Oberliga: VfB II und die Kickers stehen in der Aufstiegspflicht, doch auch der FC 08 wird stark eingeschätzt.
Noch genau eine Woche, dann beginnt die Oberliga-Saison 2019/20. Der FC 08 Villingen, der Tabellenachte der vergangenen Runde, startet dann in Göppingen. Für zwei Mannschaften zählt nur der Aufstieg. Dies meint nicht nur der Coach des ersten 08-Gegners.
"Für Regionalliga-Absteiger VfB Stuttgart und die Stuttgarter Kickers ist der Aufstieg ja praktisch ein Muss", sieht Gianni Coveli die beiden Landeshauptstadt-Teams unter Zugzwang. Doch der Göppinger, der mit seinem Team zum vierten Mal in Folge die 50-Punkte-Marke übertreffen will, hat noch andere Favoriten auf seiner Liste. "Villingen, Bissingen oder Ravensburg schätze ich auch als sehr stark ein. Überhaupt ist die Oberliga BW im Vergleich zur Vorsaison noch besser besetzt. Dies liegt an den guten Aufsteigern, die teilweise auch über große finanzielle Möglichkeiten verfügen", sieht Coveli den 1. FC Rielasingen-Arlen, den Freiburger FC, die Sportfreunde aus Dorfmerkingen und den SV Sandhausen II als echte Bereicherung für die fünfthöchste Klasse Deutschlands an.
Während sich die Reserve des VfB Stuttgart mit Marcel Sökler den Oberliga-Torschützenkönig vom SGV Freiberg geschnappt hat, setzen die Kickers um Neu-Coach Ramon Gehrmann – zuvor ebenfalls in Freiberg – auf den Ex-Nullachter Cristian Gilés, der zuletzt seine Tore für den SSV Reutlingen erzielte. Klar – auch in Reutlingen, Bissingen, Nöttingen oder Pforzheim sind die Erwartungen groß. Doch Ansprüche sind schnell gestellt, die Realität auf dem Platz sah bei einigen ambitionierten Teams in der Vergangenheit oft anders aus.
Dies weiß auch Ralf Eckert, der Coach des FFC. "Gefühlt haben zwei Drittel aller Mannschaften das Ziel, oben anzuklopfen", ist der langjährige Trainer der Freiburger schon jetzt gespannt, welche Teams mit großen Ambitionen am Ende doch "nur" im Tabellenmittelfeld landen – oder sogar gegen den Abstieg kämpfen. Klar – für die Breisgauer geht es vor allem darum, die Oberliga zu erhalten. Aber auf ihre Art und Weise. "Wir sind gespannt, wie wir die große Lücke in Sachen Budget auf dem Rasen mit unseren fußballerischen Mitteln verkleinern können", sieht Eckert den FFC in Sachen Finanzen und Infrastruktur zwar als Oberliga-Underdog an, nicht aber in Sachen "Ballgefühl". "Wir freuen uns einfach riesig, dass wir gegen so viele starke Teams unser Können zeigen dürfen. Wir werden uns nicht verstecken", fiebert Eckert schon dem Auftaktspiel gegen Pforzheim entgegen.
Für den anderen südbadischen Aufsteiger, den 1. FC Rielasingen-Arlen, beginnt das Abenteuer Oberliga mit einem Heimspiel gegen Ilshofen. Und die Vorfreude des Verbandsliga-Meisters ist riesig. "Die ganze Region ist heiß auf den Auftakt", sagt Coach Michael Schilling. Auch der Coach des Villinger Gegners im jüngsten SBFV-Cup-Finale sieht die beiden Stuttgarter Teams in der Pflicht, die angestrebte Rückkehr in die Regionalliga zu schaffen. "Der VfB und die Kickers haben schon großen Druck. Aber auch viele andere Teams wollen unbedingt ganz vorne mitspielen", denkt Schilling an die Mannschaften aus Bissingen, Villingen oder Freiberg. "Die Liga ist unglaublich stark besetzt. Aber wir haben da keinen Druck, können befreit aufspielen", zählt der Rielasinger Trainer auch wieder auf Torjäger Nedzad Plavci. "Er ist sehr gut drauf", setzt Schilling auf die Tore des Ex-Nullachters.
Bei den Kickers soll mit Cristian Gilés ebenfalls ein ehemaliger Villinger für viele Erfolgserlebnisse sorgen. "Cristian liebt es, Tore zu schießen. Dazu passt unsere offensive Ausrichtung", hofft Ramon Gehrmann, dass der Spanier voll bei den Kickers einschlägt. Natürlich weiß der Ex-Coach des SGV Freiberg, dass unterhalb des Fernsehturms die Erwartungen groß sind. "Aber das Wort ›Druck‹ habe ich als Fußball-Trainer aus meinem Vokabular genommen. Jeder Coach kennt die Ziele seines Vereins, muss damit positiv umgehen", betont der neue Übungsleiter der Kickers. Gehrmann sieht übrigens den VfB Stuttgart II als den absoluten Top-Favoriten an. "Dort gibt es ganz andere Möglichkeiten", verweist der Kickers-Coach auf den Kader der Zweitliga-Reserve. "Dort spielen sehr viele Spieler aus dem vorherigen A-Jugend-Jahrgang, der praktisch in seiner Klasse die beste Mannschaft in Deutschland war. Dazu kommen einige erfahrene Spieler, eine U21 ist das nicht wirklich mehr", denkt Gehrmann besonders an die Verpflichtung seines Ex-Schützlings Marcel Sökler. "Wenn die Summe stimmt, für die Marcel Sökler angeblich zum VfB gewechselt ist, dann ist dies unglaublich für die Oberliga." Insgesamt sieht Gehrmann aber zehn Teams, darunter den FC 08, die in der vielleicht besten Oberliga BW aller Zeiten um die Aufstiegsplätze mitspielen könnten.
