Reiner Scheu weiß noch nicht, ob er auch in der Saison 2018/19 den FC Bad Dürrheim betreut. Foto: Morat

Verbandsliga: Trainer im Gespräch. Zukunft ist offen. Team überwintert auf viertletztem Platz.

Auf dem viertletzten Platz der Verbandsliga überwintert der FC Bad Dürrheim (19 Punkte). Trainer Reiner Scheu zieht nach einer schwierigen Herbstserie ein unzufriedenes Zwischenfazit. Der Fußball-Lehrer glaubt, dass seine Mannschaft bis zum letzten Spieltag in den Kampf um den Klassenerhalt verwickelt sein wird. Wir sprachen mit ihm.

Herr Scheu, was waren die größten Probleme für Sie und Ihre Mannschaft in der Vorrunde?

Wir hatten im Sommer viele Abgänge, bekamen dann nicht unsere Wunschspieler und mussten personell beim Team fast bei Null anfangen. Ich habe es bereits vor dem ersten Spiel vermutet, dass wir einige sportliche Baustellen in dieser Hinrunde bekommen werden.  Dies ist alles auch so  eingetroffen. Wir starteten mit einer völlig neuformierten Mannschaft, die sehr viel Zeit der Abstimmung benötigte. Dass wir nun mit 19 Punkten in die Winterpause gehen, ist am Ende der Herbstserie  noch  positiv.

Warum bekam der FC Bad Dürrheim nicht seine Wunschspieler im Sommer?

Bei so etwas spielen immer mehrere Faktoren  eine Rolle. Mancher Spieler hatte finanziell komplett andere Vorstellungen. Andere haben sich das sportlich nicht so zugetraut. Irgendwas kam fast immer dazwischen. In den Vorjahren liefen unsere Planungen sicherlich besser.

In welchen Punkten sind Sie denn von Ihrer Mannschaft auch positiv überrascht worden?

In manchen Spielen hat sie gezeigt, dass sie das Potenzial besitzt,  mit vielen Mannschaften der Verbandsliga mithalten zu können. Aber insgesamt, so kritisch dies klingen mag, gab es bei uns im Herbst nicht allzu viel Positives. So ehrlich müssen wir zu uns auch sein.

Und dann kam noch ein Spielerstreik dazu.

Dieser hatte sicherlich seinen Grund, zumal auch einige Spieler diesen befürworteten, die schon viel für den FC Bad Dürrheim geleistet haben. Als Mannschaft hätte ich es aber anders gelöst, aber dies ist Ansichtssache. Auf jeden Fall waren die Spieler dann schon überrascht, was für ein Echo ihr Streik ausgelöst hat.

Wird der Kader in der Winterpause verstärkt? Rechnen Sie mit Abgängen?

Bis jetzt hat sich noch kein Spieler dahingehend geäußert, uns  zu verlassen. Wir schauen uns um nach Verstärkungen. Mete Morat, unser neuer Spielausschussvorsitzende, arbeitet sehr fleißig und perspektivisch an diesem Thema.  Raphael Bartmann kommt nach seinem Auslandsaufenthalt zurück.

Gab es im Herbst nicht einen Moment, bei dem Sie ans Aufhören in Bad Dürrheim dachten?

Nein, ich bin nicht der Trainer, der in schwierigen Situationen einfach hinschmeißt.

Wie sieht Ihre eigene Zukunft aus? Ihr Vertrag läuft zum Saisonende aus.

Aus meiner Sicht ist dies zum jetzigen Zeitpunkt völlig ergebnisoffen. Die Vereinsführung ist in diesem Punkt noch nicht wegen eines Gesprächs auf mich zugekommen. Ob dies noch vor Weihnachten passiert, kann ich nicht sagen.

Wie haben Sie allgemein die Verbandsliga in der Vorrunde gesehen? Wer wird Meister?

Insgesamt ist das Niveau in der Verbandsliga weiterhin gut. Für mich sind der Freiburger FC und der SV Linx natürlich die größten Titelfavoriten. Überrascht hat mich, dass der FC Denzlingen mit seinen Verstärkungen bislang nur auf dem zwölften Platz steht.

Wie werden Sie bis zum Vorbereitungsbeginn Mitte Januar die Pause verbringen?

Ich werde einfach mal daheim mit der Familie die freien Tage genießen. Natürlich ist der Fußball nicht ganz außen vor, aber gerne nehme ich auch einmal ein gutes Buch zur Hand – oder mache selbst Sport.

