Oberligist FC 08 Villingen überwintert mit 32 Punkten auf dem sechsten Tabellenplatz. Wir sprachen mit Coach Jago Maric aber nicht nur über die laufende Runde, sondern auch über die mittelfristige Zukunft der Nullachter – inklusive dem Regionalliga-Traum.

Wie sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden?

Wenn wir gegen Backnang gewonnen hätten, wäre ich sehr zufrieden gewesen. Wo wir jetzt in der Tabelle stehen, dies hätte ich zu Anfang der Saison aber sofort unterschrieben. Mit fünf Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze sieht es gut aus. Die Jungs haben alles probiert. Wir versuchen, oben dranzubleiben. Wir haben auch keinen Druck, müssen nicht aufsteigen. Unser Plan ist jetzt, in der Winterpause zwei, drei Spieler – und in der Sommerpause weitere zwei, drei Spieler – zu holen.

Was sagen Sie zu den Leistungen in den letzten Spielen vor der Winterpause?

 Ausfälle

Hätten Sie sich im Sommer weitere Neuverpflichtungen und einen größeren Kader gewünscht?

Es ist richtig, dass wir einen zu dünnen Kader haben. Im Sommer waren aber einfach nicht die finanziellen Mittel vorhanden. Zudem hatten wir in der wichtigen Phase mit Gaetano Cristilli, Alexander Thumer und Mario Ketterer gleich drei verschiedene Sportliche Leiter mit unterschiedlichen Vorstellungen. Die Abgänge konnten wir nicht eins zu eins ersetzen. Wir haben dann gesagt, dass wir es so probieren. Uns fehlten allerdings Spieler wie Nedzad Plavci und Cristian Gilés, die ein Spiel allein entscheiden können. Dann hatten wir Tevfik Ceylan nicht mehr, Tobias Weißhaar war vier Wochen lang verletzt. Hinzu kam noch der Ausfall von Stjepan Geng. Ich will aber auch die jungen Spieler nicht schlecht machen. Sie brauchen einfach noch Zeit. Allerdings müssen wir uns im Trainerteam auch hinterfragen, ob wir alles richtig gemacht haben.

Was Sind Ihre Erkenntnisse nach der halben Saison?

Es hat sich gezeigt, dass es – so wie wir es gemacht haben – auf Dauer nicht geht. Wir brauchen mehr Qualität im Vergleich mit den anderen Mannschaften, die vorne in der Tabelle sind. Von den Stuttgarter Kickers will ich gar nicht reden, das sind Vollprofis. Aber man muss nur schauen, was bei Reutlingen auf der Bank sitzt. Wir müssen uns gezielt verstärken. Da bin ich zuversichtlich, dass dies uns gelingt. Der Verein ist jedenfalls auf einem guten Weg.

Wie schnell soll es in die Regionalliga gehen?

Man kann Erfolg nicht planen, aber in den nächsten drei Jahren will der Verein in die Regionalliga. Reutlingen will dies aber auch schon lange, ebenso Nöttingen und Bissingen. Das Wichtigste ist, dass man einen Plan hat, wie das Ziel zu erreichen ist.

Was stimmt Sie für die Zukunft des FC 08 Villingen zuversichtlich?

Der Verein ist diese Saison finanziell schon gerettet. Es sind vier, fünf Sponsoren dazugekommen, über welche die Spieler auch einen Job bekommen haben und sich hier etwas aufbauen können. Ich weiß zwar nicht, wie es finanziell aussieht, aber ein gewisser Spielraum ist vorhanden. Im Stadion und im Umfeld tut sich viel. Hier bewegt vor allem Armin Distel, unser neues Vorstandsmitglied, sehr viel. Und die Zusammenarbeit mit Arasch Yahyaijan und Mario Ketterer ist hervorragend. Ich schätze beide seit Jahren sehr.

Was trauen Sie dem FC 08 noch zu?

Dies hängt davon ab, welche Spieler wir noch verpflichten können. Es kommt aber Tevfik Ceylan wieder dazu – und mit Mustapha Saheed auch ein guter Innenverteidiger. Er ist ruhig am Ball und beidfüßig. Er ist ein guter Junge, der zu uns passt. Bei Stjepan Geng hoffe ich, dass er fit und stärker zurückkommt. Wir werden auf jeden Fall alles daran setzen, damit wir nicht um die "goldene Ananas" spielen. Wir benötigen aber zwei bis drei gute Neue, um auf dem Niveau der ersten sechs Teams mitspielen zu können. Ich bin mit der Mannschaft aber nicht unzufrieden.

Wie werden Sie Weihnachten verbringen?

Ich fahre mit meiner Familie am 23. Dezember für zweieinhalb Wochen in meine Heimat Kroatien. Es war auch für mich ein extrem anstrengendes Jahr. Ich hatte auch keinen Sommerurlaub. Jetzt will ich einfach meinen Akku wieder aufladen, ehe es mit der Vorbereitung wieder losgeht.  Fragen von Michael Eich 

Info: Zahlen und Fakten

Ballermänner

Bester Torschütze ist bisher Kapitän Benedikt Haibt mit acht Treffern. Dahinter folgen: Yanick Haag, Nico Tadic (je 4), Damian Kaminski, Stjepan Geng (je 3), Mauro Chiurazzi (2), Volkan Bak , Tevfik Ceylan und Tobias Weißhaar (je 1).

