Foto: Marc Eich

Oberliga: Klassicher Fehlstart - 0:3 beim Bahlinger SC.  Alle Tore in der ersten Viertelstunde. Mit Video

Bahlinger SC – FC 08 Villingen 3:0 (3:0). Der FC Villingen kassierte drei Tage nach dem 2:1-Halbfinalsieg gegen den SV Linx am Ostersamstag beim erneut bärenstarken Bahlinger SC eine 0:3-Niederlage.

Bereits nach einer Viertelstunde war das südbadische Derby vor fast 1500 Zuschauern entschieden. Die Kaiserstühler erklommen mit dem Sieg zunächst einmal die Tabellenspitze. Für die Villinger, die auf Platz acht abrutschten, bedeutete die Niederlage wohl das Ende aller Hoffnungen Kampf um Platz zwei.

Im Vergleich mit dem schweren Pokalspiel am Mittwoch hatte Coach Jago Maric sein Team auf drei Positionen verändert. Für den gesperrten Christian Mendes stand Marcel Bender zwischen den Pfosten. Der verletzte Manuel Stark wurde durch Patrick Haag ersetzt. Anstelle von Volkan Bak begann Sanoussy Baldé.

Doch ehe die Villinger bei sommerlichen Temperaturen überhaupt richtig auf dem Platz standen, hätten sie und ihre 120 mitgereisten Fans bereits wieder zurückfahren können. Schon in der fünften Minute köpfte der sträflich alleingelassene Yannick Häringer nach einer Sautner-Flanke zum 1:0 ein. Drei Minuten danach ließ sich die 08-Abwehr erneut überraschen. Serhat Ilhan bediente Erich Sautner – und der traf zum 2:0. Als dann in der 16. Minute auch noch Fabian Nopper im Anschluss an einen Freistoß zum 3:0 einköpfte, bahnte sich ein Debakel für die zunächst neben sich stehenden Villinger an. Doch der Torhunger der Gastgeber war zunächst einmal gestillt. Den Nullachtern gelang es nach 20 Minuten, etwas besser ins Spiel zu finden.

Hier gibt es unser Video:

Bei einer ersten Möglichkeit köpfte in der 23. Minute Dragan Ovuka nach einem Ceylan-Freistoß vorbei. Dann hatte zweimal 08-Torjäger Benedikt Haibt Pech. Erst köpfte der Spielführer in der 35. Minute nach einer Ceylan-Flanke knapp vorbei. Eine Minute später ging auf Vorlage von Tobias Weißhaar sein Flugkopfball hauchdünn neben das Gehäuse. Kurz darauf traf Damian Kaminski nur das Außennetz. Deshalb wurde es vor der Pause nichts mit einem Villinger Treffer, der die Begegnung vielleicht noch einmal etwas spannender gemacht hätte.

Da Benedikt Haibt über muskuläre Probleme klagte, kam für ihn in der zweiten Halbzeit Volkan Bak. Weiter machte Patrick Haag für den jungen Pietro Morreale Platz. Der 19-Jährige ging sofort kompromisslos zur Sache. Sowieso probierten die Villinger noch einmal alles, wirkten auch defensiv stabiler. Doch die Frische, vor allem im Spiel nach vorne, fehlte einfach. Sie hatten auch Glück, dass in der 53. Minute Sautner im Fallen das Tor nur knapp verfehlte. Bei den jetzt kräftesparend spielenden Bahlingern wurde zudem Santiago Fischer in der 62. Minute im letzten Moment noch gestört.

Ärgerlich war es aus Villinger Sicht dann, dass Schiedsrichter Dennis Boyette dem noch nicht verwarnten Mauro Chiurazzi in der 67. Minute für eine Attacke gegen Serhat Ilhan überraschend den roten Karton zeigte, obwohl eine gelbe Karte eher angemessen gewesen wäre.

In der Schlussphase zeigte dann noch 08-Keeper Bender, der bei seinem Debüt in der Oberliga-Elf kein Lampenfieber zeigte, gute Paraden. So wehrte Bender in der 84. Minute per Fußabwehr gegen Ilhan ab. Der Goalie verhinderte so eine noch höhere Niederlage für sein dezimiertes Team.

Bahlinger SC: Müller – Wehrle (70. Respondek), Nopper, Klein, Adam – Häringer (70. Schmid), Pepic (56. Alihoxha), Sautner, Faller – Fischer (64. Köbele), Illhan.

FC 08 Villingen: Bender – Serpa (65. Vochatzer), Ovuka, M. Chiurazzi, Haag (46. Morreale) – Kaminski, Baldé, Weißhaar, Ceylan – Sönmez (69. Passarella), Haibt (46. Bak).

Tore: 1:0 Häringer (5.), 2:0 Ilhan (8.), 3:0 Nopper (16.).

Schiedsrichter: Dennis Boyette (Lampertheim)

Gelbe Karten: Sautner, Alihoxha/ Ovuka.

Rote Karte: –/Chiurazzi (67.) grobes Foulspiel.

Zuschauer: 1450.

