Armin Bader spricht im Interview darüber, was er sich vom außerordentlichen SBFV-Verbandstag erhofft. Foto: Eich

Fußball: Was sich der Bezirksjugendwart für den Nachwuchs erhofft, erzählt er im Gespräch.

Die Trainer und Funktionäre der Nachwuchsmannschaften aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis blicken gespannt auf die virtuellen Verbandstage der baden-württembergischen Fußballverbände am 20. Juni. So auch Armin Bader. Wir sprachen mit dem Bezirksjugendwart des Fußballbezirks Schwarzwald.

Herr Bader, was erhoffen Sie sich vom virtuellen Verbandstag des Südbadischen Fußballverbands am kommenden Samstag?

Nach dem virtuellen Verbandstag wird für alle Vereine eine Planungssicherheit herrschen. Egal welcher Antrag am Schluss die Mehrheit finden wird, die Vereine können auf dieser Basis für die Zeit nach der Beendigung der fußballlosen Zeit planen. Natürlich wünsche ich mir, dass durch die dann festgelegten Änderungen in den Satzungen und Ordnungen Rechtssicherheit herrscht und keine Rechtsstreits auf uns zukommen werden.

Erwarten Sie, dass der Leitantrag der Verbandschefs, also die Saison 2019/20 zum 30. Juni abzubrechen, eine klare Mehrheit bekommt?

Ich wünsche mir, dass die Vorlage, die der Verband gemacht hat, eine Mehrheit bekommt. Es wäre sicherlich eine Bestätigung für den Verband, wenn das Votum recht deutlich ausfallen würde. Die Verbandsverantwortlichen mit dem Verbandsjugendausschuss haben es sich nicht leicht gemacht und sich intensiv damit auseinandergesetzt, um alle Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen. Was herausgekommen ist, ist eine Vorgehensweise, welche die Zustimmung der Delegierten verdient hätte.

Andererseits haben ja zahlreiche südbadische und württembergische Vereine angekündigt, dass sie auch ein Aufstiegsrecht der zweitplatzierten Mannschaften einfordern werden. Was halten Sie von diesem Antrag?

Zuerst einmal ist das gelebte Demokratie. Jeder Verein hat die Möglichkeit, Anträge zu stellen. Hätte der Verband eine andere Vorgehensweise als Leitantrag vorgelegt, hätte es sicherlich ebenso ergänzende Anträge gegeben. Die nun von Vereinen vorgelegten Anträge beziehen sich auf einen spezifischen Aufstiegswunsch dieser Vereine. Insgesamt müssen auch Punkte wie das mögliche Aufblähen der Ligen, das Ausbluten der unteren Kreisligen und das daraus resultierende Spielaufkommen sowie eine mögliche und machbare Abstiegsregelung in der kommenden Saison genauso für eine Entscheidungsfindung berücksichtig werden. Was als Vorlage zustandegekommen ist, sehe ich als die beste aller Möglichkeiten an. Sowohl in Sachen Abschluss der laufende Saison – als auch in Sachen Durchführung der kommenden Runde.

Was halten Sie von der bayerischen Vorgehensweise? Die Bayern wollen ja die Runde 2019/20 Anfang September fortsetzen.

Aus meiner Sicht wäre diese Vorgehensweise für die allermeisten Amateurvereine die schlechteste aller Möglichkeiten. Bei vielen Vereinen begann die Planung für die kommenden Saison bereits zu Beginn des Jahres. So sind Trainerfragen, Spielerwechsel oder Gespräche über Spielgemeinschaften schon sehr weit fortgeschritten und oftmals schon geklärt. Wie soll dies bei einer Fortsetzung geregelt werden? Und wie soll bei einer Fortsetzung im Jugendbereich die Altersklasseneinteilung dann erfolgen, wie die Handhabung mit bestehenden oder neuen Spielgemeinschaften? Soll zum Beispiel ein A-Jugendlicher im Herbst bei den Aktiven spielen - oder bei der A-Jugend? Dies alles könnte dazu führen, dass zum Beispiel Vereine ihre A-Jugendmannschaft aus dem Spielbetrieb zurückziehen würden. Zusammenfassend wären es aus meiner Sicht im Jugendbereich - und auch im Aktivenbereich - mehr Nach- als Vorteile. Und sportlich gesehen würde diese Vorgehensweise auch keinen fairen Meisterschaftsablauf garantieren.

