Steffen Rothfuß. Der langjährigen FCU-Trainer hatte schnell sein Signal zur Zusammenarbeit gegeben.

Für Dieter Enghofer war es eine Art Herzenssache, nach der langen Zeit viele von den Spielern wiederzusehen, die damals in der guten alten FCU-Zeit "seine Mannschaft" bildeten. Tatsächlich ist es ihm gelungen, einen Großteil der Ehemaligen zu einem "Legendenspiel" zu gewinnen. "So etwas ist doch Ehrensache", meinte beispielsweise Achim Klaiber. Der ehemalige Calmbacher hatte in Unterreichenbach einen Teil seiner Fußballerkarriere verbracht und wie andere auch viele Freundschaften geknüpft, die heute noch gepflegt werden.

Große Freude am Festspiel

Gegner der "FCU-Legenden" im Festspiel war eine Bürgermeisterauswahl mit Spielern hauptsächlich aus dem Enzkreis und darüber hinaus. Aus dem Kreis Calw standen der Unterreichenbacher Bürgermeister Carsten Lachenauer und der Nagolder Bürgermeister Hagen Breitling, einst aktiver Fußballer bei den Sportfreunden Gechingen.

Am Festspiel hatten sichtlich beide Mannschaften ihre Freude. Nach den regulären 2 x 30 Minuten stand es 2:2, nach dem fälligen Elfmeterschießen 8:8. Damit hatten zumindest beide ihren Teilerfolg erzielt.

Auch, wenn es auf dem Platz eher gemütlich zugegangen ist, ab und zu ließen die Aktionen der ehemaligen Landesliga-Fußballer erahnen, was sie damals drauf hatten. Technisch hat das phasenweise immer noch ganz gut ausgesehen, dass in Sachen Geschwindigkeit und Passgenauigkeit gewisse Abstriche gemacht werden mussten, war von vorne herein klar.

Erster Höhepunkt des Spiels war ein Foulelfmeter, der den Bürgermeistern zugesprochen wurde (8.). Der Ball jedoch flog am Unterhaugstetter Tor vorbei. Wenig später gelang Hubert Schneider der Führungstreffer für die FCU-Legenden (12.). Bis zur Pause konnten die Unterreichenbacher diese knappe Führung auch verteidigen. "Wir sind schneller, aber unpräziser", stellte der Nagolder Bürgermeister Hagen Breitling in der Pause fest.

Zwei Minuten nach dem Seitenwechsel gelang dem Bietigheimer Constantin Braun der Ausgleichstreffer (32.). Nur drei Minuten später ließ Sascha Krötz aus Schlierbach im Kreis Göppingen das 2:1 (35.) für die Bürgermeisterauswahl folgen. Allerdings war Schiedsrichter Hartmut Britsch in dieser Szene nicht ganz auf der Höhe des Geschehens, denn der Torschütze stand klar im Abseits.

Es geht bei diesem Spiel nicht um Tore, sondern um Freundschaft

Für den verdienten Ausgleichstreffer zum 2:2 sorgte Orhan Demirci. Der früher als Freistoßspezialist bekannte Mittelfeldspieler hatte in der 46. Minute aus 18 Metern den Ball noch über die Latte geschossen. Beim zweiten Versuch, vier Minuten später, war der Ball dann drin. Im Elfmeterschießen trafen beide Teams jeweils sechsmal.

Nach dem Spiel war so gut wie jeder Akteur platt, was nicht unbedingt an der mangelnden Kondition gelegen hat. Bis zur Mittagszeit herrschte im Nagoldtal eine richtige Sommerhitze.

Das Resümee war einstimmig: Es ging nicht um Tore, sondern um Freundschaft. "Es ist toll, so viele alte Weggefährten zu treffen. Fußball ist da sekundär", freute sich zum Beispiel Achim Klaiber. Ähnlich äußerte sich auch Michael Fuchs, ehemals FC Nöttingen: "Das ist eine tolle Sache, ein großes Miteinander." Ins selbe Horn hatte auch Uwe Hennhöfer geblasen: "Ich habe sofort ja gesagt, als ich gefragt wurde. So etwas kann man sich ja nicht entgehen lassen."

Die weiteste Anreise hatte Detlef Walter. Der ehemalige Bad Liebenzeller hat seinen Lebensmittelpunkt inzwischen in Österreich. "Ich bin gerne gekommen und freue mich, hier die alten Kameraden wieder zu sehen." Also auf die nächsten 100 Jahre!

Seite 2: Aufstellung

Bürgermeisterauswahl - FC Unterreichenbach Legenden

Bürgermeisterauswahl: Helmut Glanzner, Bastian Rosenau, Sascha Krötz, Hagen Breitling, Carsten Lachenauer, Constantin Braun, Alexander Freygang, Ralph Stroecker, Thomas Pfeiffle, Frederik Kasalla, Thomas Volle, Rene Hauf, Tobias Pfrommer, Marcus Bungarz. FCU-Legenden: Jörg Fader, Ralf Haug, Bernd Feiler, Rui Laranjeira, Uwe Hennhöfer, Achim Klaiber, Orhan Demirci, Uwe Rhein, Michael Fuchs, Bernhard Karst, Hubert Schneider, Detlef Walter, Martin Bungarz.

Betreuer: Dieter Enghofer. Schiedsrichter: Hartmut Britsch.

Info: Carsten Lachenauer

Carsten Lachenauer, seit 2001 Bürgermeister von Unterreichenbach, war sportlich schon immer aktiv. Seinen größten sportlichen Erfolg feierte er 2008 als er mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Bürgermeister Zweiter bei der Europameisterschaft wurde. Einmal reichte es zudem zu Platz drei, einmal zu Platz fünf. "Wir treffen uns gewöhnlich viermal im Jahr, dreimal zu einem Spiel und einmal zur Vorbereitung", sagte Carsten Lachenauer am Rande des Spiels gegen die Unterreichenbacher "Legendanauswahl". Er selbst war in diesem Spiel als Mitglied der Bürgermeisterauswahl Gegner seiner Unterreichenbacher.

Als Mitglieder der deutschen Nationalmannschaft der Bürgermeister ist Carsten Lachenauer schon richtig herumgekommen in der Welt. "Südafrika, China, Armenien, Russland und natürlich einige Länder in Europa", zählt der Unterreichenbacher Bürgermeister auf. Noch immer ist der Abwehrmann, der durchaus auch im Mittelfeld spielen kann, dabei.

Seine ersten sportlichen Erfolge im Kreis Calw feierte Carsten Lachenauer übrigens nicht im Fußball. Als es ihn in den 1990er-Jahren in den Kreis Calw verschlagen hatte, war er noch aktiver Badmintonspieler und als Nummer eins der Verbandsliga-Mannschaft des TSV Neuhengstett ein Erfolgsgarant. Später, als er sein Amt als Unterreichenbacher Bürgermeister angetreten hatte, musste er sportlich etwas kürzertreten.