 Platzhirsche

Die meisten Einsatzminuten hat Benedikt Haibt. Bei 18 Einsätzen stand er 1566 Minuten auf dem Platz. Ähnlich sieht es bei Nico Tadic aus. Er war auch in allen 18 Spielen dabei, absolvierte dabei 1507 Minuten. Mit ebenfalls mehr als 90 Prozent Einsatzzeit folgen Torwart Christian Mendes (17 Einsätze/1530) und Dragan Ovuka (17/1509). Danach kommen Patrick Haag (17/1370), Daniel Wehrle (17/1268), Gianluca Serpa (17/967) sowie Damian Kaminski (16/1368).

 Ausfälle

Stjepan Geng, der sich am achten Spieltag in Nöttingen schwer verletzte, bringt es auf acht Einsätze und 677 Minuten. Frederick Bruno, den es bereits am dritten Spieltag in Ravensburg erwischte, absolvierte drei Spiele (102). Tevfik Ceylan, der nach zwei Spielen erst einmal seinen Abschied aus der Oberliga-Elf erklärte, kam auf zwei Einsätze (180). Eine Partie über 90 Minuten absolvierte Jonas Huchler in Göppingen. Pietro Morreale kam in Ilshofen (31) zu seinem einzigen Einsatz. Somit haben die Villinger 21 verschiedene Spieler eingesetzt.

 Tore und Punkte

Den höchsten Sieg landeten die Nullachter beim 6:3-Heimerfolg gegen Friedrichstal. Die klarste Niederlage gab es mit einem 0:3 gegen den SGV Freiberg am zweiten Spieltag. Fünf Mal gewann Villingen Spiele mit nur einem Treffer Unterschied. Im Friedengrund holten die Nullachter in zehn Spielen 20 Punkte (20:13 Tore). Sie sind damit Vierter in der Heimbilanz. Auswärts gab es in acht Spielen zwölf Zähler – und mit 8:9 Toren eine negative Trefferausbeute (Platz acht in der Auswärtsbilanz). Insgesamt bringen es die Villinger nach 18 Spielen mit neun Siegen, fünf Unentschieden und vier Niederlagen auf 32 Punkte und 28:22 Tore. Dies bedeutet Platz sechs.

 Zuschauer

Wie erwartet hatte Regionalliga-Absteiger Stuttgarter Kickers mit 2431 Besuchern im Schnitt pro Partie den größten Zuspruch. Die zweitmeisten Zuschauer (1155) konnte der SSV Reutlingen empfangen. An dritter Stelle folgt der FC Villingen (586), dann kommen der Bahlinger SC (572) und der 1. Göppinger SV (550). Die wenigsten Besucher hatte der SV Oberachern (294). In der vergangenen Saison hatten beim FC Villingen in der Vorrunde noch durchschnittlich rund 1000 Fans die Heimpartien gesehen. 

Info: 08-Geflüster

Pokalsieg

"Ich bin stolz darauf, dass wir 32 Punkte haben", betont Arash Yahyaijan, der Sportliche Leiter. Für ihn war – vor allem nach dem Ausfall von Stjepan Geng – das größte Problem die Offensive. "Da müssen wir körperlich auch präsenter werden", denkt Yahyaijan. Er will auf jeden Fall den SBFV-Pokal gewinnen. Was die Rückrunde betrifft, setzt er auch auf die geplanten Neuzugänge. Hinzu käme Tevfik Ceylan. "Auch er ist ein guter Oberliga-Spieler."

 Auftaktprogramm

Der FC Villingen wird am 10. oder 11. Januar in die Vorbereitung einsteigen. Ein Testspiel wird gegen den Verbandsligisten VfL Nagold absolviert. Das erste Punktspiel hat es dann gleich in sich. Am 16. Februar müssen die Nullachter zum momentanen Spitzenreiter SGV Freiberg fahren. Dann kommt der FV Ravensburg, ehe es bei zwei Auswärtsspielen in Friedrichstal und Spielberg weitergeht. Anschließend steigt am 16. März das Duell gegen den SSV Reutlingen im Friedengrund.

 Rucksack-Tour

Im Weihnachtsurlaub unternimmt 08-Kapitän Benedikt Haibt mit einem Kumpel eine Rucksack-Tour durch Mexiko, Belize und Guatemala. Ganz ohne Fußball geht es aber nicht. Anschließend reist er noch vier Tage nach Manchester und Liverpool, wo er auch eine Partie an der berühmten Anfield Road anschauen wird.

 Stuttgarter Kickers

Die Kickers vermeldeten zuletzt ein Jahresdefizit in Höhe von 394 000 Euro. Martin Braun, der Sportliche Leiter der Stuttgarter, sagt dazu: "Wir werden in der laufenden Saison – nach Bedienung des Kapitaldienstes – aller Voraussicht nach einen kleinen Gewinn erwirtschaften. Das dürfte in der Oberliga eher außergewöhnlich sein. Der Verlust entstand aus Abschreibungen, hat somit eigentlich gar keine Relevanz – außer bilanztechnischer Themen."