Die Mitspieler beglückwünschen Flamur Berisha (rechts), der in Pforzheim das entscheidende Tor erzielte. Foto: Eibner

Oberliga: Trotz großer Personalprobleme ist Team von Trainer Jago Maric das Team der Stunde.

Wer hätte dies gedacht? Am zweiten Spieltag hatte der FC Villingen noch das Tabellenschlusslicht gebildet. Jetzt kletterten die Nullachter nach dem 1:0-Sieg beim 1. CfR Pforzheim auf Platz zwei hoch.

Sie nutzen dabei am elften Spieltag die Schwächephasen der beiden Stuttgarter Vereine VfB II (1:1 beim Freiburger FC) und Kickers (2:2 gegen Ilshofen) aus. Der Abstand zum erneut strauchelnden Spitzenreiter 1. Göppinger SV (1:2 gegen Neckarsulm) beträgt plötzlich nur noch drei Punkte. Jetzt dürfen sich die 08-Fans auf ein echtes Spitzenspiel freuen. Am Samstag geht es unter Flutlicht gegen die Stuttgarter Kickers.

Kein Wunder, dass die 08-Spieler ihren Erfolg nach dem Abpfiff am Pforzheimer Holzhof auch lautstark in der Kabine feierten. Neun Punktspiele hintereinander sind sie nun bereits ungeschlagen. Immer wieder werden dabei Ausfälle weggesteckt. In Pforzheim musste Coach Jago Maric kurzfristig auf den erkrankten Daniel Wehrle sowie auf den verletzten Mauro Chiurazzi verzichten. Dieser fehlt wegen einer Schleimbeutelentzündung eventuell länger. Dafür zeigte der aus dem Urlaub zurückgekehrte Tobias Weißhaar gleich wieder eine auch läuferisch starke Vorstellung. "Man hat gesehen, dass er wieder dabei war", betonte Maric. Weiter fügte sich der junge Leo Benz bestens in die Innenverteidigung ein. Auf der Torwartposition bekommt Maric zunehmend ein Luxusproblem. Der erneut bei der albanischen U21-Auswahl weilende Andrea Hoxha wurde von Marcel Bender überzeugend vertreten. Überragend war vor allem, wie der 23-Jährige kurz vor Schluss mit einem unglaublichen Reflex aus nächster Distanz gegen Andre Redekop abwehrte.

"Wir haben eine kämpferisch überragende Mannschaft gesehen. Man merkt gar nicht, dass wir so viele verletzte Spieler haben", lobte auch Arash Yahyaijan, der Sportliche Leiter. Es sei nicht vorhersehbar gewesen, wie schnell die jungen Spieler ihre Erfahrungen sammeln. Dabei ragt vor allen Flamur Berisha heraus. Bei seinem "goldenen" Treffer zum 1:0 setzte der 19-Jährige den Ball abgezockt ins Netz.

Die Vorarbeit war von Steven Ukoh gekommen. "Er hat mir sehr gut gefallen und in der Woche vor dem Spiel auch sehr gut trainiert", berichtete Maric. Der Schweizer demonstrierte in Pforzheim endlich einmal auch viel körperliche Präsenz, ehe er in der 75. Minute per Ampelkarte vom Platz musste. Ukoh fehlt deshalb gegen die Kickers.

Dafür probierte es am Samstag Damian Kaminski nach seiner Oberschenkelzerrung wieder am Ende für ein paar Minuten. Allerdings musste Keven Feger in Pforzheim bereits nach einer halben Stunde mit Problemen an den Adduktoren raus. Gut möglich, dass Jago Maric am Samstag wieder improvisieren muss.

Nullachter-Geflüster

Sonderlob

Eigentlich kann man sich beim FC Villingen Dragan Ovuka, der momentan für den verletzten Benedikt Haibt auch die Kapitänsbinde trägt, nur als Innenverteidiger vorstellen. Beim 3:3 in Bissingen wurde er aber für den fehlenden Daniel Wehrle erstmals im defensiven Mittelfeld nominiert. In dieser Rolle findet sich Ovuka drei Spiele später immer besser zurecht. »Dragan macht es sehr gut. Er hat ein bisschen Zeit gebraucht. Es war aber eine richtig gute Idee, ihn dort einzubauen«, freute sich 08-Coach Jago Maric nach dem 1:0-Erfolg in Pforzheim.

Spendierhosen

Mit dem 1:0-Sieg in Pforzheim zeigten sich die etwa 30 mitgereisten 08-Anhänger überaus zufrieden. Nach dem Abpfiff zückte ein langjähriger Nullachter spontan seinen Geldbeutel und drückte Coach Jago Maric einen Schein für die Mannschaftskasse in die Hand.

Comeback

Der lange verletzte Stjepan Geng feierte in der Landesliga-Elf beim 2:1-Sieg in Überlingen sein Comeback, ehe ihn nach 65. Minuten Tijan Jallow ablöste. »Es war alles gut. Ich hatte keine Schmerzen«, berichtete Geng. Derweil wartet 08-Kapitän Benedikt Haibt weiter auf Besserung. Haibt probiert es immer wieder, aber ihn plagen weiter – selbst im Sitzen – Schmerzen. In Pforzheim blieb ihm so erneut nur die Rolle des Zuschauers.

Trainereffekt

Der Freiburger FC hat den überraschenden Rücktritt von Coach Ralf Eckert bestens verdaut. Nachfolger wurde sein bisheriger Co-Trainer Joshua Moser-Fendel. Unter ihm gab es im Pokal ein 7:2 gegen Teningen, einen 2:0-Sieg in Reutlingen und am vergangenen Wochenende nun ein starkes 1:1 gegen den VfB Stuttgart II.