Daumen hoch? Der designierte DFB-Präsident Fritz Keller. Foto: Seeger

Fußball: Kandidat präsentiert sich am Mittwoch in Berlin – nicht alle werden ihn mit offenen Armen empfangen. 

Am Mittwoch wird Fritz Keller in Berlin als künftiger Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) präsentiert. Der Gegenwind aus dem Amateurlager erscheint als Retourkutsche in Richtung der Profis.

Seinen Fahrplan hat Fritz Keller schon erstellt. Mit dem ICE zum Flughafen, dann in die S8 zum Stadion, die restlichen Meter zu Fuß – so möchte der designierte Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) künftig in die Zentrale nach Frankfurt pendeln. Die Weichenstellung dafür ist für Mittwoch in Berlin vorgesehen. Doch vor der Präsentation des 62-Jährigen bei den Regionalverbänden und den Profiklubs sprechen sich Amateure aus der Hauptstadt dafür aus, Keller direkt wieder auf das Abstellgleis zu schieben.

"Das Verfahren zu seiner Nominierung bleibt empörend"

"Das Verfahren zu seiner Nominierung bleibt empörend", schrieben die Vereinsvorsitzenden Gerd Thomas und Bernd Fiedler, die in einem Beitrag für den Tagesspiegel sogar die Abspaltung der Basis vom DFB ankündigen: "Die Amateure werden sich unweigerlich alleine organisieren müssen, wollen sie ernsthaft Gewicht erlangen. Erste Schritte diesbezüglich sind in vollem Gange."

Thomas (Vorsitzender des FC Internationale Berlin) kritisiert gemeinsam mit Fiedler (Chef des SFC Stern 1900 Berlin), dass die DFB-Findungskommission zu eigenmächtig gehandelt habe und die Amateurvereine vom Verband nicht berücksichtigt wurden. Sie bemängeln eine "gnadenlose Intransparenz", zudem hätten die Chefs der Landesverbände keine eigene Meinung: "Für ihre bedingungslose Zustimmung werden sie mit Pöstchen versorgt, wobei Qualifikation nur selten eine Rolle spielt."

Das ist starker Tobak, der dem DFB wieder einmal sein Dilemma bei der Präsidentensuche vor Augen führt. Der Verband kann es nicht allen recht machen. Das Ganze erinnert stark an den Zoff rund um die Nominierung des zurückgetretenen Reinhard Grindel vor dreieinhalb Jahren – mit dem Unterschied, dass damals die Profis mächtig sauer über den Alleingang der Amateure waren. Vor den Berlinern hatten schon Hermann Winkler (Präsident des Sächsischen Fußballverbandes) und Erwin Bugar (Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes sowie des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt) Kritik am Auswahlverfahren geübt. Beide hatten offen gelassen, ob sie Keller wählen.

Dabei wurde der Klubchef des Bundesligisten SC Freiburg seit seiner überraschenden Nominierung am vergangenen Donnerstag von vielen Seiten explizit als Integrationsfigur gelobt. Die große Mehrheit der Funktionäre (aus beiden Lagern) beschrieb Keller als den Mann, der wie kaum ein anderer die Belange der Amateure und die der Profis im Blick habe.

Ob es tatsächlich zum Aufstand der Amateure gegen Keller kommt, wird sich am Mittwoch ab 9.30 Uhr im Hotel Esplanade zeigen. Dann will der Winzer seine Pläne den Regionalverbänden vorlegen. Zwei Stunden später erwarten Keller bei der Generalversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) im Hotel Maritim keine Probleme, bei den Profis wird der Hotelier mit offenen Armen empfangen.

Trotz der Kritik scheint der Wahl nichts mehr im Weg zu stehen

Trotz der Kritik aus dem Osten scheint die Wahl Kellers zum 13. DFB-Präsidenten auf dem Bundestag am 27. September in Frankfurt/Main beschlossene Sache zu sein – obwohl das Amateurlager über wesentlich mehr Stimmen verfügt als die Profis. Theoretisch könnten die Amateure aber bis zum Ende der Bewerbungsfrist am 30. August einen anderen Kandidaten vorschlagen. Die einfache Mehrheit genügt bei der Abstimmung.

Sollte Keller gewählt werden, wird er vom Amt des Freiburger Klubchefs zurücktreten. Neben einem neuen Boss wird der DFB als Konsequenz der Rücktritte seiner zuletzt im Amt befindlichen Präsidenten auch eine neue Struktur erhalten. Aufgrund der Reformen hat der künftige Chef des größten Einzelsportverbands der Welt (7,1 Millionen Mitglieder) weniger Macht als seine Vorgänger.

Die wird Keller auch gar nicht wollen – auch weil die Ämterhäufung ein Grund für das Scheitern seiner Vorgänger war. Keller hätte mit seinen Aufgaben ohnehin genug zu tun. Die neuen Strukturen müssen mit Leben gefüllt, der Bau der Akademie muss vorangebracht und die EM-Endrunde 2024 geplant werden.