Der FC 08 hat die Führung nicht über die Zeit gebracht. Foto: Marc Eich

SBFV-Pokal: Maric-Elf führt mit 1:0 und muss sich am Ende  mit 1:2 dem Verbandsligisten SV Linx geschlagen geben. Mit Video

Für den FC 08 Villingen ist der Traum von einer DFB-Pokal-Teilnahme geplatzt wie eine Seifenblase. Im SBFV-Pokal-Finale unterlagen die Nullachter dem Verbandsliga-Spitzenreiter SV Linx nach zwei späten Gegentoren mit 1:2.

Der Oberligist reiste als Vizemeister und Relegationsteilnehmer zur Regionalliga ins Stadion Dammenmühle nach Lahr an. Begleitet wurden die Villinger von etwa 800 eigenen Fans. Deren Erwartungen waren nach der starken Saison natürlich riesig.

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Coach Jago Maric schickte die gleiche Formation wie beim 1:0-Erfolg in Neckarsulm aufs Feld. Die Nullachter erarbeiteten sich im ersten Durchgang eine leichte optische Überlegenheit, doch wirklich dominant trat der Oberligist bei Temperaturen um die 30 Grad nicht auf. In der 16. Minute hatte Benedikt Haibt nach einer Ceylan-Flanke die erste Möglichkeit.

Seine Direktabnahme ging aber drüber. Vier Minuten später blockte auf der anderen Seite Pablo Gil gerade noch SVL-Torjäger Adrian Vollmer ab. Eine erste knifflige Entscheidung hatte Schiri Luigi Satriano in der 22. Minute zu treffen. Da kam Haibt gegen Dennis Kopf zu Fall. Nach Meinung der Villinger im Strafraum. Satriano gab jedoch nur Freistoß.

In der Folgezeit taten die Nullachter weiter zu wenig, um zum Führungstreffer zu kommen. Die einzige Ausbeute der Offensivbemühungen waren bis zur Pause zwei Schüsse von Stjepan Geng (24.) und Tevfik Ceylan (27.), die Keeper Kevin Mury parierte. Aber auch das 08-Tor kam in den ersten 45 Minuten nicht mehr in Gefahr.

Im zweiten Durchgang erwischten die Villinger einen Auftakt nach Maß. Nach einer Haibt-Vorlage erzielte Damian Kaminski aus 17 Metern das 1:0 (48.). Eine Minute danach traf der Torschütze den Ball aus spitzem Winkel nicht richtig, sonst wäre bereits eine Vorentscheidung fällig gewesen. Stattdessen hatte der Oberligist Glück, dass in der 73. Minute Keeper Christian Mendes gegen Adrian Vollmer glänzend parierte. 08-Coach Jago Maric wollte mit den Einwechslungen von Tobias Weißhaar und Cristian Gilés das Spiel seiner Elf beleben. Doch es kam anders: Nach einem Kopfball von Adrian Vollmer verlängerte Daniel Niedermann den Ball zum 1:1 unhaltbar ins eigene Tor (85.). Der Tiefschlag saß – und es kam noch schlimmer. Drei Minuten später flankte Jean-Gabriel Dussot – Vollmer traf zum 2:1.

Am Ende durfte der SV Linx durchaus verdient den Pokalsieg bejubeln. Am Dienstag wird es sich entscheiden, ob Pablo Gil überraschend doch noch weiter beim FC 08 Villingen bleibt.

Tore: 1:0 Kaminski (48.), 1:1 Niedermann (85., Eigentor), 1:2 Vollmer (89.).

Schiedsrichter: Luigi Satriano (Zell im Wiesental).

Zuschauer: 2722

Stimmen zum Finale

Sascha Reiß, SV Linx:

"Ich bin glücklich und stolz auf meine Elf, dass sie nach dem Rückstand noch gewonnen hat. Es war auch schön, dass es ein hartes Stück Arbeit war. Das Drehbuch hat gepasst. Das zweite Tor war sensationell herrausgespielt. Wir sind ein Team, die Jungs haben an sich geglaubt. Was den Gegner betrifft, wünscht man sich immer Bayern, Dortmund oder Schalke. Mit Freiburg oder Karlsruhe würde ich auch ein badisches Team nehmen, zumal ich KSC-Fan bin. Ich würde mich auch über den HSV freuen, weil der schon mal im Pokal patzt."

Jago Maric, FC 08 Villingen:

"Die Enttäuschung ist natürlich riesengroß, wenn man so ein Spiel verliert. Wir waren aber einfach nicht gut genug. Wir hatten heute Totalausfälle im Mittelfeld und konnten uns vorne nicht durchsetzen. Wenn man auf die letzten zehn Minuten schaut, war es verdient für die Linxer. Sie waren einfach bissiger. Wir waren zu weit weg von den Gegenspielern. Dann verliert man so ein Spiel. Das 1:1 war ärgerlich. Danach hätte ich mir mehr von den erfahrenen Spielern erwartet. Glückwunsch an die Linxer. Sie sind an ihre Grenzen gegangen."

