Fritz Keller ist seit September 2019 Präsident des Deutschen Fußball-Bundes – seitdem ist er vor allem als Krisenmanager gefragt. Foto: Dedert

Fußball: Steuer-Affäre belastet Verband. Präsident Fritz Keller steht vor einer Herkulesaufgabe.

Der DFB plagt sich seit einigen Jahren mit etlichen Problemen. Immer wieder wird der Verband durch Affären erschüttert. Präsident Keller steht bei den Aufräumarbeiten vor einer Herkulesaufgabe.

Die Pokale in den Vitrinen im Foyer der DFB-Zentrale zeugen von einer glorreichen Vergangenheit. Doch 2020 ähnelt der Deutsche Fußball-Bund eher der Großbaustelle am Frankfurter Stadtwald, wo derzeit die neue Akademie entsteht. Der von einer Steueraffäre erschütterte Verband muss wieder einmal Altlasten wegräumen.

"Haus in Flammen", wie die "Frankfurter Rundschau" nach der Groß-Razzia wegen des Verdachts der schweren Steuerhinterziehung titelte, statt letztes Lagerfeuer der Gesellschaft. Sommermärchen-Affäre, Führungskrisen, sportliche Probleme, finanzielle Einbußen: Die fetten Jahre in der Otto-Fleck-Schneise sind vorbei. DFB-Boss Fritz Keller ist momentan mehr als Krisenmanager denn Erneuerer gefragt. Doch kann er die massiven Probleme des Verbandes lösen? Der 63-Jährige ist zwar erfolgreicher Unternehmer, als Funktionär eines klüngelhaften Verbandes verfügt er jedoch über keine Erfahrungen. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt wirft sechs ehemaligen und aktuellen DFB-Funktionären vor, Erlöse aus der Bandenwerbung bei den Heimländerspielen der Nationalmannschaft "bewusst unrichtig als Einnahmen aus der Vermögensverwaltung erklärt zu haben". Damit sei der DFB einer Besteuerung in Höhe von etwa 4,7 Millionen Euro entgangen.

DFB-Führung wusste bereits 2013 von der Steuer-Problematik

Der Verband war sich dieser Problematik schon lange bewusst. Nach Informationen des "Spiegel" soll der Steuerfachmann des DFB bereits 2013 die damalige Führungsriege um Präsident Wolfgang Niersbach gewarnt haben, dass die Behörden deswegen Ärger machten. Der DFB blieb bei seinem Steuermodell – legte aber 2017 zur Sicherheit 20 Millionen Euro für eventuelle Steuernachzahlungen zurück. Eine wahrscheinliche Strafe wird den finanziell gesunden Verband nicht erschüttern, schmerzhaft wäre sie in der aktuellen Lage trotzdem. "Extreme Sparsamkeit ist das Gebot der Stunde", hatte Schatzmeister Osnabrügge bei der Vorstellung des Finanzberichts 2019 erklärt.

Kein Wunder, werden doch die Erlöse aus dem Spielbetrieb der DFB-Auswahl in diesem Jahr deutlich geringer ausfallen. Erst spielte das Team acht Monate lang gar nicht, dann vor leeren Rängen oder nur wenigen Fans wie beim 3:3 gegen die Türkei in Köln. Dagmar Freitag, Sportausschuss-Vorsitzende im Bundestag, rechnet durch die Steuer-Affäre mit weiteren Problemen beim DFB. Laut Freitag habe es in der Vergangenheit "mehr als nur ein Versäumnis in der Zentrale in Frankfurt gegeben". Die "Süddeutsche Zeitung" rechnet mit einem heißen Herbst: "Die Dimension der neuesten Razzia lässt vermuten, dass mehr kommen wird."