Einer wird gewinnen: VfB-Präsidentschaftskandidaten Claus Vogt (links) und Christian Riethmüller Foto: Murat Foto: Schwarzwälder Bote

Fußball: Mit der Wahl des neuen Präsidenten soll sich beim VfB vieles zum Guten wenden. 

An diesem Sonntag wählen die Mitglieder des Fußball-Zweitligisten VfB Stuttgart einen neuen Präsidenten. Danach soll Ruhe einkehren. Ein frommer Wunsch am dritten Advent.

Am Sonntag kürt die außerordentliche Mitgliederversammlung in der Stuttgarter Schleyerhalle einen neuen Vereinspräsidenten, von dem sich die weiß-rote Glaubensgemeinschaft viel erhofft: Maximale Unabhängigkeit von den etablierten VfB-Seilschaften, den hartnäckigen Willen zu strukturellen und personellen Reformen, größtmögliche Transparenz im strategischen Handeln, glaubhafte Kooperationsbereitschaft im Hinblick auf die 72 000 Mitglieder und überzeugende Antworten darauf, wie der taumelnde Traditionsklub zurück zu alter Größe findet. Und als künftiger Aufsichtsratsvorsitzender schaut der neue große Manitu den Brüdern von der AG natürlich mit Adleraugen auf die Finger.

Man könnte meinen, der VfB sucht den nächsten Bundeskanzler. Dabei amtiert der neue Vereinschef vorerst nur bis zum Herbst 2020. Dann läuft die Amtszeit des in diesem Sommer zurückgetretenen Wolfgang Dietrich offiziell ab.

Claus Vogt räuspert sich und sagt: "Puuh." Dann macht der Böblinger Unternehmer (Gebäudemanagement) – je nach Adrenalinstand auf seinem inneren Tacho – die eine oder andere Zusage auf seiner Wahlkampf-Tournee durch die Fanklubs und Vereinsgliederungen. Unterstützt vom ehemaligen VfB-Amateurcoach Rainer Adrion, Wutredner auf der chaotischen Mitgliederversammlung im Juli und designierter Aufsichtsrat in der AG. Ausgestattet wohlweislich mit dem Signum gehobener Sportkompetenz. Auch an Vogts Seite: Edin Rahic, Geschäftsführer, Ende 2018 beim englischen Zweitligisten Bradford City entlassen.

Ein stattlicher Tross, der unter den umworbenen Mitgliedern bisweilen für Argwohn sorgt: "Vogt kommt mit der fetten Karre, tritt dann auf wie ein alter Bekannter, als zähle er fest zum Establishment beim VfB Stuttgart", sagt der Vorsitzende eines Fanklubs, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. "Riethmüller eiert mit seinem VW-Bus um die Ecke und vermittelt den Eindruck, als sei er einer von uns. Manchmal agiert er aber bei aller Leidenschaft etwas unglücklich in seiner Wortwahl."

Treten Vogt und Christian Riethmüller zusammen auf, unterscheiden sie sich inhaltlich wenig. Beide wollen eher keinen zweiten Investor wie den Sportvermarkter Lagardère, der dem VfB dem Vernehmen nach zwar 45 Millionen für rund 12 Prozent der AG-Anteile überweisen würde, dafür aber in der Marketing-GmbH ein gewichtiges Wörtchen mitreden möchte. Ein Pool aus regionalen Mittelständlern soll an Lagardères Stelle treten.

Einig sind sich die beiden auch in ihrer Einschätzung, dass es einen Kulturwandel braucht im Staate VfB. Neue Köpfe, frische Ideen, mehr Mitspracherechte für die Mitglieder und Fans.

Prognosen will der Fanklub-Vorsitzende nicht abgeben. "Das Rennen ist immer noch offen. Es kommt womöglich darauf an, wer in seiner Rede am Wahltag die Befindlichkeit der Fans am besten trifft."