Torwart Christian Mendes gratuliert "Ersatzkeeper" Mauro Chiurazzi (rechts). Nach der Ampelkarte für Mendes war der Abwehrspieler zwischen die Pfosten gegangen – und rettete mit einer Glanzparade den 2:1-Sieg gegen den SV Linx. Foto: Marc Eich

Oberliga: Maric-Elf könnte mit einem Derby-Sieg in Bahlingen vorne wieder anklopfen. 

Bahlinger SC – FC 08 Villingen (Samstag, 15.30 Uhr/Hinspiel 0:0). Dem FC Villingen steht nach dem Halbfinal-Krimi gegen Linx das mit Spannung erwartete südbadische Oberliga-Derby beim Tabellenzweiten Bahlinger SC bevor.

"Das ist ein schönes Derby. Wir werden alles versuchen, um zu gewinnen. Ich erwarte ein sehr spannendes Spiel", meint 08-Coach Jago Maric.

Die Brisanz des Duells der langjährigen Rivalen hat noch einmal zugenommen. "Schuld" daran sind die Ergebnisse der vorgezogenen Partien am Donnerstag. Diese haben gezeigt, dass in der Oberliga auch in Sachen Meisterschaft noch Überraschungen möglich sind. Da Spitzenreiter Stuttgarter Kickers daheim völlig unerwartet gegen Backnang verlor, Freiberg sich in Neckarsulm mit einem Remis begnügen musste und Bissingen in Nöttingen unterlag, hat sich das Vorderfeld wieder dichter zusammengeschoben. Jetzt könnten die Bahlinger mit einem Sieg gegen Villingen sogar die Tabellenführung übernehmen. Allerdings haben sie nach der Begegnung am Samstag gegen den FC 08 im Vergleich zu den Kickers dann zwei Partien mehr ausgetragen.

Auch die Villinger, die bisher am wenigsten Spiele aller Teams im Vorderfeld absolviert haben, sind noch nicht aus dem Rennen um Platz zwei. Doch um sich weiter eine Minimalchance zu erhalten, ist ein Sieg in Bahlingen notwendig.

"Meine Mannschaft muss jetzt die 120 Pokalminuten vom Mittwoch ausblenden. Sie muss konzentriert auftreten", fordert Maric. Kräftemäßig dürften die Kaiserstühler natürlich im Vorteil sein. "Die Bahlinger sind von der Qualität her eine überragende Mannschaft – und vor allem sehr spielstark. Das BSC-Mittelfeld ist wohl das stärkste der Oberliga", so der 08-Coach über das von Dennis Bührer und Axel Siefert trainierte Team. Man dürfe sich aber auf keinen Fall verstecken, sondern müsse auch selbst agieren, macht Maric deutlich.

Bahlingen kam zuletzt beim FV Ravensburg zu einem 1:1. BSC-Trainer Dennis Bührer war damit zufrieden: "Der FV besitzt eine sehr starke Mannschaft. Für uns war dies ein gewonnener Punkt."

Fehlen wird ihm auf jeden Fall Manuel Stark. "Seine Verletzung ist aber nicht so schlimm. Er wird nächste Woche wieder dabei sein", gibt der 08-Coach Entwarnung. Tevfik Ceylan, der am Mittwoch leicht angeschlagen vom Feld musste, kann spielen. Anstelle des wegen der Ampelkarte gegen Linx gesperrten Christian Mendes steht Ersatzkeeper Marcel Bender zwischen den Pfosten. "Wegen ihm mache ich mir gar keine Sorgen. Er ist ein sehr guter Torwart – und von der Mentalität her ein starker Typ. Wir planen auch längerfristig mit ihm", betont Maric.

Mit auf der Bank sind – wie am Mittwoch gegen Linx – wieder Kamran Yahyaijan und Stjepan Geng. Bei Geng verlief am Donnerstag in Hilzingen (3:2) ein weiterer 35-minütiger Einsatz in der Landesliga-Elf erfolgreich.

Der Gegner

Bahlinger SC

Der im Jahr 1929 gegründete Bahlinger SC zählt zu den traditionsreichsten Fußball-Vereinen am Kaiserstuhl. Zunächst spielte der Klub aus der 4000 Einwohner zählenden Gemeinde 18 Jahre lang ununterbrochen in der Verbandsliga. Im Jahr 1996 gelang der Sprung in die Oberliga, aus der die Kaiserstühler dann 2005 abstiegen. Nur eine Saison später wurde 2006 – gemeinsam mit dem FC Villingen – der sofortige Wiederaufstieg geschafft. Im DFB-Pokal gab es 2013 gegen den VfL Bochum eine 1:3-Niederlage. Anschließend gelang im Sommer 2015 unter dem ehemaligen 08-Coach Milo Pilipovic mit dem Aufstieg in die Regionalliga der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Weiter wurde der SBFV-Cup geholt.

