Somen Tchoyi im Trikot des FC Augsburg. Für den Erstligisten bestritt der Kameruner im Jahr 2013 zwei Bundesliga-Spiele. Foto: Eibner

Oberliga: Verein steht vor Verpflichtung von Somen Tchoyi. 35-Jähriger trainiert schon mit.

Das wäre der Königstransfer des FC 08 Villingen! Der Oberligist ist kurz davor, mit Somen Tchoyi (35) einen ehemaligen kamerunischen Nationalspieler und Premier-League-Star zu verpflichten.

"Eine echte Rakete"

"Das ist eine echte Rakete", schwärmt Arash Yahyaijan vom 1,90 Meter großen offensiven Mittelfeldspieler, der am Donnerstagabend ein erstes Probetraining bei den Nullachtern bestreiten sollte. Nach einer weiteren Einheit am Freitag und dem Vorbereitungsspiel in Empfingen gegen den FC Holzhausen am Samstag (Arash Yahyaijan: "Ich gehe davon aus, dass Somen Tchoyi dort als Gastspieler auflaufen kann") wollen die Villinger Verantwortlichen dann entscheiden, ob es zu einem Angebot kommt. "Natürlich muss ihn unser Trainer Jago Maric auch verpflichten wollen", betont Arash Yahyaijan.

"Etwas Neues aufbauen"

Dieser hat seit rund einem Monat Kontakt mit dem Kameruner. "Somen Tchoyi ist sehr bodenständig, es geht ihm nicht ums Geld. Er will sich beruflich nach einigen Rückschlägen etwas Neues aufbauen – und eben gleichzeitig bei einem guten Verein noch kicken", geht es für die Nullachter auch darum, dem 35-Jährigen in der Region Zukunftschancen abseits des Fußballs zu vermitteln. "Da sind wir auf einem guten Weg", ist der Sportliche Leiter optimistisch, dass sich beide Parteien, sollte Maric sein Okay geben, einigen könnten.

Würde Somen Tchoyi wirklich in den Friedengrund wechseln, dann dürfen sich die 08-Fans auf einen Ex-Profi mit bewegter Vergangenheit – sportlich und abseits des Rasens – freuen.

Nummer 1 in Österreich

Somen Tchoyi wurde am 29. März 1983 in Douala, der größten Stadt Kameruns, geboren. 2004 wechselte er aus seinem Heimatland zum französischen Zweitligisten Châteauroux. Nach Stationen bei den norwegischen Vereinen Odd Grenland und Stabaek wurde 2008 Red Bull Salzburg – der Kameruner war mit Stabaek norwegischer Meister und 2007 zum norwegischen Spieler des Jahres gekürt worden – auf den kräftigen Mittelfeldspieler aufmerksam.

Mit Salzburg feierte Tchoyi zwei österreichische Meistertitel. Dabei erzielte er in den beiden Jahren bei Red Bull in 68 Ligaspielen 14 Treffer. Dazu kamen zahlreiche Vorlagen. Zudem bestritt er sieben Partien für die Bullen in der Europe League, in denen dem Kameruner gegen Lazio Rom und den FC Villarreal zwei Treffer gelangen. Lohn war 2010 die Wahl zum Fußballer des Jahres in Österreich. 2010 verließ der Kameruner die Mozartstadt in Richtung West Bromwich. Drei Millionen Euro waren dem Premier-League-Verein die Dienste des Mittelfeldspielers wert. 41 Einsätze und sieben Treffer, so lautete die Bilanz des Kameruners in der höchsten Klasse Englands.

Weiter ging es in der 1. Bundesliga. Im Januar 2013 unterschrieb der 15-fache Nationalspieler Kameruns – zwei Tore erzielte der Mittelfeldmann für "die unbezähmbaren Löwen" – einen Vertrag bis zum Saisonende beim FC Augsburg. Doch nach nur zwei Kurzeinsätzen wurde dieser nicht verlängert.

Fahrerflucht

Der Kameruner sorgte allerdings auch außerhalb der Fußballstadien für Schlagzeilen. Während seiner Salzburger Zeit verursachte Tchoyi einen Unfall mit Fahrerflucht, wurde später deshalb zu einer Geldstrafe verurteilt. "Das war sicher einer meiner größten Fehler. Durch diesen Vorfall habe ich mir bei Red Bull sehr viel verbaut", sagte der torgefährliche Mittelfeldspieler später den Salzburger Nachrichten.

