Nedzad Plavci ist als Torjäger gefragt. Foto: Marc Eich

Relegation zur Regionalliga: Für Verlierer platzt bereits der Traum. Ob Nedzad Plavci auflaufen kann, ist offen.

FC 08 Villingen – FC Bayern Alzenau (Sonntag, 14 Uhr). Die Nullachter bestreiten am Sonntag ihr erstes Aufstiegsrelegationsspiel zur Regionalliga. Bei uns könnt ihr die Partie im Liveticker mitverfolgen. Gegner Alzenau steht in Villingen nach dem 0:0 gegen Pirmasens zum Auftakt bereits unter Zugzwang.

"Alzenau muss gegen uns punkten, sonst sind sie weg vom Fenster", sieht 08-Trainer Jago Maric die Ausgangslage als kleinen Vorteil für sein Team an. Der Villinger weiß aber auch, dass sein Team bei einer Heimniederlage ebenfalls schon aus dem Aufstiegsrennen wäre.

Doch daran denkt Maric nicht. "Wenn wir unser Leistungsvermögen abrufen, dann können wir gegen Alzenau und dann auch in Pirmasens bestehen", betont der 39-Jährige. Seine Zuversicht kommt nicht von ungefähr, hat der frühere 08-Kapitän doch die beiden Aufstiegskontrahenten am Donnerstag beim 0:0 in Alzenau mit seinen Trainerkollegen genau unter die Lupe genommen. "Alzenau versucht schon, Fußball zu spielen. Dies müsste uns liegen. Pirmasens baut auf eine stabile Defensive, ist zweikampfstark und setzt auf schnelles Umschaltverhalten", gibt Maric seine Erkenntnisse nach der Fahrt in den Norden des unterfränkischen Landkreises Aschaffenburg preis.

Nun ist der 08-Trainer gespannt, ob die "kleinen" Bayern am Sonntag im Friedengrund auch von Beginn an den Weg in die Offensive suchen. "Wir sind auf jeden Fall auf jedes Szenario vorbereitet", stellte Maric seine Schützlinge am Freitagabend noch intensiv auf den Vizemeister der Hessenliga ein. "Wichtig ist einfach, dass wir an uns glauben und unser Potenzial abrufen. Dann bin ich optimistisch, dass wir gegen Alzenau und dann auch in Pirmasens gewinnen können", weiß der Villinger aber auch, dass am Ende Kleinigkeiten über den Aufstieg oder ein weiteres Jahr in der Oberliga entscheiden werden.

Personell sieht es bei den Nullachtern gut aus. Nur hinter dem Einsatz von Stürmer Nedzad Plavci (Zehenbruch) steht noch ein Fragezeichen. "Da muss man noch abwarten. Daniel Wehrle hat wieder normal trainiert", freut sich Jago Maric, dass der Mittelfeldabräumer wieder fit ist.

Auch bei den "hessischen Bayern" sieht es in Sachen Personal gut aus. "Ich gehe davon aus, dass mir am Sonntag der Kader des Pirmasens-Spiels zur Verfügung stehen wird. Bis auf Aret Demir, der am Donnerstag in der Schlussphase einen dummen Platzverweis kassiert hat. Dieser war eigentlich gegen Villingen fest eingeplant", gibt Bayern-Coach Angelo Barletta, der sich mit seiner Elf bereits am Samstag in Richtung Villingen aufmachen wird, preis. Dieser erwartet im Friedengrund ein Spiel auf Augenhöhe. "Beide Mannschaften haben ähnliche Anlagen, setzen auch auf spielerische Elemente. Das wird im Vergleich zum Donnerstag eine ganz andere Partie", erwartet Barletta zwei spielstarke Mannschaften.

"Das ist natürlich kein normales Spiel, sondern ein ganz besonderes. Der Verlierer hat keine Chancen auf den Aufstieg mehr", weiß der frühere Profi, dass sein Team eigentlich in Villingen gewinnen muss, will Alzenau in der kommenden Saison in der Regionalliga Südwest spielen. "Natürlich ist der Aufstieg unser Ziel. Doch ein Muss ist dieser nicht. Wir hätten vor wenigen Wochen ja niemals daran gedacht, dass wir an der Relegation überhaupt teilnehmen", nimmt der Bayern-Trainer seinen Spielern auch etwas den Druck.

