Momentan ist Axel. E. Heil fast täglich in der Städtischen Galerie anzutreffen. Die Vollendung seines Kunstwerkes "Facing Vau-Ess" im Rahmen der aktuellen Ausstellung "Fusionen" ist nämlich Teil der Arbeit des Künstlers.
Villingen-Schwenningen - "In process" steht hinter dem Titel seiner dreigeteilten, großflächigen Zeichnung, und das ist durchaus wörtlich gemeint. Der Künstler stellt unter den Augen der Besucher ein Triptychon fertig, in dem er Porträts von "kulturnahen" Menschen, Architekturen, Landschaften, Farben und Strukturen in VS verortet und verzahnt, ergänzt und in Beziehungen setzt. Ganz im Sinne einer Fusion, die im besten Fall einer Optimierung gleichkomme, wie er sagt.
Für einige Wochen verlässt Axel E. Heil sein Atelier in Dauchingen, um die "dritten Phase" seiner Arbeit – nach der Motivauswahl und der Ausarbeitung der Bildelemente ist das nun dessen grafische und malerische Zusammensetzung – in der Galerie abzuschließen. Da fand der Kunstverein im Jubiläumsjahr der Stadt für das Sonderformat seiner Jahresausstellung vorübergehend eine neue Heimat, und die ausstellenden Künstler, so auch Heil, freuen sich über die hier herrschenden "optimalen Verhältnisse für die Präsentationen".
Entscheidung zum Kunststudium für das Lehramt
1951 wurde Axel E. Heil in Pforzheim geboren. Viele Mitglieder seiner Familie waren in der einstigen "Goldstadt" in der Schmuckindustrie tätig, sein Großvater malte Landschaften. In dieser Umgebung ließ man dem Heranwachsenden freie Hand bei seiner frühen Leidenschaft, dem Malen und Zeichnen, und unterstützte seine Wahl, Kunsterziehung, Kunstgeschichte und Kunstwissenschaft zu studieren. "Mich interessierte auch Sport, Archäologie und Psychologie", erzählt Axel E. Heil, doch sein Ersatzdienst an einer Sonderschule verstärkte schließlich die Entscheidung zum Kunststudium für das Lehramt.
Seine erste Stelle als Pädagoge trat er 1980 am Deutenberg-Gymnasium an, wo er bis zu seiner Pensionierung 2015 bleiben sollte. Auch am Hoptbühl-Gymnasium, den St. Ursula-Schulen, dem Wirtschaftsgymnasium und der Waldorfschule brachte er Jugendlichen die Kunst nahe und widmete sich mit ihnen außerdem der Theaterarbeit. Er sei "eigentlich Zeichner", sagt der Mann, der seinem Namen aus symmetrischen Aspekten ein E. hinzufügte. Er zeichnet auf Flächen von der Größe einer Zigarettenschachtel, aber auch auf meterlangen Papierbahnen. Mit diesen machte er in den vergangenen Jahren auf sich aufmerksam, wurden sie in Kirchen doch zu überdimensionalen Fastentücher oder verhüllten Altare. Installiert hat er sie schon in Dürbheim, Immendingen und Zittau, in der Benediktinerkirche und in der Bickenkapelle. Gerade wurde er für die Stadtkirche in Furtwangen angefragt und arbeitet aktuell an dem Entwurf.
Ausstellungen im süddeutschen Bereich
Seit 1969 beteiligt sich Axel E. Heil an Ausstellungen im süddeutschen Bereich, veranstaltet Performances und Installationen. "Ernsthaft künstlerisch tätig" sei er seit 1970, sagt er. Aktuell nehme er Themen aus dieser Zeit wieder auf und stelle sie aufgrund seines heutigen Verständnisses neu und anders dar. "Ich sehe meine Arbeiten im Bereich des Realismus. Soziale, politische, medizinische mediale, kulturelle, künstlerische Entwicklungen verbinde ich mit menschlichen Grundempfindungen wie Ruhe, Furcht, Spannung", erklärt er.
Konsequent arbeite er in Serien, um Themenbereiche auszuloten. Dabei seien die menschliche Figur sowie die Produkte des menschlichen Tuns die Grundlage seiner Arbeit. Dieses "Nachdenken" in künstlerischer Form findet in Kirchenräumen, aber auch in ehemaligen Fabrikräumen, in Arztpraxen oder Museen – wie zuletzt bei "Kunst Produktion" im Uhrenindustriemuseum – statt.
Doppelstadt ist ihm ans Herz gewachsen
Villingen-Schwenningen und seine Umgebung mit einer "abwechslungsreichen Landschaft, durch die ich gerne radle und einem reichhaltigen Kulturangebot, das ich ausgiebig nutze", ist dem Pforzheimer ans Herz gewachsen. Schon auch, weil sich gerade Schwenningen sehr gut mit Pforzheim vergleichen lasse. Hier wie da gab es eine monostrukturierte Industrie, die "entscheidende Momente industrieller Umbrüche verpasste". In Schwenningen war es die Quarzuhr, in Pforzheim der Modeschmuck, der die desaströse Wende brachte.
Axel E. Heil gehört seit vielen Jahren auch dem Jazzclub Villingen an, er ist künstlerischer Beirat des Kunstkreises Tuttlingen und des Königsfelder Kunstraums. Führungen, Vorträge und Ausstellungskonzepte ergänzen sein künstlerisches Wirken. Für ihn, der mit seiner Frau in Dauchingen lebt, sind Villingen und Schwenningen zwei Teile eines großen Ganzen, in dem Parteilichkeit keinen Platz hat. Genauso wenig unterscheidet Heil zwischen Hobby und Beruf. Er habe als Lehrer und Künstler stets beide Bereiche miteinander vereint. Schon sehr lange gehört er dem Kunstverein VS an, zu dem all jene Zugang finden, die eine künstlerische Ausbildung oder als Autodidakten ein konsequentes Arbeiten nachweisen können.
Präsentation in der Städtischen Galerie
Die Besonderheit der aktuellen Ausstellung "Fusionen" liegt darin, dass sich diesmal nicht nur Vereinsmitglieder bewerben konnten. Von 60 eingereichten Arbeiten wurden 30 ausgewählt, die noch bis zum 29. Januar in der Städtischen Galerie präsentiert werden. Auch das neue Jahr begann für Axel E. Heil in der Städtischen Galerie, in der er täglich zwischen 13 und 17 Uhr anzutreffen ist und auch Führungen anbietet. 2023 wird für den Künstler wiederum ein spannendes Jahr, denn "in meinem Kopf steckt noch ganz viel drin".