VfB-Sportdirektor Sven Mislintat (links) zeigt Trainer Tim Walter, wo’s langgeht. Foto: Eibner

Zweite Bundesliga: In Stuttgart steigt die Anspannung gehörig – gegen strauchelnde Nürnberger sollte dringend ein Sieg her.

Thomas Hitzlsperger hätte sich in dieser Woche bei Facebook umsehen können, an der Stanford-University, bei den San Jose Sharks, den San Francisco 49ers – doch der Vorstandschef des VfB Stuttgart ist gerade unabkömmlich. Statt sich auf der Bildungsreise der DFB-Akademie wertvolle Eindrücke von amerikanischen Branchenriesen zu holen, wird Hitzlsperger vom Alltag am Neckar vereinnahmt. Der Boss ist als Mediator und Mahner gefordert.

Hitzlsperger als Vermittler gefragt

Die Lage beim Bundesliga-Absteiger und großen Aufstiegsfavoriten wirkt durchaus alarmierend. Nach fünf Niederlagen aus den letzten sieben Ligaspielen rumort es in der Mercedesstraße. Zu Wochenbeginn berichtete der "Kicker" von "atmosphärischen Störungen zwischen den sportlichen Verantwortlichen."

Manch einer hält es für denkbar, dass der Krisengipfel am kommenden Montagabend gegen den 1. FC Nürnberg (20.30 Uhr/Sky) in der Gemengelage auch zu einem Schlüsselspiel für VfB-Trainer Tim Walter wird. Der 44-Jährige hat den Schwaben einen glasklaren Plan verpasst, der auf Dominanz und viel Ballbesitz ausgelegt ist und an dem Walter eisern festhalten möchte. Problematisch ist allerdings, dass der VfB unterm Strich zu wenige Tore erzielt und immer wieder entscheidende kassiert.

Sportdirektor Sven Mislintat ließ nach der jüngsten Schlappe beim SV Sandhausen (1:2), so unglücklich sie auch zustande gekommen sein mag, durchaus seinen Unmut erkennen. "Es gibt unterschiedliche Ansichten zum Spiel, was die Dominanz angeht", sagte Mislintat und forderte ein deutlich entschlosseneres Auftreten: "Wir können nicht nur immer davon reden, viel den Ball zu haben, sondern wir müssen auch die nötigen Ergebnisse erzielen."

"Immer Pech ist auch mangelnde Qualität"

Es klingt, als sei hier Hitzlspergers Fähigkeit als Vermittler gefragt, um einen Bruch zwischen Trainer und Sportdirektor zu verhindern. "Es gibt keine zwei Meinungen, wie wir Fußball spielen wollen", sagte Walter zwar, aber sein Ansatz sollte besser dauerhaft funktionieren.

Andererseits muss über die Spieler diskutiert werden. Mislintat erwartet von ihnen ebenfalls eine andere Haltung und ein Ende der Suche nach Ausflüchten für den wiederholten Chancenwucher. "Das hat nicht immer mit Pech zu tun, sondern auch mit Konsequenz, Effektivität oder Ineffektivität", bemängelte er und schob unverblümt nach: "Immer Pech ist auch mangelnde Qualität." Mislintat ist ziemlich angesäuert und auch Hitzlsperger wird in diesen Tagen gewiss nicht nur lobende Worte finden für den aktuellen VfB-Zustand.

Gegen den taumelnden Club kann nur eine überzeugende Stuttgarter Reaktion für Beruhigung sorgen. Ein erneuter Aussetzer, und der drittplatzierte VfB fällt vielleicht weiter zurück. Dann könnten die Debatten noch grundsätzlicher werden. Ob Hitzlsperger dann nicht lieber mal für eine Woche in die USA reisen würde?