Doch auch das Überraschungsteam aus Villingen kann eigentlich befreit aufspielen. Als Oberliga-Aufsteiger wäre der Durchmarsch in die Regionalliga eine echte Sensation. "Ich wünsche mir, dass uns am Sonntag sehr viele Zuschauer unterstützen. Das hätte die Mannschaft nach den tollen Leistungen in der Liga verdient", setzt Jago Maric auch auf die Fans.

Der Gegner

FC Bayern Alzenau

Der FC Bayern Alzenau wurde 1920 zunächst als Fußball-Abteilung im Turn- und Sportverein Alzenau gegründet. Obwohl die Stadt Alzenau – in der Nähe von Aschaffenburg – im Bundesland Bayern liegt, spielt der "kleine" FC Bayern in der Hessenliga. "Die Fahrten ins tiefe Bayern sind extrem weit", begründet Teammanager Jogi Hock, weshalb zur Saison 1992/93 der Wechsel von Bayern nach Hessen erfolgte. Bis dahin spielte der FC Bayern zumeist in der Landesliga. In dieser Zeit kickte übrigens ein gewisser Heiko "HW4" Westermann (27 A-Länderspiele für Deutschland) in der Jugend des FC Alzenau (1998 bis 2000).

Der Aufstieg in die Oberliga Hessen (heute Hessenliga) erfolgte 2005. In der Saison 2008/09 stieg der FC in die Regionalliga Südwest auf, nach einer Runde aber direkt wieder ab. Kurze Zeit später war der FC Bayern für weitere zwei Jahre in der Regionalliga vertreten. Seit 2013 treten die Franken wieder in der Hessenliga an. In der abgelaufenen Saison belegte der Klub mit 66 Punkten den zweiten Platz hinter dem SC Hessen Dreieich (72 Punkte). Dass Alzenau noch den Sprung auf den Relegationsrang schaffte, war beinahe schon ein kleines Fußballwunder. Durch einen 6:0-Sieg am letzten Spieltag gegen den SV Buchonia Fliedern kletterte der FC Bayern noch auf Rang zwei, da der TSV Lehnherz (66 Punkte) zeitgleich nur 3:3 beim FSC Lohfelden spielte.

Bester Torschütze ist Can Cemil Oezer, der mit 23 Treffern Torschützenkönig der Hessenliga wurde. Trainiert wird die Mannschaft seit 2016 von Ex-Profi Angelo Barletta. "Für uns ist die Qualifikation für die Aufstiegsspiele zur Regionalliga schon ein sehr großer Erfolg. Wir hätten aber am Donnerstag gegen Pirmasens gewinnen müssen, um uns eine gute Ausgangslage zu erarbeiten. Ich gehe davon aus, dass ein Team die Heimspiele für sich entscheiden muss, wenn es in die Regionalliga aufsteigen will", so Barletta am Freitag gegenüber unserer Zeitung. "Ich glaube, dass wir heute den Aufstieg verspielt haben", meinte sogar Andreas Trageser, der Vereins-Vorsitzende, im "Main-Echo".

Nulachter-Geflüster

 "Saufen und Kicken"

Die Pirmasenser Fans hatten in Alzenau einen "originellen" Banner dabei: "Spielt, wie wir saufen", forderten sie ihr Team auf diesem auf. Wenn das die Akteure wörtlich nehmen...

 Abschlusstabelle

Wer aufsteigt, wird durch eine Abschlusstabelle der Dreierrunde ermittelt. Bei Punktgleichheit zählt das Torverhältnis, anschließend die erzielten Tore. Herrscht hier Gleichheit, wird auf den Direktvergleich der Teams geschaut. Danach zählen die Auswärtstore im direkten Vergleich. Sollte auch hier Gleichheit herrschen, würde das Losverfahren entscheiden. Ausnahme: Gibt es nach dem Ende des dritten Spiels nur zwischen den beiden sich zuvor gegenüberstehenden Teams eine Egalität, entscheidet eine Verlängerung – und danach ein Elfmeterschießen – über den Aufstieg.

