Petr Jiracek aus Wolfsburg trifft für Tschechien. Gastgeber Polen scheidet als Gruppenletzter aus.

Breslau - Die Tschechen lagen sich jubelnd in den Armen, die Polen weinten bittere Tränen: Der Wolfsburger Petr Jiracek hat Tschechien mit seinem Tor zum 1:0 (0:0) ins EM-Viertelfinale geschossen und das Turnier für den Co-Gastgeber beendet. Weil die Griechen das Parallelspiel gegen Russland überraschend mit 1:0 gewannen, zieht Tschechien sogar als Sieger der Gruppe A in die Runde der letzten Acht ein und geht so möglicherweise einem Duell mit der deutschen Mannschaft aus dem Weg.

Bis zur 72. Minute musste der EM-Finalist von 1996 am Samstagabend in Breslau zittern. Dann schloss Jiracek einen Konter über Milan Baros blitzsauber ab und öffnete mit seinem zweiten EM-Tor die Tür zum Viertelfinale. Für Polen indes bleibt es dabei: Noch nie erreichte das Land die K.o.-Runde einer Europameisterschaft. Auch den Heimvorteil konnten sie nach zuvor zwei Unentschieden nicht nutzen.

Bei den Tschechen saß der angeschlagene Kapitän Tomas Rosicky zunächst auf der Bank. Für ihn spielte Daniel Kolar. Der polnische Nationaltrainer Franciszek Smuda entschied sich im Tor für Przemyslaw Tyton, obwohl die Sperre von Stammtorhüter Wojciech Szczesny nach der Roten Karte im Eröffnungsspiel gegen Griechenland abgelaufen war. Zudem standen fünf Bundesliga-Legionäre in der polnischen Startelf: Sebastian Boenisch (Werder Bremen), Eugen Polanski (Mainz 05) und die drei Dortmunder Robert Lewandowski, Jakub Blaszczykowski und Lukasz Piszczek. Doch die Klasse der Borussia-Meisterspieler blitzte an diesem Abend kaum einmal auf.

Polnische Chancen im Minutentakt zu Beginn

Die Ausgangslage war klar. Das polnische Team musste gewinnen, um weiterzukommen. Unter den Augen des Ministerpräsidenten Donald Tusk, zahlreicher Kabinettsmitglieder sowie des Friedensnobelpreisträgers Lech Walesa und frenetisch angefeuert vom Großteil der mehr als 40.000 Zuschauer setzte die Mannschaft ein frühes Ausrufezeichen: In der 2. Minute landete ein Fallrückzieher von Mittelfeldspieler Dariusz Dudka am Außennetz.

Auch in der Folge erarbeitete sich Smudas Team eine Reihe guter Chancen etwa durch Blaszczykowski (8.), Lewandowski (10.), Polanski (15.) oder Boenisch (22.). Die Tschechen taten sich dagegen lange schwer gegen die hoch engagierte polnische Elf. Die Ideen und die ordnende Hand von Rosicky im Mittelfeld wurden schmerzlich vermisst. Erst nach rund einer halben Stunde konnten sie die Partie offener gestalten und kamen einige Male gefährlich vor das Tor von Tyton.

Tschechen nach der Pause deutlich stärker

Da Griechenland zur Halbzeit mit 1:0 gegen Russland führte, bedeutete ein 0:0 für beide Teams das Aus. Trotzdem begannen sie den zweiten Durchgang unverändert. Tschechien hatte zunächst mehr vom Spiel. Insbesondere der Neu-Wolfsburger Vaclav Pilar sorgte auf der linken Seite immer wieder für Unruhe. In der 65. Minute vergab Tomas Sivok eine Riesenchance, als er aus fünf Metern Torwart Tyton anköpfte.

Das polnische Team wirkte dagegen zunehmend nervös, wusste sich immer öfter nur noch mit Fouls zu helfen und kam kaum noch gefährlich vor das gegnerische Tor. Auch die Einwechslung von Offensivspieler Kamil Grosicki für Polanski brachte nicht den gewünschten Effekt.

In der 72. Minute sorgt Jiracek dann für den polnischen Alptraum. Auf Vorlage von Baros überwand er Tyton mit einem Flachschuss aus kurzer Distanz und stürzte die Polen ins Tal der Tränen.