Im DFB-Pokal unterlag der BSC erst im Elfmeterschießen dem SV Sandhausen. Nach dem Klassenerhalt in der ersten Regionalliga-Saison trat Pilipovic in der Rückrunde 16/17, die mit dem Abstieg endete, überraschend zurück. Der neue Trainer Zlatan Bajramovic blieb nur bis zur Winterpause, Nachfolger Alfons Higl (SC Freiburg, FC Augsburg und 1. FC Köln) lediglich bis zum Saisonende. Für ihn übernahmen der bisherige Spieler Dennis Bührer und Axel Siefert (zuletzt SV Rust und SV Endingen) die Mannschaft. Sie formten aus den Kaiserstühlern ein Spitzenteam. Dieses wurde in der Winterpause mit Ex-Profi Hasan Pepic (Dynamo Dresden, Karlsruher SC und Hessen Kassel) von der TSG Altglienicke (Regionalliga Nordost) noch einmal aufgerüstet. Im Kaiserstuhlstadion hat der BSC als zweitbeste Oberliga-Heimmannschaft aus 14 Spielen 32 Punkte (33:9) Tore geholt. Erfolgreichster Torschütze ist Santiago Fischer mit zwölf Treffern – vor Tobias Klein (11) und Yannick Häringer (8).

Zugänge: Hasan Pepic (TSG Altglienicke), Shqipon Bektasi (TSV Steinbach).

Abgänge: Timo Wehrle (FC Denzlingen), Felix Higl (SSV Ulm 1846).

Stadion : Kaiserstuhlstadion, 5000 Zuschauer.

Adresse: Stadenweg 21, 79353 Bahlingen.

Begleitet werden die Nullachter von einem Fanbus. Die Bahlinger rechnen mit rund 1500 Zuschauern.

Nullachter-Geflüster

Glanzparade

Im Pokal-Halbfinale gegen den SV Linx (2:1 nach Verlängerung für Villingen) stellte sich nach der Ampelkarte gegen 08-Keeper Christian Mendes kurz vor Schluss der Nachspielzeit ganz spontan Defensivakteur Mauro Chiurazzi zwischen die Pfosten. "Ich wollte einfach die Verantwortung übernehmen, habe auch den Trainer nicht gefragt", erläuterte Chiurazzi. Mit einer Glanzparade rettete der Abwehrspieler kurz darauf seinem Team den Einzug ins Finale. "Der Ball sah langsam aus, hat sich aber wahnsinnig gedreht", erklärte er zum von ihm parierten Kopfball von Adrian Vollmer. Chiurazzi hatte zuletzt vor fünf Jahren in der Jugend zwischen den Pfosten gestanden.

Pokalstimmung

Im Pokal-Halbfinale zwischen dem FC Villingen und dem SV Linx herrschte am Mittwoch in der MS Technologie Arena echte Pokalstimmung. Dies lag auch daran, dass die etwa 100 mitgereisten Linxer Fans unter den 1200 Zuschauern fast alle in einem Fanblock zusammenstanden und ihr Team – vor allem in der Schlussphase – mit "Auf gehts Linxer, auf gehts" lautstark anfeuerten.

Wartezeiten

Beim Pokalspiel gegen Linx kamen aufgrund der frühen Anstoßzeit (17.30 Uhr) viele Zuschauer auf den letzten Drücker. Dies sorgte für lange Schlangen an den Kassen. Viele Besucher passierten erst mit Verspätung die Stadiontore. Auch erfüllte sich die Hoffnung auf eine schnelle Stadionwurst nicht. Auch hier gab es an den Verkaufsständen längere Wartezeiten.

Noch Plätze im Bus frei

Für das Spitzenspiel beim Bahlinger SC hat der FC 08 einen Fanbus gechartert. Entgegen der früheren Ankündigung treffen sich Mitfahrer bereits um 12.15 Uhr auf dem Parkplatz der MS Technologie Arena. Abfahrt nach Bahlingen ist um 12.30 Uhr. Einige Plätze sind noch frei. Wer also Interesse hat, kann auch noch kurzfristig mitfahren und zum Treffpunkt kommen. Die Hin- und Rückfahrt kostet (ohne Eintritt) 15 Euro.

Kein Durchmarsch

"Es wäre natürlich schön gewesen, wenn wir vollends einen Durchmarsch machen", meinte Kickers-Coach Tobias Flitsch nach der überraschenden 0:1-Heimniederlage der Stuttgarter gegen Abstiegskandidat Backnang.