"Staffelübergabe": Symbolisch überreicht der langjährige Sportredakteur Arno Schade seiner Nachfolgerin Sandra Hennig eine Ausgabe des Schwarzwälder Boten. Hennig wird ab sofort exakt an Schades Arbeitsplatz in Freudenstadt die Sportberichterstattung fortführen. Schade hinterlässt ihr eine gut bestellte Redaktion. Foto: Schwark Foto: Schwarzwälder Bote

Hauspost: Seit 1989 leitete Arno Schade die Lokalsportredaktion Freudenstadt des Schwarzwälder Boten / Ruhestand in Pfälzer Heimat

30 Jahre in Diensten des Schwarzwälder Boten: Der Lokalsportredakteur für den Landkreis Freudenstadt, Arno Schade, ist seit heute in den Ruhestand gewechselt. Was er während seiner Karriere erlebt hat und was er nun vorhat, wollten seine Sportredakteurskollegen von ihm wissen.

Michael Stock (Horb): Arno, hast Du Dich schon erkundigt, ob Dein Pfälzer Zeitungsausträger Dir auch den Schwarzwälder Boten bringen würde?

Arno Schade: Das ist zum Glück nicht nötig, denn schließlich gibt es das ePaper!

Das heißt, Du verfolgst weiter das hiesige Geschehen?

Auf jeden Fall werde ich aus der Ferne beobachten, was meine Kollegen so machen und was sportlich im Kreis los ist. Bestimmt nicht jeden Tag, aber ich werde immer mal reinschauen. Vor allem jetzt am Anfang, es ist ja noch mitten in der Saison.

Peter Flaig (Oberndorf) : Als Pressesprecher des Deutschen Behindertensportverbands warst Du in den 90er-Jahren eine Art Pionier im Kampf um die Anerkennung der Leistungen behinderter Sportler. Heute haben die Paralympics einen ganz anderen Stellenwert als damals. Haben gehandicapte Sportler heute die Anerkennung und Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt?

Seit meiner ersten Teilnahme an Paralympics in Lillehammer hat sich in Sachen Berichterstattung schon sehr viel getan. Damals wurde diese Veranstaltung in Deutschland mit einem halbstündigen Bericht in der Sendung von "Aktion Sorgenkind" abgespeist, und auch viele Kollegen in den Sportredaktionen hatten Berührungsängste mit dem Sport der Behinderten.

Heute gibt es von den Paralympics Livesendungen und die Para-Sportler sind im ZDF-Sportstudio angekommen, wie wir es 1994 in einem von den Sportlern initiierten Manifest auch gefordert hatten. Die Berichterstattung zwischen den Paralympics, etwa von Weltcups oder internationalen Meisterschaften, ist aber noch ausbaufähig.

Du hast selber als unermüdlicher Kämpfer für die paralympischen Sportler einen gehörigen Anteil an diesen Fortschritten. Wie bist Du in "Amt und Würden" als DBS-Pressesprecher gekommen?

Der erste Kontakt zum Deutschen Behindertensportverband ist über den damals weltbesten Sehbehinderten-Skilangläufer Frank Höfle zustande gekommen, der damals noch für die VSG Mitteltal-Obertal gestartet ist und abseits der Loipen auch einer der Vorkämpfer für eine Professionalisierung des Para-Sports war. Leider hat es mit meiner geplanten Tätigkeit als Pressesprecher bei den Paralympics 1992 in Albertville dann erst einmal nicht geklappt. Richtig eingestiegen bin ich dadurch nach den Europameisterschaften Ski nordisch 1993 in Mitteltal-Obertal, die vor allem vom Zuschauerzuspruch her ebenso wie die zehn Jahre dort stattgefundenen Weltmeisterschaften ein riesengroßer Erfolg waren.

Michael Stark (Calw): Wenn Du an besondere sportliche Highlights denkst, welche fallen Dir spontan ein?

Ganz vorne stehen für mich die Paralympicsiege von Andrea Rothfuss und Tobias Graf; zwei Athleten, die ich von Beginn ihrer Laufbahn an begleiten durfte. Im Kreis Freudenstadt zum einen die EM und WM Ski nordisch im Para-Sport. Dazu aber auch das ATP-Tennis-Turnier Black Forest Open und das Damen-Weltranglistenturnier beim TC Bildechingen. Und im Fußballbereich die Trainingslager der französischen und südafrikanischen Nationalmannschaft im Vorfeld der EM 1996 und WM 1998 mit dem offiziellen Länderspiel Südafrika gegen Island in Baiersbronn, bei dem ich auch als Stadionsprecher tätig war.