Sicher ist schon jetzt, dass auch die Nachwuchsligen zur Runde 2020/21 größer werden. Sehen Sie darin ein Problem?

Ja - es wird sicherlich eine große Herausforderung, da ja immer noch nicht sicher ist, wann wir dann wirklich beginnen können. Sicherlich werden wir im Gegensatz zu den vergangenen Jahren einige Restriktionen bei den Terminwünschen machen müssen. Zwar wollen wir - wenn möglich - im Jugendbereich Spieltage unter der Woche und auch zur Ferienzeit vermeiden, wir können aber aktuell nichts ausschließen. Sicherlich werden Spielverlegungswünsche viel schwieriger realisierbar als bisher sein. Die Anzahl von mindestens 14 Mannschaften in der Bezirksliga der A- und B-Jugend ist grenzwertig und wird von allen Vereinen einiges abverlangen.

Die Corona-Regelungen wurden ja gelockert. Was ist denn derzeit auf dem Platz im Nachwuchsbereich möglich?

Bezüglich dem Mannschaftssport Fußball gelten weiter die bekannten Regeln. Leider dürfen wir immer noch nur in Kleingruppen mit den bestehenden Abstandsregeln um und auf dem Platz trainieren.

Alles geht derzeit also nur mit Abstand. Dieser ist doch gerade für die Bambini-Kicker kaum einzuhalten - oder?

Natürlich ist dies kaum machbar - beziehungsweise die Kinder kommen ja nicht zum Training, um sich nur den Ball zuzuspielen. Sie wollen den Ball erobern, gemeinsam Tore erzielen und sich natürlich gemeinsam freuen und umarmen. Alles dies geht aktuell mit den Abstandsregeln nicht. Ich wünsche mir, dass die jetzt noch bestehenden Regeln die Pandemieauswirkungen weiter verringern. Weiter hoffe ich, dass weitere Lockerungen bald möglich sein werden. Und hoffentlich kann dann auch der Mannschaftssport Fußball wieder wie gewohnt stattfinden. Eine Entscheidung liegt aber nicht in unserer Hand.

Noch einmal der Blick auf den ersten virtuellen Verbandstag am Samstag. Wie groß ist denn prinzipiell der Einfluss des Nachwuchsfußballs auf die Entscheidungen?

Mit einigen Vereinen habe ich diese Themen ausführlich diskutiert. Wir vom Verbandsjugendausschuss haben auch alle Jugendleiter der Vereine für eine Meinungsbildung schriftlich angefragt. Die eindeutige Mehrzahl ist der Meinung, dass die Saison aus Sicht des Jugendfußballs beendet werden muss. Diese Meinungen und Anmerkungen haben wir an die Verantwortlichen weitergegeben, diese sind auch so in die Entscheidungsfindung mit eingeflossen. Letztendlich - und das zeigen auch frühere Entscheidungen - überwiegt bei den Abstimmungen leider die Sicht auf die aktiven Mannschaften. Hier würde ich mir wünschen, dass die Vereinsvertreter generell den Jugendfußball - und somit die Zukunft des Fußballs - noch mehr mit berücksichtigen würden.

Werden die Ergebnisse des Verbandstages zu 100 Prozent für den Nachwuchsfußball übernommen? Oder gibt es vielleicht spezifische Lösungen für diesen Bereich?

Die Entscheidungen schließen den Jugendfußball komplett mit ein. Einzig bei einer Fortsetzung der Saison nach dem 30. Juni, wovon keiner heute wirklich ausgeht, müssten die Besonderheiten aus dem Jugendfußball noch berücksichtigt werden.