Der Cup ist wieder dort, wo er hingehört. So sehen es zumindest Spieler, Trainer und Funktionäre des FC 08. Villingen schlug am Samstag im Finale in Pfullendorf den 1. FC Rielasingen-Arlen verdient mit 3:1. Es war der neunte Pokalerfolg des südbadischen Rekordcupsiegers.

Vierte Minute der Nachspielzeit in der Geberit-Arena. Damian Kaminski klatscht seine Mitspieler ab, bedankt sich bei den rund 800 mitgereisten Fans des FC 08. Mario Ketterer lacht, umarmt den Doppeltorschützen und Matchwinner. Ein, zwei Ballkontakte hat der eingewechselte geschäftsführende Vorsitzende noch, dann ist um 18.06 Uhr der 3:1-Erfolg der Villinger gegen den Verbandsliga-Spitzenreiter perfekt.

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 Der Topspieler

Und dies zurecht. Villingen war einfach die bessere Mannschaft. In Sachen Tempo, Taktik, Spielaufbau, Qualität der Einzelspieler, Technik oder auch Zweikampfverhalten – die Nullachter wiesen am Samstag dem Verbandsligisten die Grenzen auf. "Wir haben uns auch vom vermeidbaren 1:1-Ausgleich nicht beindrucken lassen, haben weiter nach vorne gespielt", nennt Mittelfeldabräumer Daniel Wehrle später einen weiteren Grund für den Sieg. Villingen war einfach immer aktiv, während Rielasingen – außer Standards – wenig in der Offensive einfiel.

So war es nicht überraschend, dass der Verbandsligist die verdiente 1:0-Führung der Nullachter durch Haibt (35.) – Damian Kaminski und Tobias Weißhaar hatten stark vorbereitet – nach einem Freistoß (40.) egalisierte. "Diesen hätten wir vermeiden können", meint nach dem Abpfiff Stürmer Umut Sönmez. Einen Freistoß des Ex-Nullachters Nedzad Plavci köpfte Thomas Kunz unhaltbar ein. Der Oberligist hatte zwar die erste Hälfte bestimmt, doch echte Torchancen waren Mangelware. Nur aufgrund des starken Umschaltspiels der beiden Kontrahenten keinen Fehler machen, dies war das Motto auf beiden Seiten.

Es folgte eine zweite Hälfte, in der die 3085 Zuschauer eine weitere Leistungssteigerung der Villinger sahen. Der Favorit erhöhte noch einmal die Schlagzahl, ließ Ball und Gegner laufen. Rielasingen reagierte nur – und hätte dennoch nach guten Villinger Chancen von Haibt (47.), Kaminski (55.) oder Kamran Yahyaijan (59.) mit 2:1 in Führung gehen können. Doch 08-Torwart Christian Mendes wehrte nach einem Plavci-Freistoß den Kopfball von Torjäger Silvio Battaglia in Weltklasse-Manier ab.

Dies sollte die letzte Gelegenheit der Rielasinger bleiben. Stattdessen folgten die Minuten des Damian Kaminski. Erst stand er nach einem von Goalie Dennis Klose zu kurz abgewehrten Sönmez-Schuss perfekt, netzte ohne Probleme zur überfälligen 2:1-Führung ein (68.). In der 86. Minute schnappte sich der 28-Jährige den Ball nahe der Eckfahne, umkurvte mit viel Dynamik zwei Rielasinger und passte hart in die Mitte. Der erneut unglücklich aussehende Klose schob sich den Ball selbst in die Maschen.

Wenig später holt sich Damian Kaminski den verdienten Applaus von den Fans ab. Mario Ketterer kommt. Der Rest ist Party. Natürlich feiern auch Manuel Stark, Stjepan Geng und Torwart Marcel Bender eifrig mit, die im jüngsten Oberliga-Spiel gegen Ilshofen noch in der Startelf gestanden hatten. "Wir sind eben ein echtes Team", betont Kapitän Haibt.

Stimmen

Jago Maric, Coach des FC 08 Villingen:

“Das war aus meiner Sicht ein verdienter Sieg. Und es war ein tolles Pokalspiel. Ein Kompliment an meine Mannschaft. Das war eine super Leistung der gesamten Mannschaft. Nun feiern wir etwas und schauen dann einfach, welchen Gegner wir im DFB-Pokal zugelost bekommen.”

Michael Schilling, Trainer des 1. FC Rielasingen-Arlen:

“Glückwunsch an den FC 08 Villingen. Die Villinger haben  das Spiel verdient gewonnen. Wir hätten insgesamt mutiger auftreten müssen.”

Benedikt Haibt, Spielführer des FC 08:

“Wir haben viel aus der Niederlage im Vorjahr gegen Linx gelernt. Wichtig war vor allem, dass wir nach dem 1:1 weiter dagegengehalten haben – ja sogar uns noch gesteigert haben. Alle haben einen sehr großen Willen gezeigt.”

Damian Kaminski, 08-Torschütze:

“Ich hatte nie das Gefühl, dass wir dieses Spiel verlieren. Ich stufe diesen Pokalsieg sehr hoch ein.”

