Dennis Söll erlebte mit der Frankfurter Eintracht im Camp Nou ein "Jahrhundert-Spiel" und traf dabei auch Alex Meier. Foto: Söll

Es gibt Spiele, von denen man später noch seinen Enkeln erzählt – genau ein solches erlebte Dennis Söll als Fan von Eintracht Frankfurt beim 3:2-Erfolg der Hessen im Viertelfinale des Europacups im Stadion Camp Nou beim ruhmreichen FC Barcelona.

Zwei Fußball-Herzen schlagen in der Brust des Spielertrainers des Landesligisten TSV Trillfingen: Das eine für den Heimatverein und das andere für den Bundesligisten Eintracht Frankfurt.

Mit dem "Adler-Virus" infiziert

"Ursprünglich war ich Bayern-Fan", erzählt Söll, "aber es hat mir nicht gefallen, wie die Münchner mit verdienten Spielern umgegangen sind. Vor etwa sieben oder acht Jahren war ich dann in Frankfurt im Stadion, als die Eintracht gegen den VfB Stuttgart in der Nachspielzeit gewonnen hat. Das hat mir gefallen, wie die Mannschaft gekämpft hat, und wie die Fans ihr Team feiern – auch wenn es verliert. Das hat mir sehr imponiert." Fortan war es um den Trillfinger geschehen – er war mit dem "Adler-Virus" infiziert.

"Eine kleine Auszeit vom Alltag"

Seither besucht der 30-Jährige immer wieder Spiele der Eintracht. "Ich versuche immer wieder, zu den Frankfurter Partien zu gehen, sofern es mit den Spielen des TSV Trillfingen, sowie beruflich und auch privat vereinbar ist. Das ist für mich einfach eine kleine Auszeit, in der ich vom Alltag abschalten kann. So war ich auch vor zwei Jahren mit dabei in Lissabon, als die Eintracht bei Benfica gespielt hat und am Ende das Halbfinale erreicht hat. Das war schon Wahnsinn." Einen noch weitaus größeren Triumph seiner Eintracht erlebte der Frankfurt-Fan am Gründonnerstag. "Ich hatte den Flug nach Barcelona schon vor mehreren Wochen gebucht, hatte aber keine Karte. Ein spanischer Arbeitskollege hat mir dann glücklicherweise eine besorgt."

"The Messi from Frankfurt"

Und so machte sich Söll auf den Weg in die katalanische Metropole. "Das war schon gigantisch. In der Las Ramblas haben sich die Frankfurt-Fans gesammelt – alle in weiß, das war schon vorab über die sozialen Medien ausgegeben worden – und dann sind zwischen 25 000 und 30 000 Frankfurter Richtung Stadion marschiert. Das war herrlich anzusehen", erinnert sich Söll. Am Stadion Camp Nou der nächste Gänsehaut-Moment für den Trillfinger, als sich die Eintracht-Legende Alex Meier zu den Fans gesellte, sich mit ihnen fotografieren ließ und beim Bierchen in Gespräche vertiefte. "Die Barca-Fans kannten ihn gar nicht und haben gefragt, wer das denn ist. Ich habe ihnen dann gesagt er sei "the Messi from Frankfurt‹, und sie haben groß geschaut", sagt Söll und lacht.

Sölls Wunsch erfüllt sich bereits nach vier Minuten

Nach Spielbeginn dann gleich das nächste Highlight: Filip Kostic brachte Frankfurt bereits nach vier Minuten per Foulelfmeter mit 1:0 in Führung. "Damit ist für mich ein Wunsch in Erfüllung gegangen, denn ich wollte unbedingt ein Tor der Eintracht bejubeln – egal bei welchem Spielstand", sagt Söll. Es sollte aber noch besser kommen; Rafael Borrè erhöhte kurz vor der Halbzeit auf 2:0 mit einem Wahnsinns-Schuss. "Das war das erste Mal, wo mir in den Sinn kam, die könnten das Spiel ja gewinnen", schildert der Trillfinger seine Gefühlswelt die völlig aus dem Häuschen geriet, als Kostic in der zweiten Halbzeit das 3:0 gelang. "Der Jubel war grenzenlos, während sich die Spanier aufgeregt haben." Doch Barcelona kam in der Schlussphase noch einmal auf 2:3. "Wir haben dann gezittert, bis der Schiedsrichter endlich abgepfiffen hat. Danach war es unfassbar. Die Frankfurter Spieler sind drei Mal zurück aus der Kabine gekommen und haben mit den Frankfurter Fans gefeiert. Das war gemeinsamer, grenzenloser Jubel!" Nach einer durchgemachten Nacht ging es für Söll morgens um 7 Uhr zurück im Flieger nach Deutschland.

Die Hoffnung auf ein Endspiel gegen Glasgow

Im Halbfinale trifft Frankfurt nun auf den englischen Premier League Klub West Ham United. Nach London wird Söll seine Mannschaft nicht begleiten, "aber ich schaue, dass ich für das Heimspiel Karten bekomme." Der Trillfinger traut den Hessen auch den Einzug ins Finale zu, das auch ein rein deutsches werden kann. Steht doch RB Leipzig im zweiten Semifinale und trifft dort auf die Glasgow Rangers. "Mir wären die Rangers lieber, die Schotten haben geile Fans."