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Stürmer aus Bad Teinach will mit dem 1. FC Saabrücken in die 3. Liga. Auf Vater Eberhard ist er sehr stolz

Marcel Carl hat die beste Saison seiner Karriere hinter sich. 15 Tore hat er für Astoria Walldorf erzielt. Im Sommer wechselte er zum amtierenden Meister nach Saarbrücken. Das Ziel: der Aufstieg in die 3. Liga. "Einen Aufstieg habe ich noch nie erlebt", sagt er im Interview mit unserer Zeitung. Zudem sprachen wir mit dem 25-Jährigen auch über die Aufstiegsregelung der Regionalliga und seine Beziehung zu Vater Eberhard "Ebse" Carl. "Er ist ein Vorbild für mich", sagt der Stürmer.

Marcel Carl, vergangene Saison haben Sie noch bei Astoria Walldorf gespielt, seit dieser spielen Sie beim FC Saarbrücken. Da prallen schon zwei Fußballwelten aufeinander, oder?

Hier herrschen ganz andere Bedingungen, da ist ein ganz anderer Zug dahinter. In Walldorf war es mehr oder weniger noch Amateur-Fußball. Wir haben drei, viermal in der Woche abends trainiert. Dadurch, dass der Fokus auf der Ausbildung neben dem Fußball liegt, ist mehr auch gar nicht möglich. Hier in Saabrücken ist das ganz anders. Wir trainieren unter Profibedingungen sechsmal in der Woche. Das ist von der Intensität ein großer Unterschied. Wir verfolgen hier alle ein großes Ziel.

Sie sprechen vom Aufstieg?

Genau. Nachdem wir vor zwei Wochen beim Aufsteiger in Balingen verloren hatten, herrschte die ganze Woche über schlechte Stimmung in der Mannschaft. Wenn wir aufsteigen wollen, darf uns so etwas nicht passieren. Wir mussten uns einiges anhören.

In der vergangenen Saison ist Ihr neuer Klub Meister in der Regionalliga Südwest geworden, dann aber in der Relegation gegen 1860 München am Aufstieg in die 3. Liga gescheitert.

Wir haben uns als Ziel gesetzt, die Meisterschaft zu wiederholen. Durch die neue Aufstiegsregelung geht der Meister jetzt direkt hoch. Was natürlich nicht heißt, dass es einfach wird, aufzusteigen.

Es wurde ja höchste Zeit, dass diese Aufstiegsregelung geändert wurde ...

Der alte Modus war ein Skandal. Diese Änderung kam viel zu spät. Man muss sich nur mal die letzte Saison von Saabrücken noch einmal anschauen. Das Team war vom ersten Spieltag an Erster, wird souverän Meister. Dann verlierst du zur Abwechslung mal ein Spiel mit 2:3, spielst in München 2:2 – und steigst nicht auf. Das zeigt, wie ungerecht diese Regel war.

Für Sie persönlich lief es in der vergangenen Saison ebenfalls nicht schlecht. Sie waren mit 15 Treffern der viertbeste Torjäger.

Ja, die letzte Saison war ganz gut. Deshalb habe ich mir im Sommer viele Gedanken gemacht, wie es weitergehen soll, dass ich vielleicht zu einem Verein wechsle, der höhere Ziele als nur den Klassenerhalt hat.

Es gab nach so einer Saison bestimmt auch Anfragen von höherklassigen Vereinen?

Es waren auch ein, zwei aus der 3. Liga dabei, aber in Saarbrücken hat mich das Gesamtpaket überzeugt. Das ganze drumherum mit den Fans. Und der Klub hat sich sehr um mich bemüht.

Sie spielen bei den Heimspielen jetzt vor 3000 Zuschauern.

Das hat natürlich auch eine große Rolle gespielt. In Walldorf hatten wir bei den Heimspielen vielleicht 400.

Ist es die Chance, mit einem Klub in die 3. Liga hineinzuwachsen?

Wenn ich direkt in die 3. Liga gewechselt wäre, hätte ich mich natürlich erst einmal hinten anstellen müssen. Wenn man in eine neue Liga kommt, muss man sich erst einmal beweisen. Das ist normal. In der Regionalliga habe ich mich bereits bewiesen. Hier kann ich gemeinsam mit dem Team den nächsten Schritt machen – und hoffentlich aufsteigen. Einen Aufstieg habe ich in meiner Karriere übrigens noch nie erlebt. Das mal zu schaffen, wäre schon klasse.

In der Vorbereitung und zu Beginn der Saison sah es so aus, als ob Sie nahtlos an Ihre starke letzte Saison anknüpfen können. Dann hat Sie eine Verletzung zurückgeworfen.

Ein Muskelfaserriss. Das hatte ich in 25 Jahren noch nie. Zum Glück war ich nach zwei Wochen wieder fit.

Und der kam auch noch zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt...

Ich war der einzig nominelle verbliebene Stürmer im Kader. Die anderen hatten sich schon einen Muskelfaserriss geholt. Alle haben gesagt, wenn ich mich auch noch verletzte, haben wir ein Problem. Deshalb haben wir mit Fabian Eisele noch einen vierten Stürmer verpflichtet, dass so etwas nicht noch einmal passiert.

Er hat gegen Pirmasens direkt zweimal getroffen. Das macht es für Sie nicht einfacher.

Ich habe kein Problem mit Konkurrenzkampf. Im Gegenteil. Wenn wir aufsteigen wollen, brauchen wir einen breiten Kader.

Gestatten Sie mir zum Abschluss eine Frage nach Ihrem Vater?

Das bin ich gewohnt.

Ist es schwierig für Sie, immer mit ihm verglichen zu werden?

Inzwischen stört mich das nicht mehr. Ich bin stolz darauf, was mein Vater geleistet hat. Das war sensationell. Er ist ein Vorbild für mich. Nicht nur im Fußball, auch im privaten Bereich. Er schaut mir gerne zu. Wir sprechen viel miteinander. Gleichzeitig ist er sehr ruhig. Er hält sich zurück, lässt mich mein eigenes Ding machen. Das war schon immer so. Darauf legt er großen Wert. Ich wurde nie zu irgendetwas gedrängt. Gleichzeitig ist er immer für mich da, wenn ich einen Ratschlag oder Hilfe brauche. Auch über den Wechsel nach Saarbrücken habe ich mich lange mit ihm unterhalten.   Die Fragen stellte Kevin Schuon.