VfL Nagold-Stürmer Ali Karsli. Foto: Schuon

Verbandsliga: Vollblutstürmer hat seit seinem Wechsel noch nicht getroffen. Mit Interview

Ali Karsli ist ein Vollblutstürmer, wie er im Buche steht. In den vergangenen beiden Jahren hat er in der Landesliga Odenwald 58 Tore für den SV Königshofen erzielt. Seit seinem Wechsel zum VfL Nagold wartet der 25-Jährige jedoch noch auf seinen ersten Treffer. Wir haben uns mit dem Neuzugang über die Gründe unterhalten und auch darüber, wie der Wechsel überhaupt zustande kam.

Ali Karsli, neun (Kurz-)Einsätze in der Verbandsliga und noch kein Tor. So lange mussten Sie wahrscheinlich schon eine ganze Weile nicht mehr auf einen Treffer warten, oder?

Eigentlich bin ich immer der klassische Torjäger gewesen. In Königshofen war das Spiel auf mich zugeschnitten. Da spielte ich als einzige Spitze. Da war klar: Wir spielen den Ball auf Karsli. Da hab ich natürlich auch viele Tore gemacht. In Nagold spiele ich bisher vor allem auf den Außenpositionen, da ist es meine Hauptaufgabe, Chancen vorzubereiten. Das ist zwar etwas ungewohnt für mich, war aber von vorneherein klar, dass es so läuft. Ich muss mich noch an die Umstellung gewöhnen

Als gelernter Stürmer können Sie sicher erklären, weshalb es beim VfL gerade mit dem Tore schießen nicht so wirklich klappt.

Das komische ist, dass es im Training klappt. Natürlich trainieren wir da im Moment sehr viel mit Torabschlüssen, Flanken und Offensivkombinationen. Ich bin überzeugt davon, dass sobald wir mal das erste Tor machen, dann haben wir das Glück wieder auf unserer Seite. Wichtig ist auch, dass wir im Kopf frei bleiben. Ich glaube wenn wir mal ein Ding reinmachen, dass dann der Knoten platzt.

Und wann sehen wir den ersten Treffer von Ali Karsli im Trikot des VfL Nagold?

Das verfolgt mich schon bis nachts in meine Träume (lacht). Spaß beiseite: Sobald wie möglich auf jeden Fall. Auch mir würde ein Tor natürlich gut tun. Ich hätte in Tübingen eigentlich schon eins machen müssen. Das war meine Chance. Ich wünsche mir das selbst am meisten, endlich mal zu treffen. Abgesehen vielleicht von Armin.

Wie kam der Kontakt eigentlich zustande?

Wir sind beide beim Daimler. Da hatte Armin wohl von mir gehört und mich irgendwann auf der Arbeit angerufen und gefragt, ob ich nicht Lust hätte, in Nagold im Training vorbeizuschauen. Ich hatte sowieso Interesse daran, hier in der Gegend zu spielen. Bisher hatte ich ja in der Landesliga Odenwald gespielt, bin jeden Freitag nach Hause zu meinen Eltern gefahren und am Sonntag wieder zurück. Der Aufwand war mir aber zu extrem. Nach dem Studium wollte ich das nicht mehr.

Wie groß ist denn der Leistungsunterschied zwischen der Landesliga Odenwald und der Verbandsliga?

Das ist auf jeden Fall eine große Umstellung. Es wird körperbetonter gespielt. Das Spiel ohne Ball ist viel wichtiger. Und wenn man ihn am Fuß hat, hat man nicht mehr so viel Zeit. In der Landesliga konnte man den Ball annehmen und sich dann umschauen, wie es weitergeht. Das geht jetzt nicht mehr. Hier muss man schon wissen, wo der Ball als nächstes hin soll, bevor man ihn bekommt. Das Niveau ist einfach viel höher. Das merkt man zum Beispiel auch bei den Torhütern. Aber man lernt in jedem Spiel und in jedem Training dazu. Diese Umstellung lässt sich mit harter Arbeit im Training, Fleiß und Spaß meistern. Für mich gilt es, gesund zu bleiben und das im Training geforderte umzusetzen. Der Erfolg kommt dann hoffentlich von allein. Wir haben viele verbandsligaerfahrene Spieler in der Mannschaft, von denen man viel lernen kann.

Gerade diese Spieler haben in den letzten Wochen aber häufig gefehlt, auch abgesehen von den Langzeitverletzten.

Wir haben eigentlich die Qualität im Team, um auch diese Ausfälle zu kompensieren. Aber mit Chris Ormos oder Marco Quiskamp fehlen wichtige Stützen, die man nicht so einfach kompensieren kann. Das sind unsere Führungsspieler, das kann sich schon auf das Spiel auswirken.

Ganz zu schweigen von Pascal Reinhardt ...

Seine Unterstützung fehlt uns natürlich am meisten. Neben seinen spielerischen Qualitäten hat er die Mannschaft auf dem Platz geführt, nicht nur im Spiel sondern auch in jedem Training. Das war schon spitze, wie er das gemacht hat. Wir müssen leider eine lange Zeit ohne ihn auskommen und gewöhnen uns Spiel für Spiel besser daran.

Man hat bisher auch in jedem Spiel gesehen, dass das Team mithalten kann.

Auch gegen Neckarrems hätten wir wieder mindestens einen Punkt mitnehmen können. Inzwischen denke ich nach den vielen Unentschieden, die wir bisher hatten, aber: Lieber mal ein Spiel verlieren, dafür dann das nächste gewinnen.

Hatten die vielen Unentschieden zu Saisonbeginn wirklich einen so schlechten Einfluss auf das Team?

Wir waren nach den Spielen natürlich immer enttäuscht, was jetzt nicht heißt, dass die Stimmung danach schlecht wurde. Aber es ist einfach sehr ärgerlich, wenn man nach solchen Spielen in der Kabine sitzt und sich fragt, wie es sein kann, dass man das jetzt nicht gewonnen hat.

Am Samstag spielen Sie nun in Hollenbach, einem der Titelfavoriten.

Für mich ist es ein sehr besonderes Spiel, da ich aus der Gegend komme. Ich werde viele alte Gesichter wiedersehen. Familie und Freunde werden da sein. Auch ein, zwei Kumpels von mir kicken bei Hollenbach.

Es wird aber auch das vermeintlich schwierigste Spiel der bisherigen Saison.

Wir fahren da nicht zweieinhalb Stunden hin, um den Samstag zu verplempern. Wir werden alles raushauen. Und auch da ist wieder was zu holen. Ich hoffe, dass sie uns etwas unterschätzen und es uns gelingt, den Gegner gut auszukontern. Die müssen das Spiel machen. Das sollte uns entgegenkommen. Vielleicht tun wir uns auch einfacher, wenn wir nicht der Favorit sind. Vielleicht können wir dann auch – gerade vor dem Tor – befreit aufspielen.