Mario Ketterer, Sportlicher Leiter des FC 08:

"Auch das ist Fußball. Aber es ist natürlich sehr bitter, dass wir das Finale nach der 1:0-Führung noch hergegeben haben. Wir hatten nach dem 1:0 das Spiel im Griff, der 1:1-Ausgleich ist dann aus heiterem Himmel gefallen. Wer nach 90 Minuten das Finale gewinnt, ist der verdiente Sieger."

Nedzad Plavci, 08-Stürmer:

"Wir dürfen dieses Spiel niemals verlieren. Ich bin extrem enttäuscht. Bis zur 83. Minute sahen wir wie der sichere Sieger aus. Danach dürfen wir niemals diese Gegentreffer kassieren. Ich wollte mich mit dem Pokalsieg aus Villingen verabschieden. Ich werde sicher in der kommenden Runde in Rielasingen spielen. Nun bleibt noch die Relegation."

Daniel Wehrle, 08-Mittelfeldspieler:

"Das war natürlich eine vermeidbare Niederlage. Diese darf uns nicht passieren. Am Ende war Kehl einfach bissiger, wollte den Sieg mehr. Ich musste aufgrund meiner alten Knöchelverletzung ausgewechselt werden."

Benedikt Haibt, 08-Spielführer:

"Wir hatten das Spiel im Griff, führen mit 1:0. Ab der 70. Minute haben wir zu viele Zweikämpfe verloren. Nach dem 1:1-Ausgleich war es vogelwild. Ich bin extrem enttäuscht. Nun müssen wir bis zu den Aufstiegsrelegationsspielen die Köpfe wieder freibekommen."

Gaetano Cristilli, geschäftsführender Vorsitzender des FC 08:

"Ich will gar nicht darüber nachdenken, was die Pokalniederlage aus finanzieller Sicht bedeutet."

Daniel Niedermann, 08-Innenverteidiger:

"Beim 1:1 kam ein Kopfball auf mich zu. Ich bin mit einem Reflex noch an den Ball gekommen, leider ist der Ball dann hinter mir im eigenen Tor gelandet. Das war echt unglücklich. Wir hätten nach dem 1:0 einfach nachlegen müssen. In den nächsten Tagen wird es feststehen, ob ich beim FC 08 bleibe."

Pablo Gil, 08-Defensivakteur:

"Wir haben auch die Hitze gespürt. Das erste Tor von Linx war wirklich unglücklich. In so einem Finale zahlt man für die Fehler noch mehr. Wir konzentrieren uns jetzt darauf, die Saison erfolgreich zu Ende zu bringen und aufzusteigen."

Splitter

Schwarz-weißer Himmel

Die vielen mitgereisten 08-Fans begrüßten ihr Team vor dem Anpfiff mit weißen und schwarzen Luftballons, die sie in den Himmel steigen ließen. Überhaupt sorgten die Villinger Anhänger für gute Stimmung im Stadion Dammenmühle. Auf der anderen Seite wachten die Linxer Anhänger erst nach dem 1:1-Ausgleich auf. Die gezündeten Bengalos könnten allerdings noch Konsequenzen haben.

 Stumpfes Geläuf

Der Rasen, angeblich reif für die Bundesliga, entpuppte sich als eher stumpf. Immer wieder blieben Spieler am Geläuf hängen. Sicher kein Vorteil für die spielstarken Nullachter.

 Aufmunterungsversuche

Klar, der Moment der Pokalübergabe an Rico Schmider, dem Spielführer des SV Linx, war für die Villinger Spieler nur schwer zu ertragen. So schaute Kapitän Benedikt Haibt – enttäuscht über einer Bande liegend – mit einem Auge zu, wie die Linxer den Cup in die Höhe stemmten. Patrick Kienzle, Ultra vom Fanclub Bregada Foresta Nera, und Co. bauten die sichtlich enttäuschten Villinger Spieler danach wieder auf.

Gäste

Auch die Anwesenheit von Bürgermeister Detlev Bührer brachte dem FC Villingen kein Glück. Er war als Vertreter der Stadtverwaltung vor Ort. Auch der ehemalige 08-Torjäger Jürgen Marek, der in den 70er-Jahren von Villingen aus zu Bayern München gewechselt war, befand sich in Lahr.

Kommentar

Gutes Omen?

von Gunter Wiedemann

11:0 in Dettingen, 9:0 in Furtwangen, 3:2 bei Au-Wittnau, 3:1 gegen Offenburg, 6:1 gegen Kuppenheim und nun 1:2 im Finale gegen Linx. Ausgerechnet im Endspiel patzte der in der Oberliga zuletzt so starke Favorit aus Villingen. Klar, Linx ist nicht umsonst Tabellenführer der Verbandsliga. Doch 08-Trainer Jago Maric, die Spieler, die Verantwortlichen und die vielen mitgereisten Fans hatten fest damit gerechnet, mit dem Cup-Sieg aus Lahr zurückzukehren. Der erhoffte Geldsegen durch eine DFB-Pokal-Teilnahme bleibt also aus.

Ein finanzieller und sportlicher Rückschlag, der aber keinen Schatten auf die so glänzende Oberliga-Saison des Aufsteigers wirft. Also: Mund abputzen – und weiter machen. Mit der Regionalliga-Aufstiegsrelegation steht schon der nächste Höhepunkt kurz bevor. Und hier ist der FC 08 Villingen der Außenseiter. Vielleicht ja ein gutes Omen?