Tobias Weißhaar sagt: "Ich habe mich beim FC 08 immer wohl gefühlt." Nun ist Augsburg der Lebensmittelpunkt. Foto: Marc Eich

Fußball: Routinier blickt auf seine Karriere zurück. Einer seiner ersten Trainer heißt Thomas Tuchel. 

Mit Tobias Weißhaar verabschiedet sich beim FC Villingen ein bodenständiger Routinier, der über Jahre hinweg das Mittelfeldspiel des Oberligisten geprägt hat. Der 30-Jährige plant derzeit auch nicht, sich einen neuen Verein zu suchen.

"Ich muss abwarten, ob mir etwas fehlt", sagt der 30-Jährige. Vor Kurzem ist Weißhaar aus beruflichen Gründen mit seiner kleinen Familie nach Augsburg umgezogen. Von dort aus wird er zu seinem neuen Arbeitsplatz in der IT-Branche pendeln, der sich in München befindet.

"Etwas Wehmut dabei"

Den Abschied aus Villingen hat Weißhaar bereits vollzogen, da er nicht mehr damit rechnet, dass die Oberliga-Saison fortgesetzt wird. "Da ist natürlich etwas Wehmut dabei, dass es so endet. Ich hätte die Runde gerne zu Ende gespielt", macht er deutlich. Vielleicht war das 0:0 beim VfB Stuttgart II Anfang März also das letzte Spiel seiner Karriere.

Los geht es in Tannheim

Diese begann bei seinem Heimatverein FC Tannheim. In der D-Jugend wechselte er zur DJK Villingen. Bei einer Talentsichtung entdeckte ihn der VfB Stuttgart. Sein Trainer bei den C-Junioren war dort kein Geringerer als Thomas Tuchel, der heutige Coach von Paris St. Germain. Mehrmals die Woche pendelte er, zumeist chauffiert von seiner Mutter, zu den Einheiten und den Spielen in die Mercedesstraße. Doch Weißhaar kam nicht wie erhofft zum Zug. Auch der zeitliche Aufwand wurde neben der Schule zu viel. So kehrte er nach einer Saison wieder zur DJK zurück.

Debüt im August 2008

Es dauerte nicht lange, bis Nachbar FC 08 ihn aufmerksam wurde. Mit Reiner Scheu als Trainer erreichte er in der A-Jugend den sensationellen Aufstieg in die 1. Bundesliga. Als der Fußballlehrer dann in schwieriger Lage die Oberliga-Elf übernahm, war auch Weißhaar als Talent dabei. Seine Premiere feierte er im August 2008 beim 3:0-Sieg gegen Normannia Gmünd gleich mit einer Galavorstellung.

Es sollte in den vielen Jahren beim FC 08 nicht seine letzte bleiben. Prägend für ihn waren seine ganz starke Technik, das zumeist supergenaue Passspiel und die hohe Spielintelligenz. Zu den Höhepunkten seiner Karriere zählen für ihn natürlich die Pokalsiege und die anschließenden beiden DFB-Pokalauftritte, zunächst 2009 gegen den FC St. Pauli.

Noch besonders präsent ist das Duell gegen Fortuna Düsseldorf. Im vergangenen Jahr hatte er in der Verlängerung beim Spielstand von 1:1 eine gute Schussposition, versuchte es aber mit einem Rückpass. "Ich hätte selbst schießen können", ärgert er sich noch heute. Im Rückblick habe er es sowieso öfters einmal alleine probieren sollen, denkt Weißhaar. "Dann hätte ich mehr Tore geschossen."

Beeindruckt von Braun

Das verlorene Relegationsspiel in Pirmasens – im Sommer 2018 ging es um den Sprung in die Regionalliga – macht ihm ebenfalls noch zu schaffen. "Da waren wir zu offensiv, haben zu sehr auf Sieg gespielt." Einige seiner Trainer in den vielen 08-Jahren bleiben ihm besonders in Erinnerung. "Bei Reiner Scheu gab es immer klare Strukturen. Man kannte genau seine Aufgaben." Was Martin Braun betrifft, beeindruckte Weißhaar vor allem dessen Menschlichkeit. "Er konnte uns auch viel von seiner Erfahrung als Profi weitergeben." Unter Jago Maric sei man sehr erfolgreich gewesen. "Zudem habe ich ihn als Spieler sehr gut gekannt. Er hat mich ebenso wie Mario Klotz, Tobias Bea, David D’Incau oder Mario Maus geprägt."

Mehr Zeit für die Familie

Zum höherklassigen Fußball hat es ihn nie richtig gezogen. "Ich habe mich beim FC 08 immer wohl gefühlt." Weißhaar wird die Entwicklung seines langjährigen Vereins auch aus der Ferne weiter genau verfolgen. Jetzt will er aber vor allem alles genießen, wofür er bisher zu wenig Gelegenheit hatte – vor allem endlich Zeit zu haben für seine Frau und den eineinhalbjährigen Sohn.