Gut in Erinnerung bleiben mir auch viele Wettbewerbe und das Treffen mit interessanten Sportlern am Ruhestein, etwa die ersten großen Continental-Skispringen der Frauen. Und bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona und 2012 in London das Mitverfolgen vor Ort der Auftritte der Sportgymnastin Christiane Klumpp und des Vielseitigkeitsreiters Michael Jung. Sehr gefreut hat mich aber auch, wie sich zunächst vielleicht unterschätzte Sportler wie Andreas Katz oder Petra Lammert mit viel Willen sogar in die internationale Spitze gekämpft haben.

Wirst Du ab und zu privat in den Schwarzwald zurückkommen? Immerhin hat Freudenstadt Dein Leben geprägt.

Ich befürchte, viele Möglichkeiten zu einem Besuch wird es in den nächsten Jahren nicht geben, denn ich habe privat doch noch einiges vor, und es liegen schon einige Kilometer zwischen meinem Wohnort in der Pfalz und Freudenstadt. Gelegentlich werde ich mich aber schon noch sehen lassen.

Welche Ratschläge kannst Du  aus Deiner langen Erfahrung jüngeren Kollegen geben?

Grundsätzlich sollte jeder seinen eigenen Weg gehen. Als wichtig habe ich es aber immer betrachtet, fachlich fundiert zu berichten und notwendige Kritik immer sachlich und nie persönlich verletzend zu formulieren.

Michael Bundesmann und Gunter Wiedemann (Villingen): Wie siehst Du den Niedergang Deines geliebten 1. FC Kaiserslautern? Wirst Du nun vermehrt in der Dritten Liga die Spiele besuchen?

Ein bitteres Kapitel Fußballgeschichte mit einer negativen sportlichen Entwicklung, die sowohl stark auf eigene große Fehler, vor allem nach der letzten deutschen Meisterschaft 1998, aber auch auf generelle Tendenzen im Fußball zurückzuführen ist. Geld schießt eben doch Tore, wie mittlerweile auch Otto Rehhagel zugeben muss, und inzwischen ist meiner Meinung nach viel zu viel Geld im Spiel. Dazu macht sich die aus meiner Sicht noch fatalere Entwicklung breit, dass auch die talentiertesten Jugendspieler schon frühzeitig zu großen Vereinen wechseln und dort teilweise versauern.

Dennoch hoffe ich, dass der FCK noch die Kurve bekommt und ich spätestens in der übernächsten Saison zumindest Zweitliga-Spiele live auf dem "Betze" verfolgen kann. Dann auch nicht mehr auf der Pressetribüne, sondern wie in meiner Jugend im "Westen".

Kevin Schuon (Nagold): In den 30 Jahren blickst Du bestimmt auf viele schöne Momente zurück. Aber gibt es auch ein Ereignis oder Spiel, das Dir sofort einfällt, an das Du Dich überhaupt nicht gerne erinnerst oder bei dem alles schiefgelaufen ist?

Ich habe sicherlich in meiner beruflichen Laufbahn etliche Fehler gemacht, und jeder war einer zuviel – aber an eine ganz schlimme Panne kann ich mich nicht erinnern. Tiefpunkte meiner Zeit beim Schwarzwälder Boten waren aber sicherlich die beiden "Dopingfälle", mit denen ich mich leider befassen musste – und dabei vor allem der Fall Thomas Oelsner bei den Paralympics in Salt Lake City. Dies deshalb, weil er so absolut unerwartet gekommen war und die bittere Nachricht einer positiven Probe spätnachts in bis dahin aus deutscher Sicht beinahe perfekt verlaufene Spiele geplatzt ist. Ich bleibe aber nach wie vor dabei: Sowohl bei ihm als auch beim Leichtathleten Benedikt Karus gehe ich sowohl wegen der Umstände als auch in Kenntnis der jeweiligen Person von der Unschuld beider Sportler aus.