 Kein Livestream

Die Aufstiegsspiele zur Regionalliga Südwest werden in diesem Jahr nicht auf den Facebook-Seiten der beteiligten Fußball-Landesverbände im Livestream gezeigt. Dies war 2017 anders.

 Schiedsrichter

Patrick Kessel (33) wird am Sonntag die Partie zwischen Villingen und Alzenau leiten. Der Norheimer (Landkreis Bad Kreuznach), der in der abgelaufenen Runde zehn Spiele in der Regionalliga Rheinland-Pfalz/Saar (40 gelbe Karten/4 Ampelkarten/1 rote Karte/neun Elfmeter) pfiff, wird an den Linien von Sascha Fischer und Marcel Mai unterstützt.

 Vorverkauf

Der FC 08 Villingen startete am Donnerstag den Vorverkauf für das Heimspiel gegen den FC Bayern Alzenau. Die Kasse vor dem Villinger ebm-papst-Stadion hat auch am Samstag von 13 bis 15 Uhr geöffnet. Folgende Kategorien gibt es: VIP-Tageskarte, Sitzplätze und Stehplätze.

 Fanbus nach Pirmasens

Der Fanclub "Bregada Foresta Nera" organisiert zum Spiel am Mittwoch in Pirmasens einen Fanbus. Abfahrt ist um 13.30 Uhr am Stadion. Der Unkostenbeitrag beträgt 22 Euro. Anmeldungen sind unter der Handynummer 0172/1476860 möglich.

Expertenmeinung

Gian-Luca Reho

Liebe Fans des FC 08 Villingen, auch wenn ich am Sonntag leider nicht beim Relegations-Heimspiel vor Ort sein kann, drücke ich der Mannschaft von ganzem Herzen die Daumen. Der FC 08 ist immer noch wie eine Familie für mich. Ich hatte eine wunderschöne Zeit – mit Höhen und Tiefen – bei diesem Verein.

Mit dem FC Bayern Alzenau kommt am Sonntag eine Mannschaft nach Villingen, die ist da ganz ähnlich: richtig familiär. Das Team ist sehr kompakt. Da rennt jeder Spieler für jeden, kein Zweikampf wird hergeschenkt. So habe ich es in der Partie gegen Alzenau wahrgenommen.

Ich habe sowohl in der Hessenliga als auch der Oberliga Baden-Württemberg gespielt, auch wenn dies schon gut drei Jahre her ist. Es ist zwar schwer, zwei Ligen miteinander zu vergleichen, jedoch habe ich die Oberliga ein bisschen stärker in Erinnerung. In Hessen gibt es drei oder vier sehr starke Mannschaften, die richtig viel Geld in starke Spieler pumpen. Der Rest ist eher Mittelmaß. Mehr Infos kann ich vor dem entscheidenden Spiel leider nicht liefern. Dies konnte ich auch nicht an Jago Maric, als er mich nach dem Gegner gefragt hat. Die Zeit, die ich in dieser Liga verbracht habe, ist irgendwie an mir vorübergezogen.

Mir selbst ist die Lust auf Fußball im vergangenen Jahr nämlich irgendwie vergangen. Nachdem ich den FC 08 verlassen hatte, habe ich ein halbes Jahr für den FC Teutonia-Watzenborn in der Hessenliga gespielt. Wenn ich ganz ehrlich bin, war dies keine ruhmreiche Zeit für mich. Ich bin hier aus verschiedenen Gründen einfach nicht glücklich geworden. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, zurück in die Schweiz zu gehen.  

Zur Person

Der 25-jährige Reho kam nach Stationen in Österreich und der Schweiz im Sommer 2015 zum FC Villingen. Zwei Jahre lang trug der defensive Mittelfeldspieler das 08-Trikot, bevor er zur Saison 2017/18 in die Hessenliga zum SC Teutonia Watzenborn-Steinberg wechselte. In der diesjährigen Winterpause löste Reho dort seinen Vertrag auf, um in der heimischen Schweiz einen neuen Job anzunehmen. "Ich arbeite bei meinem Vater in der Firma", kümmert sich Reho nun um Naturstein- und Plattenbeläge. Der Fußball spielt keine Rolle mehr für den Schweizer.