Landesliga: "FC Holzhausen-Express" teils nicht zu stoppen. Andererseits überraschende Niederlagen gegen Aufsteiger.
Mit Blick auf die Halbzeittabelle der Landesliga Staffel 3 verwundert schon, dass der Trainer des an vielversprechender dritter Stelle und in Schlagdistanz zum Spitzenduo liegenden FC Holzhausen dem bisherigen Saisonverlauf seiner Mannschaft zunächst nur die Schulnote 3 zu vergeben bereit ist.
Immerhin hat das Team von Onur Hepkeskin in den 15 Spielen der Vorrunde die gleichen 34 Punkte gesammelt wie bei der Aufholjagd in der zweiten Hälfte der Vorsaison nach einer verkorksten Hinrunde. Dazu stellt der FC Holzhausen aktuell mit 58 Treffern die beste Offensive der Liga und steht mit 22 Gegentoren nur unwesentlich schlechter da als die beiden an der Spitze liegenden Meisterschaftskonkurrenten VfL Pfullingen (19) und SV Böblingen (21). Der Verbandsliga-Absteiger nutzte dabei am letzten Wochenende die Gunst der Stunde und des vorgezogenen Spiels in Mühlen zum Ausbau seiner Führung in der Winterpause mit drei Punkten gegenüber Böblingen und sechs Zähler auf den FC Holzhausen.
Startniederlage auch der Ferienzeit geschuldet
"Ganz zufrieden kann ich bisher nicht sein", sagt angesichts dieser Ausgangslage und des im Verein mittlerweile klar formulierten Aufstiegsziels Trainer Onur Hepkeskin. Vor allem unnötige Punktverluste wurmen den Trainer, wobei er die ernüchternde Niederlage zum Saisonauftakt gegen Böblingen auch auf die ungünstigen Umstände in der Urlaubszeit zurückführt. Fitnessrückstände und Eingewöhnungsprobleme der wieder recht zahlreichen Neuzugänge machten sich beim 1:4 deutlich bemerkbar. Gut, dass mit der Rückkehr von Hepkeskin an die Seitenlinie sofort mit einem deutlichen Sieg in Ofterdingen die Wende zum Besseren eingeleitet werden konnte, dem bis zur Winterpause noch weitere zehn folgen sollten.
Und wenn der FCH-Express dann einmal rollt, dann wird es für jede Abwehr der Liga ganz schwer. Diese Erfahrung mussten vor allem die beiden Aufsteiger SG Ahldorf-Mühlen und FV 08 Rottweil bei den jeweiligen 8:1-Kantersiegen machen. Die SpVgg Holzgerlingen kam beim 7:0 ähnlich hoch unter die Räder und den ansonsten schwer zu schlagenden FC Gärtringen fertigte man mit 6:0 ab. Nicht zuletzt auch ein Verdienst von Torjäger Janik Michel, der mit seinen 26 Treffern auf Rekordkurs liegt, aber mit dem Pfullinger Dominik Früh (23) auch noch einen hartnäckigen Rivalen im Nacken weiß. Mit zehn Toren in der internen Torschützenliste auf Platz zwei vor Marc Wissmann (7) und Domenico Mosca (5) liegt Dominik Bentele. Bei einem seiner stärksten Auftritte in dieser Saison hätte Bentele mit seinem letzen Treffer des Jahres in Böblingen fast für einen eminent wichtigen Dreier gesorgt, ehe die Gastgeber in der Schlussminute noch den glücklichen Ausgleich schafften und ihr Drei-Punkte-Polster unter den Weihnachtsbaum mitnehmen konnten.
Von den beiden Titelkonkurrenten schätzt Onur Hepkeskin ohnehin den VfL Pfullingen als den stärkeren ein: "Das war in der Vorrunde unser bester Gegner und das 2:2-Unentschieden dort für uns glücklich." Unglücklich gelaufen seien dagegen die Spiele bei den beiden weiteren Niederlagen gegen die Aufsteiger TV Darmsheim (1:5) und SSC Tübingen (1:2), wobei der Trainer auch auf das Fehlen wichtiger Spieler in einigen Partien verweist. "Es war nicht einfach zu improvisieren, wenn der Stammtorwart sechs Wochen fehlt. Und zuletzt hat sich der längerfristige Ausfall von Roland Hoch in der Abwehrzentrale doch deutlich bemerkbar gemacht. Er ist bei uns nicht einfach so zu ersetzen", hofft Hepkeskin, dass Hoch in der entscheidende Saisonphase wieder im Vollbesitz seiner Kräfte sein wird. Gleiches gilt auch für den im defensiven Mittelfeld an der Seite von Patrick Detta mittlerweile zur Stammkraft und einem absoluten Leistungsträger aufgestiegenen Domenico Mosca.
Gerade die Besetzung der Zentrale hat sich gegenüber der Vorsaison geändert, in der Apostol Muzac nur noch als Ergänzungsspieler eine Rolle spielt. In den letzten Wochen wieder zu mehr Einsatzminuten gekommen ist der lange verletzt ausgefallene Routinier Ilie Iordache, der dabei aber noch nicht an seine früheren starken Leistungen anknüpfen konnte. Das soll sich im Jahr 2019 ändern, wenn der Rumäne Vorbereitung komplett mitmachen kann, "und er braucht weiter dringend Spielpraxis", so sein Trainer.
Zeit will Onur Hepkeskin auch noch einigen der neuen Spieler einräumen, die bis jetzt den Durchbruch in die Stammmannschaft nicht geschafft haben. Zu den Gewinnern der Vorrunde zählt neben Patrick Detta und dem in vorderester Front sehr einsatzfreudigen, dazu vielseitig verwendbaren Jochen Frey auch Manuel Zug. Der Neuzugang nutzte seine Chance auf der zwischenzeitlichen Problemposition des linken Außenverteidigers, auch wenn die Akzente nach vorne weiterhin vor allem über rechts durch Riccardo Spataro im Verbund mit dem in der erstren Mannschaft reaktivierten Clayton Zwetsch oder Dominik Bentele kommen. Dringend abstellen muss die Mannschaft im Hinblick auf höhere Aufgaben die zu vielen Ballverluste in der Hinrunde beim Aufbauspiel aus der eigenen Hälfte, auf die die gegnerischen Mannschaften mittlerweile erkennbar spekulieren.
Wenn man nicht in der Pause noch personell auf dieser Position nachlegt, muss Onur Hepkeskin zudem darauf hoffen, dass sein Stammtorhüter Kevin Fritz nicht durch eine Verletzung oder Rote Karte erneut ausfällt. Zwar machte der junge Niklas Klemenz bei seinen Einsätzen meist eine recht gute Figur, aber an die Klasse von Fritz kommen derzeit weder er, noch der reaktivierte und dann ebenfalls verletzte Oldie Dirk Ziegler oder Michael Kopf heran.
Start am 16. Januar
Verletzungen sind auch ein Thema mit Blick auf die anstehenden Hallenturnieren, denen sich auch Onur Hepkeskin nicht ganz verweigern will, "auch weil etliche Spieler das gerne wollen." Ernst wird es wieder ab dem 16. Januar, wenn beim FC Holzhausen draußen die Vorbereitung auf die entscheidende Saisonphase beginnt. Und dann korrigiert sich der Trainer doch noch: "Vielleicht ist die Note für die Hinrunde doch eher eine 2 bis 3."