Tim Geideck (Calw): Die Schiedsrichter klagen Jahr für Jahr über Personalmangel und verkünden jede Saison einen neuen Negativrekord. Wann begann dieser Abwärtstrend, und wo wird er enden? Steht einmal wirklich der Spielbetrieb auf der Kippe?

Klagen über fehlende Schiedsrichter haben mich leider über meine gesamte berufliche Laufbahn begleitet; also schon seit 40 Jahren. Der Abwärtstrend hat sich in den letzten Jahren allerdings weiter verstärkt, und ich befürchte, das wird auch so weitergehen. Und es wird vermutlich noch mehr Auswirkungen auf den Spielbetrieb – vor allem im Jugendbereich – haben, obwohl gerade dort gute Schiedsrichter, ebenfalls angesichts einiger problematischer gesellschaftlicher Entwicklungen, dringend notwendig wären.

Thomas Hauschel (Balingen): Wie bist Du als Pfälzer mit dem schwäbischen Dialekt in Deiner Anfangszeit beim Schwarzwälder Boten zurechtgekommen?

Ehrlich gesagt habe ich mich immer eher gefragt, wie die Schwaben mit meinem Dialekt zurechtkommen. Wie umgekehrt auch hat es aber eigentlich nie Probleme gegeben. Allerdings mit einer Ausnahme aus der Anfangszeit, als ich bei einem Interview mit einem Kraftsportler aus dem Rottenburger Raum tatsächlich beinahe einen Dolmetscher gebraucht hätte.

Jürgen Schleeh (Rottweil): War es für Dich als Pfälzer ein Kulturschock, als Du in den dunklen Schwarzwald umgesiedelt bist? Was hat Dir das Einleben erleichtert?

Einen kleinen Kulturschock habe ich tatsächlich kurz nach meinem beruflichen Start in Freudenstadt erlebt, als ich nach einem Sonntagsdienst erstmals das Stadtfest besuchen und etwas essen und trinken wollte. Dann waren aber zu meiner großen Überraschung schon kurz nach 20 Uhr der Marktplatz bereits wie leergefegt und die Kehrmaschinen unterwegs. Für mich unvorstellbar, denn um diese Zeit gehen in der Pfalz die Weinfeste erst richtig los, wovon sich Kollegen bei Besuchen später gerne überzeugen konnten. Das Einleben erleichtert haben mir die schnell geknüpften Kontakte zu Sportlern und Trainern, die ich anfangs hauptsächlich im Freudenstädter "Dobel" kennengelernt habe.

Nach so langer Zeit in Schwaben wird es sicher Einflüsse geben, die man in Deiner Pfälzer Heimat an Dir feststellen wird. Wird die Eingliederung deshalb einfach vonstatten gehen?

Da habe ich keine Sorgen, denn ich war ja nie so richtig weg, und die Kehrwoche muss ich zu Hause auch nicht erst einführen.

Ulrich Mußler (Balingen): Was zeichnet den besten Saumagen aus?

Die erfolgreiche Suche nach dem besten Metzger. Und immer auch die Scheiben in der Pfanne anbraten! Dazu einen guten Pfälzer Riesling.

Michael Haas (Oberndorf): Was wirst Du nach Deinem Abschied vom Schwarzwälder Boten am stärksten vermissen – abgesehen von den netten Kollegen natürlich?

Die Interviews mit glücklichen Sportlern nach deren Erfolgen, auch wenn einige Gespräche nach Misserfolgen oder weniger gutem Abschneiden sogar interessanter waren. Und dann natürlich die Schwarzwälder Kirschtorte aus dem Café Müller.

Sandra Hennig (Freudenstadt): Wenn Du Dir drei Dinge für den Sport im Kreis Freudenstadt für die kommenden Jahre wünschen dürftest, welche wären das?

Zum einen, dass sich möglichst viele ehrenamtliche Mitarbeiter in den Vereinen finden, damit die wichtige Arbeit im Sport an der Basis und mit der Jugend weitergehen kann. Zum anderen, dass ihr Einsatz durch den Besuch von Veranstaltungen und Wettkämpfen auch von der Öffentlichkeit belohnt wird. Und drittens, dass auch die Politik diese Arbeit entsprechend anerkennt und in vielleicht finanziell wieder etwas schwierigeren Zeiten weiter die Unterstützung leistet, wie das im Kreis Freudenstadt zumindest über weite Strecken in den letzten Jahren üblich war.