Intermezzo in Indonesien

Für den Afrika-Cup-Teilnehmer von 2010 hatte zu diesem Zeitpunkt längst der sportliche Abstieg begonnen. Nach einem Intermezzo beim Arema Cronus Football Club in der indonesischen Super League heuerte Tchoyi wieder in Österreich an. Für den Zweitligisten Austria Salzburg markierte er in 16 Spielen einen Treffer. Weiter ging es beim UFC Markt Allhau in der Burgenlandliga, der vierthöchsten Klasse Österreichs, dann beim SV Bürmoos. Zuletzt bestritt er für den unterklassigen ASV Taxham im November ein Spiel. "Er hat zu diesem Zeitpunkt regelmäßig mittrainiert", beschreibt ASV-Coach Milan Cuturilo den 35-Jährigen als "ruhigen und besonnenen" Spieler ohne Starallüren. "Das ist ein guter Typ, der einfach gerne Fußball spielt", so Cuturilo gegenüber unserer Zeitung.

Alter ist kein Problem

Nun also könnte Somen Tchoyi bald das Trikot des FC 08 tragen. Sorgen, dass der Ex-Profi zu "alt" für die Oberliga ist, hat Arash Yahyaijan keine. "Man sieht ja, was unser Torwart Christian Mendes – und dieser ist 46 – alles leistet." Allerdings weiß der Sportliche Leiter, dass sich bei einer Verpflichtung des Kameruners die Spielweise der Villinger etwas verändern könnte. "Wir haben mit Sanoussy Baldé und Saheed Mustapha ja auch schon zwei körperlich sehr starke Spieler verpflichtet. Aber es war unser Ziel, dass wir in diesem Bereich besser aufgestellt sind", stellt Yahyaijan klar.

Vorbild: Roger Milla

Da passt es, dass Somen Tchoyi als großes Vorbild seinen Landsmann Roger Milla nennt, der 1994 im Alter von 42 Jahren für "die unbezähmbaren Löwen" bei der Fußball-Weltmeisterschaft in den USA noch einige Gegenspieler vernaschte.

Info: Erster Test

(me). Der FC Villingen startet die Serie seiner Vorbereitungsspiele am Samstag (14 Uhr) auf dem Kunstrasen in Reutlingen mit einer Partie gegen den württembergischen Landesliga-Dritten FC Holzhausen. Noch nicht klar ist, ob auch die Neuzugänge Sanoussy Baldé und Saheed Mustapha dabei sind. Baldé benötigt auch noch ein Visum. "Eventuell bekommen wir für beide eine Erlaubnis als Gastspieler", berichtet 08-Coach Jago Maric.

Dieser freute sich, dass es nach dem Wechsel von Mustapaha auch mit der Verpflichtung von Baldé geklappt hat. "Er ist gut am Ball und körperlich sehr robust. Sanoussy wird uns sicherlich weiterhelfen", ist Maric überzeugt. Schon jetzt sei deutlich, dass die beiden Neuzugänge gut zur Mannschaft passen würden. "Das sind super Jungs." Froh war der 08-Coach diese Woche auch über eine Trainingsmöglichkeit im Freien.

Beim SV Seitingen-Oberflacht fand der Oberligist am Dienstag einen geräumten Kunstrasen vor. Auch am Freitag soll dort eine Trainingseinheit absolviert werden. Derweil ist das Terrain im heimischen Frieden- grund noch schneebedeckt und vereist. Mittelfeldakteur Daniel Wehrle muss sein verletztes Handgelenk wohl operieren. Sollte dies der Fall sein, kann er zwei Monate lang nichts machen.

Derweil zog sich Valentin Vochatzer eine Verletzung am Sprunggelenk zu. Seine Zwangspause wird wohl nur zwei bis drei Wochen betragen. Zudem ist Dragan Ovuka krank. Dieses Trio fällt am Samstag aus. Teammanager des FC Holzhausen ist seit dieser Saison der frühere 08-Präsident Peter Kreth.