In der Bundesliga und in der 2. Bundesliga werden die Zeiten für die Trainer immer unruhiger. Wie beurteilen Sie als erfahrener Coach diese zuletzt vielen Wechselspiele?

Es ist schon ein Wahnsinn, was da derzeit abläuft. Nach vier Niederlagen in Folge ist der Trainer schon gefährdet. Für mich spielen dabei auch die Medien eine große Rolle. Diese bauen Druck auf und nehmen dann jede Entscheidung – ob ein Verein am Trainer länger festhält – oder eben entlässt – auseinander. Ich beneide keinen Verantwortlichen der Profiklubs. Diese müssen von vielen Seiten einiges aushalten.  

Info: Zahlen & Fakten

Der Start

Mit einer Niederlage begannen die Salinenstädter die Saison 2017/18. Mit 0:2 verlor der FC Bad Dürrheim daheim gegen den Kehler FV. Danach gab es eine keinesfalls überraschende 1:5-Pleite beim späteren Herbstmeister Freiburger FC. Im dritten Spiel wurde vor eigenem Anhang der SV Endingen mit 2:0 besiegt. Eine kleine Serie von fünf Spielen ohne Niederlage verzeichneten die Bad Dürrheimer vom fünften bis zum zehnten Spieltag mit vier Unentschieden und einem Sieg. Diese Zwischenbilanz war hoch einzuschätzen, da in dieser Phase viele Spieler aufgrund von Verletzungen oder Urlaub ausfielen.   Die Herbstbilanz Mit 19 Punkten aus 18 Spielen geht die Bad Dürrheimer Mannschaft nun in die Winterpause. Im vergangenen Jahr waren es zu diesem Zeitpunkt 33 Zähler nach 21 Begegnungen. In der Saison 2015/16 standen für die Kurstädter nach 17 Spielen nur 16 Punkte auf der Habenseite. Die diesjährige Punkteausbeute mit 19 Zählern ist also auf den zweiten Blick nicht so schlecht.  

Leistungsträger fehlen

Mit vielen Ausfällen musste das Team in der Herbstrunde auskommen. Innenverteidiger Jonas Schwer (Lungenentzündung) wurde in den ersten zwölf Partien als Stabilisator in der Mannschaft schmerzlich vermisst. Weiter fehlte Mannschaftskapitän Felix Schaplewski aus beruflichen Gründen in vier Spielen. Mustafa Akgün musste aufgrund seines Urlaubs in vier Partien passen. Der einzige konstante Faktor war Torhüter Jonas Kapp, der auch insgesamt in der Herbstrunde eine solide Leistung zeigte und der große Rückhalt war.

 1620 Minuten

Jonas Kapp war auch in allen Partien bisher dabei, kommt somit nach 18 Spielen auf 1620 Einsatzminuten. Patrick Detta stand in 17 Partien (1463 Minuten) auf dem Feld. Ebenfalls in 17 Spielen war Nico Tadic (1413 Minuten) dabei. In dieser Liste folgen Sime Fantov (16 Spiele, 1352 Minuten) und Joshua Woelke (16/1253).   Gelbsünder

Nico Tadic war mit sechs gelben Karten und einer Ampelkarte der "böse" Bube im Bad Dürrheimer Team. Der Offensivakteur hat aber an sich gearbeitet. Im vergangenen Jahr hatte Tadic zu diesem Zeitpunkt schon zwei Mal Gelb-Rot gesehen.  

Der große Joker

Das Bad Dürrheimer Defensiv-Talent Dennis Becker wurde sechs Mal in der Herbstserie eingewechselt. Der 20-jährige Student kam in seinem ersten Verbandsliga-Jahr auf 172 Einsatzminuten. Auf der anderen Seite wurde Ali Sari neun Mal bei seinen 14 Einsätzen ausgewechselt. Der Neuzugang vom FC 08 Villingen konnte – aus beruflichen Gründen – nicht immer mittrainieren und absolvierte lediglich ein Spiel über die volle Distanz. Sein Onkel Adem Sari – ebenfalls vor der Runde neu gekommen, hat weiterhin unter den Nachwirkungen seiner Achillessehnenoperation zu leiden und konnte bisher noch nicht für den FC Bad Dürrheim spielen.

 Interne Torjäger

Die interne Torjägerliste bei den Bad Dürrheimern führt Mustafa Akgün mit elf Treffern an. Ihm folgen Nico Tadic mit fünf Toren und Abdullah Cil, der drei Treffer erzielte.