Leo Grimm, 08-Präsident:

“Das war ein sehr wichtiger Sieg, der verdient war. Jetzt wollen das sanierte Stadion mit dem DFB-Pokalspiel richtig einweihen. Wenn es nach mir geht, spielen wir auf jeden Fall in Villingen, auch wenn wir die Bayern zugelost bekommen.

Daniel Wehrle, 08-Mittelfeldspieler:

“Ich denke, dass wir einfach die bessere Mannschaft waren. Wir haben aus dem Spiel heraus kaum etwas zugelassen.”

Valentin Vochatzer, 08-Abwehrspieler:

“Ich freue mich riesig über diesen Sieg, der verdient war. Das war eine sehr konzentrierte Leistung der gesamten Mannschaft. Es sieht danach aus, dass ich auch in der neuen Saison das Villinger Trikot tragen werde.”
Umut Sönmez, 08-Stürmer: “Ich bin sehr zufrieden. Das war mein erster Pokalsieg in Südbaden. Wir alle haben es gut gemacht. Es ist noch offen, ob ich beim FC 08 bleibe.”

Nedzad Plavci, Rielasinger Stürmer und früherer Nullachter:

“Heute hat man genau gesehen, dass wir Probleme haben, wenn wir unter Druck geraten. Hinsichtlich eines möglichen Oberliga-Aufstiegs müssen wir aus dieser Niederlage lernen.”

Mauro Chiurazzi, 08-Abwehrspieler:

“Meine Aufgabe war es nach der Einwechslung, die Defensive weiter zu stabilisieren. Dabei war aber Rielasingen nur nach Standardsituationen gefährlich. Jetzt feiern wir und fliegen am Sonntag hoffentlich auf Mallorca. Dort lassen wir es so richtig krachen.”

Nullachter-Splitter

Party-Flieger

Erst wurde am Samstagabend in der Villinger Färberstraße gefeiert, dann ging es am Sonntag gegen 17 Uhr für zwölf Spieler ab auf Mallorca. "Nicht jeder Spieler konnte am Montag und Dienstag Urlaub nehmen", ist Arash Yahyaijan, der Sport-Vorstand der Nullachter, schon jetzt gespannt, in welchem Zustand die "Ballermänner" am Mittwoch im Training auftauchen.

Prämienfrage

Nach dem Abpfiff herzte ein überglücklicher 08-Präsident Leo Grimm seine Akteure besonders heftig. Sofort wurde er von seinen aufgekratzten Spielern allerdings auch in Sachen Siegprämie konfrontiert. Hier war bereits im Vorfeld etwas ausgehandelt worden. Grimm nahm es gelassen.

 Der Topspieler

Damian Kaminski war nicht nur am 1:0-Führungstreffer von Benedikt Haibt beteiligt, sondern er steuerte auch gleich zwei Treffer zum 3:1-Sieg bei. Dabei hatte Kaminski vor dem Finale ein leichter Muskelfaserriss zu einer Zwangspause gezwungen. "Das war dann auch eine kleine Pause für mich. Ich habe aber alles probiert, um fit zu werden", so der 28-Jährige. Umso glücklicher war er nach dem Abpfiff. "Wir hatten uns ganz viel vorgenommen. Die ganze Mannschaft wollte unbedingt den Pokalsieg. Das hat man auf dem Platz gesehen." Bei Rielasingen hätte dann im zweiten Durchgang das hohe Tempo aus der ersten Halbzeit Wirkung gezeigt. "Der Sieg war für alle Nullachter einfach ganz wichtig", machte Kaminski deutlich. Kaminski, vor wenigen Wochen erstmals Vater geworden, wünscht sich für den DFB-Pokal jetzt Bayern München mit seinem Landsmann Robert Lewandowski.

Dankeschön

Das 08-Team war bereits am Freitag vor dem Pokalfinale nach Pfullendorf angereist und im dortigen Hotel Krone abgestiegen. "Vielen Dank an Markus Kling. Er hat uns richtig verwöhnt", bedankte sich Mario Ketterer beim Inhaber.

Kommentar

Nächster Traum

von Gunter Wiedemann

Die Nullachter haben aus der unnötigen 1:2-Finalniederlage im Vorjahr gegen Linx die richtigen Lehren gezogen. Gegen Rielasingen riefen die Villinger über die gesamte Spielzeit ihr Potenzial ab, waren stets die aktivere Mannschaft. Verdienter Lohn ist der neunte SBFV-Pokalsieg – und sichere Einnahmen in Höhe von rund 115 000 Euro aus der Teilnahme an der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals. Und diese wird wohl nicht – wie zuletzt gegen Schalke – in Freiburg, sondern in der modernisierten Villinger Arena ausgetragen. Vielleicht sogar unter Flutlicht. Die ganze Region darf sich also im August auf einen echten Fußball-Leckerbissen freuen. Und wohl auch auf einige neue Spieler. Die Oberliga-Elf soll verstärkt werden. Mehr Qualität – auch in der Breite – ist gefragt. Nur so können sich die Villinger ihren nächsten Traum realistisch erfüllen – den Regionalliga-Aufstieg.