Ausgelassener Jubel bei den Nagoldern. Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder Bote

Verbandsliga: VfL Nagold verabschiedet sich mit 4:3-Heimsieg in die Winterpause

Zweites Spiel gegen den VfL Sindelfingen, zweiter Sieg für den VfL Nagold. Der Aufsteiger verabschiedet sich mit einem 4:3-Erfolg und 20 Punkten in die Winterpause.

VfL Nagold – VfL Sindelfingen 4:3 (1:1). Das war ein Finale Furioso im Reinhold-Fleckenstein-Stadion. Die etwa 250 Zuschauer sahen am letzten Verbandsliga-Spieltag vor der Winterpause sieben Tore, eine emotionale Schlussphase mit einer Roten und zwei Gelb-Roten Karten sowie der Entscheidung durch Luka Silic per Strafstoß.

Die Sindelfinger zeigten von Beginn an, weshalb sie als Tormaschine der Liga bezeichnet werden. Die Gäste hatten Chancen im Minutentakt. Nagolds Keeper Matthias Müller, der nach einer längeren Verletzungspause anstelle von Bubacarr Sanyang das Tor hütete, hatte gleich alle Hände voll zu tun. Die schnelle Führung nach einem Stellungsfehler von Luka Silic durch Oliver Glotzmann war die logische Konsequenz. Armin Zukic (7./9.) und Pablo Perez hatten die Chancen, nachzulegen. Doch stattdessen erzielte Berk Özhan mit dem ersten Nagolder Torschuss den Ausgleich (13.). Christoph Ormos und Chris Wolfer hatten eine schöne Vorarbeit geleistet. "Der passte genau in die Lücke, da ging kein Blatt Papier mehr dazwischen", haderte Sindelfingens Co-Trainer Elvir Adrovic.

Damit war die Überlegenheit der Gäste beendet. Die Nagolder hatten sich in die Partie gekämpft und erspielten sich nun die besseren Chancen. Die größte hatte erneut Özhan, doch er verpasste am zweiten Pfosten die Hereingabe von Luka Kravoscanec hauchdünn (27.). Die nächste Chance wehrte der nicht immer sicher wirkende Keeper David Kocyba zur Ecke. Diese brachte Dominik Pedro herein, Kocyba blieb auf der Linie stehen, Noah Sautter verlor das Kopfballduell gegen Chris Wolfer, der sein zweites Saisontor erzielte (32.). Er hatte bereits beim 3:2-Hinspielsieg gegen Sindelfingen getroffen.

Direkt nach Beginn des zweiten Durchgangs war die Freude jedoch schon wieder vorbei. Oliver Glotzmann erzielte mit einem satten Schuss das 2:2 (47.). Zwei Minuten später profitierte Glotzmann von einer Fehlerkette. Er konnte einen Abpraller völlig freistehend ins leere Tor zum 3:2 schieben. Das Spiel wurde innerhalb von zwei Minuten auf den Kopf gestellt. Die Sindelfinger hätten durch Zukic (56./Mücke rettet), Kniesel (59./Müller klärt zur Ecke) oder Glotzmann (63./über das Tor) alles klar machen können.

So kam es anders. Die Nagolder bewiesen Moral, kämpften sich mit Bubacarr Sanyang, ab der 67. Minute als Mittelstürmer auf dem Platz, ins Spiel zurück. Dann die erste knifflige Entscheidung von Schiedsrichter Tobias Faißt (Renningen). Nach einem Zweikampf vor dem Strafraum blieb Roberto Klug liegen, die Sindelfinger monierten in Richtung des Schiedsrichters, der lässt weiterspielen. Elias Bürkle zieht von der Strafraumgrenze ab und trifft in den Winkel. Ein toller Treffer zum 3:3, der viel Emotionen frei setzte.

Beide Teams spielten jetzt auf Sieg. Die Ordnung wurde teilweise aufgelöst, dafür gab es viel Körperkontakt. Kurz darauf blieb Dominik Pedro am Boden liegen, das Spiel wird jedoch fortgesetzt. Christoph Ormos konnte sich nur noch mit einem taktischen Foul helfen (78.). Dann wurde es richtig hektisch. Dominik Pedro, inzwischen auf Linksaußen gewechselt, setzte sich gegen zwei Sindelfinger durch, Roberto Klug wehrte den Ball, der auf dessen Kopf zuflog, mit der Hand ab. Schiri Faißt zeigte sofort auf den Punkt. Luka Silic verwandelte souverän zum 4:3.

Dann überschlugen sich die Ereignisse. Bubacarr Sanyang schoss nach schöner Vorarbeit von Pedro aus drei Metern am Tor vorbei (88.). Dann kassierten Luka Kravoscanec und Roberto Klug in der 90. Minute die Gelb-Rote Karte. Florian Feigl hatte die Chance zum Ausgleich, doch Müller klärte. Eine Minute später sah Sanyang nach einem Schubser gegen Frederick Mohr, der ihn zuvor gefoult hatte, die Rote Karte. Ein unrühmlicher Schlusspunkt unter ein unterhaltsames Derby. Das trübt das Nagolder Happy-End.

Trainerstimmen: Armin Redzepagic, VfL Nagold: "Das war ein tolles Derby. Für die Zuschauer war sicherlich alles dabei, was sie sich wünschen. Für uns Trainer war es jedoch eine Katastrophe. Wir haben unheimlich viel Arbeit investiert. Jetzt haben wir 20 Punkte. Das ist okay."

Elvir Adrovic VfL Sindelfingen: "Kein Vorwurf an die Mannschaft, sie hat eine ansteigende Form gezeigt. Wir haben bewiesen, dass wir mit allen mithalten können. Wir waren in Nagold wie schon im Hinspiel die bessere Mannschaft. Wir haben eine schöne Serie hingelegt. Die Spiele davor und jetzt danach haben wir auch guten Fußball gespielt."

Mannschaften: VfL Nagold: Matthias Müller; Fabian Mücke, Luka Silic, Nicolai Brugger, Dominik Pedro (92. Ali Karsli), Marco Quiskamp (67. Bubacarr Sanyang), Christoph Ormos, Elias Bürkle (81. Marc Bühler), Luka Kravoscanec, Chris Wolfer.

VfL Sindelfingen: David Kocyba; Noah Sautter, Roberto Klug, Raphael Molitor (80. Martin Frick), Armin Zukic, Florian Feigl, Alexander Wetsch, Pablo Perez (68. Niko Klein), Daniel Kniesel, Oliver Glotzmann, Frederick Mohr.

Tore: 0:1 (5.) Oliver Klotzmann; 1:1 (14.) Berk Özhan; 2:1 (32.) Chris Wolfer; 2:2 (47.) Oliver Glotzmann; 2:3 (49.) Oliver Glotzmann; 3:3 (73.) Elias Bürkle, 4:3 (84.) Luka Silic (Elfmeter).

Besondere Vorkommnisse: Gelb-Rot Luka Kravoscanec (90./Nagold) und Roberto Klug (90./Sindelfingen). Rote Karte Bubacarr Sanyang (90.+2/Nagold).