Am 15. Dezember entscheiden die VfB-Mitglieder, ob Claus Vogt Präsident des Vereins wird. Foto: FC PlayFair Foto: Schwarzwälder Bote

VfB Stuttgart: Claus Vogt, einer von zwei Kandidaten für das Präsidentenamt, spricht im Interview über seine Ziele und Ideen

Die Mitglieder des VfB Stuttgart wählen am 15. Dezember bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ihren neuen Vereinspräsidenten. Einer der beiden zur Wahl stehenden Kandidaten ist der Unternehmer Claus Vogt. Mit ihm haben wir uns über strategische Investoren, "dunkelrote" Kompetenzteams und sein Engagement für den Fußball unterhalten.

Herr Vogt, warum wollen Sie Präsident des VfB werden?

Die Liebe zum VfB ist mir in die Wiege gelegt worden, bin quasi in den Verein hineingewachsen. Ich bin schon in der vierten Generation VfB-Fan und Mitglied und ich denke, ich bringe die richtigen Voraussetzungen für das Amt mit.

Was macht Sie denn zum geeigneten Kandidaten?

Ich denke, ich zeichne mich durch meine Vielfalt aus. Ich habe als Unternehmer bewiesen, eine Firma erfolgreich zu leiten. Ich bin seit Jahren Mitglied im Ausschuss für Vereinsentwicklung des VfB und ich setze mich mit dem FC PlayFair ehrenamtlich bundesweit für den Fußball ein. Dieser Mix ist meine große Stärke.

Und was sehen Sie als Aufgaben des VfB-Präsidenten?

Der Präsident muss eine Art Klammer sein und als Bindeglied zwischen AG und dem Verein agieren. Als Kommunikator und Moderator muss man immer beide Seiten vertreten. Aber ganz wichtig ist: Nicht der Präsident – oder Claus Vogt – steht im Mittelpunkt, sondern der VfB. Ebenfalls entscheidend wird es auch sein, die Erwartungshaltung zu managen. Wir spielen gerade in der zweiten Liga und trotzdem wird im Umfeld teilweise noch von der Champions League gesprochen. Das ist realitätsfern. Das einzige, was gerade wirklich Champions-League-tauglich ist, sind die Fans, die immer das Stadion füllen.

Sollten die gewählt werden, was wollen Sie dann angehen und bewegen?

Das muss man getrennt betrachten. Wenn wir auf die Vereinsseite schauen, ist mir der Breitensport besonders wichtig. Ich könnte mir vorstellen, dass wir eine Frauenfußball-Abteilung aufbauen. Und auch im E-Sport sollte es eine Amateurabteilung geben. Den Aufbau einer Fanabteilung nach dem Vorbild von Mainz 05 finde ich ebenfalls interessant.

Wie soll das umgesetzt werden?

Eine Idee ist das Social Sponsoring. Das heißt, die Sponsoren des Profibereichs geben ein Prozent an den Amateurbereich ab. Ich denke, da wird sich kaum einer querstellen. Ganz klar ist aber, dass die ehrenamtliche Arbeit wertgeschätzt werden muss, auf welchen Wegen auch immer. Zudem glaube ich, dass wir Kompetenzteams aufbauen sollten. Interne und externe "Dunkelrote" sollten wir reinholen. Diese können dann den Verantwortlichen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das gilt natürlich nicht nur für den e.V. sondern auch für die AG. Der VfB sollte ein großes Team, quasi eine Familie werden. Klar ist aber auch: Das geht nicht von heute auf morgen. Nur weil jetzt ein neuer Mann als Präsident kommt, wird sich die Welt beim VfB nicht sofort ändern.

Sie sprechen die AG an. Wie stehen Sie zur Idee eines zweiten Ankerinvestors?

Grundsätzlich muss ich sagen, dass mich die Bezeichnung etwas stört. Der wichtigste Ankerinvestor ist für mich der eingetragene Verein, weil der gerade 88 Prozent hält. Daneben ist Daimler unser wichtigster strategischer Partner. Ich könnte mir vorstellen, dass wir dazu noch ein Cluster aus einigen schwäbischen Mittelstandsunternehmen für den VfB gewinnen könnten. Es muss ja nicht nur ein großes Unternehmen sein. Wir sollten uns Gedanken machen, welche Branchen passen und das dann angehen. Das wäre so auch ein Bekenntnis des VfB zum Mittelstand der Region.

Als eine ihrer großen Vorteile nennen Sie selbst den FC PlayFair. Was macht der Verein eigentlich?

Wir führen Projekte durch, die die Fans bewegen. Soll heißen: Wir setzen uns für Fans ein, egal um was es geht: Anstoßzeiten, Montagsspiele, Mitbestimmung.

Wie sieht das konkret aus?

Ein gutes Beispiel ist der Auslöser, der bei mir zur Vereinsgründung geführt hat. Vor rund drei Jahren hatte der VfB ein Auswärtsspiel bei Werder Bremen. Das war eines der Montagabendabendspiele. Und ich konnte nicht hin, weil ich am nächsten Tag, wie viele andere auch, arbeiten musste. Das hat mich geärgert und ich habe bemerkt, dass es vielen anderen auch so geht. Da haben wir dann eine wissenschaftliche Umfrage gestartet und wollten von den Fans wissen, was sie tatsächlich denken und was sie bewegt. Mit den Ergebnissen sind wir dann an die Verbände herangetreten. Dadurch habe ich mir in den vergangenen Jahren ein hervorragendes Netzwerk aufgebaut.

Außer von Ihrem Netzwerk, wie könnte der Verein sonst noch von Ihren Erfahrung mit Playfair profitieren?

Ich könnte mir auch vorstellen, die Herangehensweise des FC PlayFair auch beim VfB anzugehen. Wir befragen die Mitglieder und setzen deren Wünsche und Ideen dann tatsächlich auch um.  Die Fragen stellte Michael Oehler.