Trainerstimmen

Dennis Bührer, Bahlingen

"Wir waren sehr effektiv. Das hat uns gegen Ravensburg und Reutlingen gefehlt. Wir haben aus drei Chancen drei Tore gemacht, Villingen somit den Zahn gezogen. Deshalb sind wir sehr zufrieden mit der Mannschaft. Wir haben momentan den einfachsten Job. Wir müssen die Jungs nicht mehr motivieren. In den Wintermonaten waren wir weg im Niemandsland. Dann haben die Spieler alles aus sich herausgeholt. Man hat gesehen, welchen Charakter die Mannschaft hat. Wir werden die letzten fünf Spiele noch einmal alles raushauen. So wie wir es eben auch gegen Villingen gemacht haben."

Jago Marc, FC 08 Villingen

"Das war ein verdienter Sieg für Bahlingen. Für uns war es sehr bitter, nach 15 Minuten mit 0:3 in Rückstand zu liegen. Es war dann brutal schwer und aussichtslos. Mit der ersten Halbzeit war ich überhaupt nicht einverstanden, auch wie wir die Tore bekommen haben. Ich muss mich bei den Fans entschuldigen. Wir haben versagt. Es war dann gut, dass die Bahlinger einen Gang herausgenommen haben. In der zweiten Halbzeit haben es meine Jungs dann engagiert zu Ende gespielt. Für mich ist Bahlingen die beste Oberliga-Mannschaft. Ich wünsche ihnen, dass sie den Aufstieg schaffen."

Nullachter-Topspieler

Pietro Morreale

Ungeachtet der klaren 0:3-Niederlage gab es für 08-Coach Jago Maric nach der Partie beim Bahlinger SC auch positive Erkenntnisse. " Pietro Morreale hat es sehr gut gemacht", lobte er den für Patrick Haag nach der Pause eingewechselten Defensivakteur. Der 19-Jährige absolvierte somit seinen vierten Oberliga-Einsatz in dieser Saison. Erstmals durfte er dabei über 45 Minuten ran. Pietro Morreale ließ dann auf der rechten Verteidigerseite nichts anbrennen. Er lieferte sich vor allem mit BSC-Akteur Serhat Ilhan verbissene Duelle.

"Der Sieg der Bahlinger war verdient. Die ersten drei Tore waren stark herausgespielt und schwer zu verteidigen", nahm er seine Mannschaftskollegen für die Gegentore in Rekordzeit in Schutz. Nach dem 0:3 sei es dann schwer gewesen, noch einmal alles zu geben. "In der zweiten Halbzeit haben wir aber keinen Gegentreffer kassiert." Mit seiner eigenen Leistung zeigte sich Morreale zufrieden. Jetzt hofft er natürlich auf noch mehr Einsatzzeit. Möglichst schon am kommenden Wochenende gegen Normannia Gmünd. "Da wollen wir auf jeden Fall drei Punkte holen. Im eigenen Stadion sind wir echt stark", betonte Pietro Morreale.

Nullachter-Geflüster

Ab aufs Sofa

"Einfach war es nicht, denn am Mittwoch sind wir 120 Minuten gelaufen. Aber eine Ausrede darf das auch nicht sein", räumte 08-Akteur Damian Kaminski an seiner alten Wirkungsstätte in Bahlingen nach der klaren Niederlage ein. Man habe zwar zwei Tage Pause gehabt, aber wäre das Pokalspiel am Mittwoch nicht gewesen, hätte man ja auch trainiert. "Egal gegen welche Mannschaft man nach 15 Minuten mit 0:3 zurückliegt. das wird dann immer schwer", betonte der Villinger Offensivakteur. 08-Dauerläufer Tobias Weißhaar hatte derweil nach der Partie in Bahlingen nur einen Wunsch. "Ich will daheim aufs Sofa", sehnte er sich angesichts einer anstrengenden "englischen" Woche nach viel Ruhe.

Wiederholungstäter

Für Mauro Chiurazzi war die Rote Karte in Bahlingen der zweite Platzverweis innerhalb von vier Wochen. Bereits in Bissingen hatte es ihn erwischt. Da kam er mit nur einem Spiel Sperre davon. Auch am Samstag war der rote Karton gegen den noch nicht verwarnten Villinger Innenverteidiger höchst umstritten. "Das ist zu hart", äußerte auch ein Bahlinger Zuschauer. "Es war für mich schwierig zu sehen. Ich war zu weit entfernt. Eine gelbe Karte wäre aber wohl in Ordnung gewesen", empfand 08-Coach Jago Maric. Ihm fehlt jetzt erneut ein Akteur. "Das müssen wir in den nächsten Wochen wieder überbrücken."

 Lobverbot

"Zu viel Lob tut auch nicht gut, damit tust du uns keinen Gefallen", meinte der Bahlinger Trainer Dennis Bührer, als 08-Coach Jago Maric den Kaiserstühlern im Vergleich zu den Stuttgarter Kickers vor allem mehr spielerische Qualität bescheinigt hatte. Doch nicht nur diese Aussage fand der BSC-Coach nicht ganz so toll. Ihm fehlte am Samstag auch etwas die Unterstützung von den Rängen. "Schade – ein bisschen mehr Stimmung wäre schön gewesen."

Festlaune

Diese gab es auf der Bahlinger "Ponderosa" dann aber nach dem Abpfiff bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen. Die Weinstände am Rande des Spielfeldes waren noch lange dicht umlagert. Alle Bänke im Freien waren belegt.